Für mich etwas überraschend sind scheinbar terminlich geplant zum Juli-Anfang die ersten Trinity-Desktop-Systeme aufgetaucht. Hier in Deutschland ausgerechnet bei ALDI ein Medion-Desktop und bei den Yankees ein HP-System, hier bei Bestbuy. Die Einführung der Trinity-APU macht bisher einen professionellen Eindruck. Scheinbar ausreichende Mengen, termingerecht und mit bedachter Reihenfolge, gemäß der Bedeutung für das Geschäft. Erst die PC-Hersteller, erst der Notebook-Bereich, dann Desktop und zuletzt der Einzelverkauf. Das war nicht immer so. Interessanterweise war es diesesmal bei Intel anders. Hier wurde die neue CPU erst im Einzelverkauf angeboten, was für manche Marktbeobachter, wie Daniel Nenni bei Semiwiki, zum Anlaß nahmen über gewisse Fertigungsprobleme bei Intel zu spekulieren. Seiner Meinung nach war diese Vorgehensweise bei Intel bisher einmalig und ungewöhnlich. Weiß nicht, da ich mich für Intel nur am Rande interessiere. Eine weitere Überraschung war heute eine kurze Meldung bei Digitimes, wonach eine chinesische Zeitung wohl von neueren Einschätzungen zum PC-Markt 2012 des Marktforschers Gartner erfahren hat, wonach man für 2012 jetzt sogar von einem leichten Stückzahlen-Rückgang um 0,4% gegenüber 2011 ausgeht. Bislang lagen die Erwartungen bei einem Zuwachs um 4,4%. Bei IDC ähnlich bei 5%. Siehe dazu auch die Grafik im Beitrag #1063. Statt erwarteten 365 Mio., nun nur noch 363 Mio. PCs. Ohne Tablets. Bis jetzt ist keine Press Release bei Gartner zu finden, die diese neue Einschätzung begründet. Es gibt bekanntlich einige Schwächen in den "mature markets", wie den USA oder Teilen Europas. Hier eine Meldung zum US-Notebook-Markt vom Freitag, der von einem Rückgang von 17% in den ersten 5 Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum berichtet. Der Citigroup-Analyst, dessen Einschätzung Emmerdeur gefunden hat, verbindet diese bekannten Schwächen, mit Branchen-Berichten aus dem Juni über Korrekturen bei den erwarteten Zuwachsraten einiger Hersteller und Zulieferer für das Gesamtjahr bzw. einige Quartale, sowie AMDs Angabe, das der letzte Monat eines Quartals ihr verkaufstärkster wäre zu der Möglichkeit eines deutlichen Verfehlens der Prognose für Q2. Dagegen spricht u.a.: Wie anhand der Grafik im Beitrag #1045 zu sehen ist, ist der Umsatzanteil den AMD in den "mature markets" wie USA und Europa leider nur noch recht gering. Die Zahlen stammen aus den AMD-Jahresberichten. Die Abwärtstendenzen sind leider intakt und demnach können die Anteile z.Z. vielleicht noch geringer sein, als zu Ende 2011. Auch ist AMDs Marktanteil im Notebook-Segment mit 16-17% viel kleiner als der von Intel. Die negativen Einflüße aus dieser Schwäche in den "mature markets" müssten demnach für Intel eigentlich wesentlich stärker sein, aber von Intel war bislang nichts entsprechendes zu hören. Man bleibt bei der Erwartung eines hohen einstelligen Zuwachses für Q2(Stand Anfang Juni). Eine Gewinn/Umsatzwarnung ist von Intel nicht mehr zu erwarten, da sie diese im Gegensatz zu AMD immer recht frühzeitig, einige Wochen vor Quartalsende abgeben. AMDs größte Absatzmärkte sind vorallem China. Was hier geschieht, hat und hätte für AMD große Bedeutung. Aber was dort im Moment so geht, kann man leider kaum beurteilen. Etwas irritierend im Gegensatz zu den schon eh konservativen Einschätzungen von IDC und Gartner für das Jahr 2012 zum Jahreswechsel, waren die teilweise sehr hohen, erwarteten Zuwachsraten insbesondere der Notebook-Hersteller für das Gesamtjahr bzw. Q2/12. Sie lagen vor der teilweisen Korrektur im Juni alle deutlich im zweistelligen Bereich von 20-25%. Nach der teilweisen Korrektur einiger Hersteller liegen sie aber immer noch im zweistelligen Bereich, so zwischen 11-18%. Digitimes-Researchs Erwartungen im Notebook-Sektor liegen bei einem Zuwachs um 17,5% auf insgesamt 236 Mio. Stück. Und selbst wenn die wohl hauptsächlich von Intel geschürten Erwartungen in die Effekte durch "Ivy-Bridge", "Ultrabook" und "Windows 8" nicht erfüllt würden, rechne man immer noch mit einem Zuwachs um 10,6% auf 222 Mio. Einheiten. Die von Intel geschürte Zuversicht mit gebetsmühlenhaft vorgetragener Wiederholung der genannten drei Faktoren als Erfolgstreiber, war ein Grund für die hohen Erwartungen, vor deren Überbewertung u.a. Gartner schon frühzeit gewarnt hatte und nun im Juni einige Hersteller angesichts der Marktrealitäten und den Unsicherheiten angesichts der weltwirtschaftlichen Entwicklung veranlasste, ihre Erwartungen zurückzuschrauben. Meiner Ansicht nach, betreffen entsprechende "Korrektur"-Meldungen aus der Branche im Juni hauptsächlich und vielleicht sogar insgesamt Intel, als Folge einer zu optimistischen Einschätzung durch Intel der Marktentwicklung des Jahres 2012 , die etwa dem Stand Ende 2011, Anfang 2012 entspricht. Notebook-Hersteller und Zulieferer haben wohl im blinden Vertrauen darauf, ihre Produktionsplanungen danach ausgerichtet. |