Natürlich hat man gewusst welche Risiken bei den Vestas-Zahlen kommen könnten. Es ist doch nun schon seit ein paar Tagen bekannt, dass Trump bei seiner Steuerreform die US Subventionen für Wind via PTC um rd. 30% kürzen will auf 0,015 $/kWh.
Das einzigste was dabei nicht bekannt war in wie fern das Vestas schon kurzfristig tangieren könnte. Offenbar könnte diese kräftige Subventionskürzung Vestas viel schneller treffen als man annehmen konnte, denn Vestas hat nun eine neue Free Cash Flow Guidance angegeben mit einem unteren Ende von 450 Mio. €. Vorher war die Guidance bei mindestens 700 Mio. €. Das bedeutet nichts anderes, dass die Gefahr sehr groß ist, dass einige US Windfarms auf der Kippe stehen könnte wegen der eventuellen Kürzung der PTC von 30%. Weniger Aufträge als erwartet, weniger Free Cash Flow, da logischerweise dann geringere Anzahlungen, die sich normalerweise zwischen 10 bis 20% des Auftragsvolumen bewegen. Da reden wir dann bei Vestas schon von gut und gerne von über 1,5 GW an Aufträgen weniger wie eingeplant beim Worst Case.
Ob nun wirklich diese kräftige Kürzung in den USA kommen wird weiß keiner. Jedenfalls haben sich am Wochenende zwei Republikaner im Senat zu Wort gemeldet, dass sie gegen die Kürzung der US Windsubventionen sind und sie dem nicht zustimmen werden. Sollte noch ein weiterer Republikaner dagegen stimmen, dann wird es wohl zu keinen Kürzungen kommen und schwupps wäre bei Vestas fast alles wieder ok. Im Senat sieht die Verteilung so aus: 52 Republikaner - 48 Demokraten.
Die Q3-Zahlen von Vestas waren beim Gewinn etwa 10% niedriger als erwartet. Was aber auch mit dem schwächeren Dollar zu tun hatte. Der saftige Vestas Kursabsturz kam einzig und alleine von der neuen Free Cash Flow Guidance wie auch der riesigen Guidancespanne, die ganz klar aufzeigt wleche Unsicherheiten nun in Vestas zumindest kurzfristig drin sind bis klar ist wie es bei den Subventionen in den USA laufen wird.
Was bei Nordex los ist keine Ahnung, denn normal ist das sicher nicht, dass es kaum Auftragseingänge in Q3 gab. Wobei Leerverkauf natürlich Recht, dass sich das ganze schon seit 12 Monate angebahnt hat durch den immer weiter fallenden Auftragsbestand. Dass aber so wenig Aufträge kommen, das konnte man natürlich nicht wissen.
Das dürfte wohl der schwächste Quartalsauftragseingang seit 4 Jahren werden für Nordex. Das Problem ist halt, dass schon im 1. Hj. die Auftragseingänge schon richtig schlecht waren. Warum, wieso echt keine Ahnung bis auf den Fakt, dass das Deutschlandgeschäft von Nordex richtig einbrechen wird in 2018, nach dem es in 2017 erstklassig gelaufen ist mit etwa 800 MW an Neuinstallationen. Es gab aber auch so gut wie keine Auftragseingänge für Acciona-Mühlen in den letzten 4 Monate. Wobei das aber auch daran liegen könnte, dass z.B. Indien mit 172 MW und der eine oder andere US Safe Harbor Auftrag kommen wird bzw. zu 100% klar ist, jedoch nur eine oder mehrere Formalien fehlen um es als offiziellen Auftragseingang vermelden zu können. Wenn dem so wäre wär bei den Acciona-Mühlen von der Auftragsseite her alles ganz ok. Wenn dem nicht so sein soll, dann gibt es nicht nur bei den Nordex-Turbinen erhebliche Auftragsprobleme, sondern auch noch bei Acciona.
Konkurrenzfähig ist Nordex mit Sicherheit. Hat man ja bei den beiden argentienischen Auktionen jüngst gut sehen können. Hinter Vestas rangiert Nordex dort an Nr. 2 noch vor SiemensGamesa. Das Problem ist halt, dass General Elecetric wie SiemensGamesa haben eigene Finanzbanken in ihren Konzernstrukturen und so können sie ganz problemlos, spottbillig und sehr schnell Projekte mitfinanzieren/zwischenfinazieren. Das ist natürlich vor allem bei großen Projekten ein riesen Vorteil, den halt Nordex als kleiner Player nun halt gar nicht hat.
Was jetzt genau bei Nordex los mit dieser eklatanten Auftragsschwäche schon das ganze Jahr über wird Nordex in der kommenden Woche klipp und sagen müssen. Ausflüchte kann es nach dem Kursdesaster nun nicht mehr geben.
Ich habs schon mal vor ein paar Wochen geschrieben, dass Warburg der Nordex Auftragsresearcher ist und somit deren Prognosen einigermaßen mit denen der Nordexplanungen übereinstimmen werden. Warburgs Prognose sieht für 2018 ein Umsatz von 2,5 Mrd. € und ein kleinen Nettoverlust von 7 Mio. €. Dass Warburg ihre Schätzungen um gut 20% nach unten korrigiert hat zeigt zumindestens mir, dass Nordex selbst überrascht wurde in punkto Auftragseingänge. |