Du traust dir hier in meinem Bärenthread so etwas zu posten? ;-) Puh, da liegen unsere Meinungen tatsächlich weit auseinander. Kein Problem, ich habe sogar Gemeinsamkeiten gefunden in deiner und meiner Meinung
Gemeinsamkeiten: China hat diese Krise verdammt gut gemeistert. Ich kann mir gut vorstellen das der Konsum sowie Energieverbrauch in China dem des Vorkrisen Niveaus entspricht. Ich bin im allgemeinen beeindruckt wie China die Krise gemanaged hat. Das BIP Chinas wird voraussichtlich nicht schrumpfen dieses Jahr! Beeindruckend. Notenbanken und die Regierungen werden alles tun was machbar ist. Und ihre Möglichkeiten sind noch nicht ausgeschöpft. Dazu die US Wahl. Sehe es auch so! Die können weiter stützen. Bei aller Gelddruckerei sollte aber auch auf Effizienz geachtet werden. Vielleicht ist es nicht gesund wenn jeder Pleitegeier gerettet wird? Siehe TUI. Ist das ein Unternehmen was systemrelevant ist? Ist das Geld dort wirklich sinnvoll angelegt in Zeiten einer weltweiten Pandemie, wie ist denn der Ausblick für TUI und der Reisebranche? TUI hat mittlerweile trotz Millardenhilfen Tausende Menschen entlassen. Ich denke wir sollten vorsichtiger mit unseren Ressourcen umgehen. Maß und Mitte bei allen Rettungen nicht vergessen, siehe Video von Prof. Sinn. Ich sehe auch qualitative Unterschiede zwischen der Unterstützung von kleinen Betrieben, sowie des Mittelstandes im Vergleich zu der Unterstützung von Großkonzernen. Da hat die Lobbyarbeit sich mal wieder ausgezahlt.
diskutable Unterschiede: Dax 8000 war der Moment des größten Schreckens... zum Zeitpunkt des Börsen Tiefs war Amerika mit 1000 Infizierten völlig am Anfang der Krise. Ebenso Südamerika mit wenigen Infizierten. Standpunkt heute: es bahnt sich eine Katastrophe an in Südamerika und auch z.B. in Indien. Die Anzahl der Infizierten steigt dort immer noch exponentiell an. Russland sieht auch sehr schlecht aus: Putin meinte mal, echte Russen bekommen keine Grippe. Tja das ist die Art von Denke die auch Boris Johnsen hatte. Großbritannien steht nun schlechter da als Italien. China hat radikal ganze Städte unter Quarantäne versetzt. Sehr schnell reagiert, noch dazu als wirklich erstes Land mit diesem Virus. Es ist sehr interessant wie unterschiedlich die Länder und Regierungen auf die Krise reagiert haben. Auch hier steigt mein Respekt vor China. Insgesamt finde ich die Lage jetzt bedrohlicher als zum Zeitpunkt des Börsentiefs. Natürlich mit Blick auf die Welt, in Deutschland ist man vielleicht tatsächlich über den Berg. Aber das hängt auch von dem Verhalten der Menschen ab. Für die einzelne Person bestand nie eine echte Gefahr es sei denn man ist krank und alt. Das Virus ist gefährlich für das System, weil hochansteckend, und 20% aller Fälle ohne Symptome verlaufen. Prof Streeck hat die echte Sterblichkeitsrate berechnet. Damit kommt man auf 0.35% (evtl. 0.44% laut paper) Sterblichkeit, für ganz Deutschland sind das immer noch 280.000 Tote wenn der Virus alle Menschen infizieren kann. Ich sehe Massenproteste in Deutschland. Die Menschen sollen ruhig ihre politische Meinung haben, aber sie bringen hier den Erfolg des Lockdowns in Gefahr. Ich denke auch von Konzerten und anderen Massenveranstaltung muss man sich für längere Zeit verabschieden. Soweit zum Diskutablen.
Hier die krassesten Unterschiede die ich sehe. Wir sind alle keine Experten auf dem Gebiet wie es der Wirtschaft gerade geht. Die Experten selber sind sich ja noch uneins über das volle Ausmaß der Krise. Aber die ersten Schätzungen wie sehr die Wirtschaft unter der Krise leidet sind schon jetzt schlimmer als 2008. Ich bin offen für Quellen die etwas anderes belegen. Was die Börse daraus macht wird man sehen. Aber von einer schnellen Erholung will ich nichts hören, das klingt für mich nicht nach haltbaren Informationen. Überzeuge mich ruhig vom Gegenteil. Dafür ist das Forum ja hier da. Vergleicht man Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, BIP Entwicklung, die Menge der Notenbank Hilfen... alles übertrifft die Krise 2008 deutlich. Und zwar weltweit, nicht nur in Amerika oder Europa. Prof Fuest hat mal gesagt, diese Krise hat eine andere Qualität. Für mich bedeutet das, wir erleben eine Krise wie man sie hoffentlich nur einmal im Leben sieht. Das sage ich nicht, weil ich hier besonders negativ eingestellt bin. Nee das sind Aussagen der Experten die sich beruflich damit intensiv auseinander setzen und einen ganz anderen Blick darauf haben, schon alleine aus Erfahrung heraus, aber weil sie eben auch mehr Zugang/Einblick in die Wirtschaftsdaten haben als wir.
Und dann waren die Aktien ja schon vor Beginn der Krise völlig überbewertet. Und sind es immer noch. Der Nasdaq steht auf selben Niveau wie vor der Krise... sorry da wird einfach alles ausgeblendet. Siehe Buffet Indikator, ebenso achte ich auf die 10y-3m yield Kurve. Sehe es so wie Fips.
Trotzdem danke für deine Sicht FairSilv. Lass uns in einem Jahr mal zurückblicken :-) |