Laufend aktualisierte Nachrichten, Analysen und Hintergründe zu Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport Die Nuklearkatastrophe in Japan trübt die Perspektiven für EdF und Areva erheblichFür viele AKW-Betreiber sind nach Fukushima schwierige Zeiten angebrochen. (Bild: Keystone/Martin Ruetschi) Frankreichs Nuklearbranche stehen schwierige Zeiten bevor. Die Exportaussichten für die Branche sind getrübt, und zugleich drohen den Unternehmen teure Nachbesserungen zur Erhöhung der Sicherheit.Gerhard Bläske, Paris .... Milliarden-Pläne auf Eis gelegtDass sich die Exportaussichten für Frankreichs Nuklearbranche eintrüben würden, ist schon länger klar. Italien hat die Pläne, mit französischer Hilfe vier Atomkraftwerke zu bauen, auf Eis gelegt. Es gilt als wahrscheinlich, dass sich die Italiener in einer Volksabstimmung gegen die Atomkraft aussprechen. Die Schweiz hat ihre Pläne ebenfalls eingefroren, und nun hat auch Grossbritanniens Vize-Premier Nick Clegg die Atomvorhaben in Frage gestellt. Das träfe Areva und die EdF, die dort gleich mehrere Anlagen bauen wollen, hart. Selbst in den USA und in anderen Ländern dürften grosse Hoffnungen fehl am Platz sein. Überall hat die EdF Milliarden investiert, um von der erwarteten weltweiten Renaissance der Atomkraft zu profitieren. Nun droht Ungemach sogar im eigenen Land, wo die EdF 58 Atomanlagen betreibt, die mehr als drei Viertel des Stroms liefern. Während die Regierung zunächst Konsequenzen aus dem Unfall ausschloss, musste sie nun eingestehen, man könne nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Premierminister François Fillon ordnete eine Überprüfung aller Anlagen an. Unfall nicht ausgeschlossenBei einer Anhörung vor dem Parlament wollte der Chef der Nuklearaufsicht, André-Claude Lacoste, einen schweren Atomunfall selbst in Frankreich nicht ausschliessen. Ausserdem empfiehlt er der EdF, den im Bau befindlichen Druckwasserreaktor (EPR) im normannischen Flamanville vorerst nicht weiterzubauen, um teure Nachbesserungs-Arbeiten zur Erhöhung der Sicherheit zu vermeiden. Das Projekt ist ohnehin mehrere Jahre in Verzug, ebenso wie der Bau eines anderen EPR in Finnland, bei dem laut Lacoste ebenfalls Nachbesserungen verlangt werden könnten. Schon nach bisheriger Einschätzung wird das Vorhaben mit 5 Mrd. € fast doppelt so teuer wie ursprünglich erwartet. Pläne für den Bau eines zweiten französischen EPR dürften jedenfalls auf Eis gelegt werden. Da die Nuklearaufsicht auch bei den Altanlagen «alles überprüfen» will, drohen der EdF nun erhebliche Mehrkosten. Ohnehin kritisierte die Nuklearaufsicht Wartungsmängel und den verspäteten Austausch von Komponenten durch die EdF. Unabhängig davon ging Frankreich 1999 beim südwestfranzösischen Atomkraftwerk Blayais, das infolge einer Überschwemmung unter Wasser stand, nur knapp an einer Katastrophe vorbei. Die Anlage im elsässischen Fessenheim schliesslich, nahe der deutschen und Schweizer Grenze, befindet sich in einem erdbebengefährdeten Gebiet. Mehrere Schweizer Kantone fordern die Schliessung des ältesten französischen Atomkraftwerks, das auch in Deutschland auf scharfe Kritik stösst. usw.... Und Deutschland hat Technologien zu bieten, um die Investitionen in andere Kanäle zu lenken. |