In Hamburg droht einer der größten deutschen Museumsskandale der letzten Jahre: Vermutlich sind alle Tonkrieger und alle Grabbeigaben, die im Museum für Völkerkunde in der Ausstellung "Macht im Tod" gezeigt werden, nur Kopien. Auch die acht Hauptfiguren der Terrakotta-Armee - sie stehen gesichert in Glaskästen - sind wahrscheinlich keine Originale aus dem Grab des ersten chinesischen Kaisers aus dem 3. vorchristlichen Jahrhundert, sondern moderne Nachbildungen.
Offizielle der chinesischen Kulturverwaltung bezweifelten gestern offen die Authentizität der Tonkrieger. "Wenn es eine Ausstellung in Deutschland gäbe, müssten wir es wissen", sagte ein Kulturfunktionär aus Xian der Deutschen Presse-Agentur. Es könne sich nur um Kopien handeln. Inzwischen ist auch die Polizei eingeschaltet. Gestern besuchten Beamte des Landeskriminalamtes das Haus an der Rothenbaumchaussee und sichteten den Schriftverkehr. "Wir ermitteln wegen des Verdachts auf Betrug und Urheberrechtsverletzung", hieß es.
Das Museum hat inzwischen Konsequenzen aus den blamablen Vorgängen gezogen und teilt seit heute auf einem Anschlag im Eingangsbereich mit, dass Zweifel an der Echtheit der Exponate bestehen. Bisher haben 10 000 Besucher die Ausstellung gesehen. Wer sich jetzt getäuscht fühle, erhalte sein Eintrittsgeld zurück.
Ausgelöst wurde der Skandal durch den früheren Antiquitätenhändler Roland Freyer, der gegen den Organisator der Hamburger Ausstellung, das Center of Chinese Art and Culture in Markkleeberg bei Leipzig, Anzeige erstattet hatte. Freyer droht nun damit, auch Museumschef Wulf Köpke wegen Beihilfe zum Betrug zu verklagen, sollte er die Ausstellung heute wieder öffnen.
http://www.abendblatt.de/daten/2007/12/11/826185.html
erschienen am 11. Dezember 2007
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