nachvollziehbares Problem. Beispielsweise eine Abhängigkeit vom Finanzmarkt, dem gegenüber man sich immer noch halbwegs gut darstellen wollte und deshalb nur nach und nach mit den Problemen rausgerückt ist. Im nachhinein führt das dazu, dass man wie du und ich jetzt als Aktionär dem Vorstand kein Wort mehr glaubt. Aber dieses Problem kennt man doch nicht nur aus der Wirtschaft. Auch im Privtaleben hat man öfter mit Freunden und Familienmitgliedern zu tun (tut es vielleicht auch selbst gegenüber anderen), die bestimmte Dinge aus Scham oder aus einem ganz praktischen Nutzen verschweigen und dann nur nach und nach mit der Wahrheit rauskommen.
Beziehen wir das auf Asian Bamboo hatten wir bisher folgenden Ablauf. In 2010 wollte Asian Bamboo durch den bis dahin großen Erfolg des Geschäfts expandieren. Man hatte angekündigt, in die Faserproduktion zu gehen und bis dahin hat man auch plangerecht neue Plantagen erworben, um die Ernten zu sichern. Dann kam der erste Einbruch aufgrund des Wetters. Kann man auch im nachhinein durchaus noch akzeptieren. Gleichzeitig stiegen aber noch die Rohstoffpreise, weshalb für AsianBamboo kein Grund bestand, irgendwelche Zukunftsprognosen zu senken. Parallel fing aber der Aktienkurs schon leicht an zu schwächeln, sei es wegen den damaligen Q3-Zahlen wegen des Wetters oder halt einfach Gewinnmitnahmen nach den zwei Topjahren. Anfang 2011 brachen dann die Rohstoffpreise ein, die chinesische Wirtschaft verlangsamte sich etwas aber die Arbeiter dürften nicht mehr zu Zugeständnissen beim Lohn bereit gewesen sein, was aber damals vielleicht nur so langsam vor sich hin gärte, was deren Unzufriedenheit anging. Durch die ersten wirtschaftlichen Probleme ging dann erstmal der Stämmeabsatz ab Q2/11 zurück, parallel fiel der Rohstoffpreis dramatisch. Zusätzlich war der Aktienkurs dann Mitte des Jahres durch Sino stark belastet. Dadurch wurde eine Kapitalerhöhung zu akzeptablen Kursen auch unmöglich. Zu dem zeitpunkt begann der Vorstand dann herum zu druksen, vielleicht aus den oben im ersten Absatz erwähnten Gründen. Man wollte gerade gegenüber dem Finanzmarkt gut dastehen, erst recht bei dem Druck, der durch Sino auf ihnen lastete. All das führte dann später zusätzlich noch zu den nachvollziehbaren Sonderabschreibungen auf biol.VG. Ab Jahresende 2011 hat sich dann vielleicht der Druck der Bauern und Landwirte nochmal zusätzlich bemerkbar gemacht, die dann auf höheren Löhnen bestanden. Ist ja alles denkbar. Ich will damit nur sagen, im Grunde sind die Vorstandsaussagen zwar verwerflich und im nachinein falsch, aber so im zeitlichen Ablauf kann ich das alles durchaus nachvollziehen, wenn man unterstellt, dass der Vorstand aus oben genannten Gründen (menschliche Psyche plus Rücksichtnahme auf Finanzmarkt) so gehandelt hat. Das es im nachhinein dann auf den Finanzmarkt noch schlimmer gewirkt hat, ist zwar richtig, aber konnte der Vorstand so vielleicht nicht ahnen. Er spielte möglicherweise auf zeit und dachte die Probleme am Rohstoffmarkt, dem Aktienkurs und zuletzt mit den Löhnen sind nur temporär vorhanden. Und nun sitzt man halt tiefer in der Tinte. Alles nicht schön, aber ich seh nach wie vor keinen Grund deshalb von Betrug zu reden. Dennoch kann die Gewinnwarnung natürlich auch ziemlich heftig ausfallen, falls Kostendurck durch höhere Löhne, plus Umsatzausfall durch weniger Sprossenernte, plus Absatzausfall durch lahmende Wirtschaft und somit weiterhin niedrige Stämmeumsätze alles zusammengekommen ist, vielleicht sogar dadurch auch nochmals Sonderabschreibungen auf biol.VG vorgenommen werden müssen. Insofern muss man auf schlimme Q2-Zahlen gefasst sein. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass Asian bamboo aus dem Tal wieder hervorkommen kann, nur dann halt aufgrund der höheren Personalkosten und niedrigeren Rohstoffpreise absehbar mit deutlich niedrigeren Margen als in den Jahren 2007-2010. Aber man wird sicherlich auch ohne Zuschreibungen eine Ebit-Marge von 20-25% erreichen können, wenn man die Probleme ehrlich zu sich selbst angegangen ist. Und ich hoffe man ist dann auch ehrlich zum Finanzmarkt und gesteht diese von mir geschilderten Faktoren ein. Wichtig für den Anleger ist doch nur, was er zukünftig erwarten kann. Und da ist dieses schrittweise rausrücken mit den schlechten News halt tödlich. Die sollen reinen isch machen, alles transparent erklären, selbst wenns noch so mies ist, und dann ist die Aktie auch irgendwann psychologisch bereinigt. Kapitalerhöhungen sind ja jetzt eh aussichtslos geworden. Also muss man da auch keine Rücksicht mehr kurzfristig nehmen, falls man das vorhatte. |