13. März 2019, 18:45 Uhr Wirecard Der beurlaubte Mitarbeiter
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Der Zahlungsabwickler aus Aschheim kommt nicht zur Ruhe. Jetzt geht es um die Vorwürfe gegen einen Manager in Singapur. Die Aktie brach zwischenzeitlich um fünf Prozent ein. Von Nils Wischmeyer
Nach Ermittlungen rund um einen potenziellen Bilanzskandal hat Wirecard den leitenden Angestellten in Singapur, Edo K., beurlaubt. Das teilte das Unternehmen mit und nannte den Vorgang vollkommen normal. Die Aktie des Dax-Konzerns brach daraufhin um zwischenzeitlich fünf Prozent ein.
Kurios: Nach Informationen der Staatsanwaltschaft in Singapur hat Wirecard bereits seit dem 9. Februar den Kontakt zu Edo K. verloren, wenige Tage nachdem die Financial Times den ersten Bericht über mutmaßliche Fälle von Geldwäsche und Umsatzmanipulation im Asien-Geschäft veröffentlicht hatte. Wirecard weist die Behauptung zurück und sagt, lediglich die asiatische Holding habe keinen Kontakt zu Edo K.; die Zentrale in Aschheim allerdings schon. Edo K. habe demnach zunächst selbst Urlaub bis zum 8. März eingereicht. Zusammen habe man anschließend entschieden, dass Edo K. beurlaubt bleibe, bis der endgültige Bericht einer externen Anwaltskanzlei vorliege und alle Vorwürfe geklärt seien.
Die externe Anwaltskanzlei Rajah & Tann hatte bereits im Mai 2018 einen vorläufigen Bericht für Wirecard erstellt. Darin steht, dass mehrere Mitarbeiter Verträge gefälscht und rückdatiert hätten, um so Geld zwischen den einzelnen Einheiten von Wirecard hin und her zu schieben. Ziel soll es gewesen sein, die Umsätze wesentlich größer aussehen zu lassen als sie es tatsächlich sind. Im schlimmsten Fall, so führen die Anwälte aus, gehe es um einen Schaden von mehreren Millionen Euro: Umsatzbetrug, Betrug von Behörden und potenziell auch Geldwäsche. Einer der Hauptbeschuldigten in diesem Report ist Edo K, der nach Fertigstellung des Anwaltsberichts im Mai 2018 offenbar weiterhin für Wirecard gearbeitet hat. Die Beurlaubung K.s wurde kurz nach einer weiteren Schlappe für Wirecard bekannt. Der Zahlungsdienstleister aus Aschheim hatte vor einem Gericht in Singapur Beschwerde über die ermittelnden Behörden eingereicht und mehrere Dokumente, darunter Mails und Buchhaltungsbelege, von den Behörden zurückgefordert. Die Staatsanwaltschaft hingegen warf Wirecard in einer Antwort vor, dass allein die Anträge einen "Prozessmissbrauch" darstellen, keine "legale Basis" haben und dass Wirecard so versuche, die Ermittlungen "unrechtmäßig einzuschränken". Das Gericht wies zwar darauf hin, dass es nicht nötig sei, alle Dokumente von Wirecard zu konfiszieren, wies die Beschwerde von Wirecard aber ab. Die Ermittler der Staatsanwaltschaft hatten zuvor die Büros von Wirecard mehrmals durchsucht, um Dokumente sicherzustellen. Der Antwort auf die Klage zufolge ermittelt die Abteilung für Wirtschaftskriminalität zurzeit wegen des Verdachts auf Fälschungen, Betrug, Geldwäsche und "Round-Tripping". Das bedeutet, die Untereinheiten von Wirecard hätten versucht, Geld über interne und externe Kanäle so zu verschieben, dass der Umsatz höher aussieht, als er eigentlich ist. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb gegen sechs Mitarbeiter von Wirecard, darunter Edo K., aber auch andere leitende Angestellte und gegen sechs Tochtergesellschaften oder Einheiten von Wirecard. Die Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft zudem auf elf Drittparteien ausgeweitet, die angeblich mit Wirecard über Verträge verbandelt sind. Dazu gehört unter anderem Flexiflex, ein Unternehmen, das mit Hydraulik sein Geld verdient. Dem vorläufigen Bericht der Anwaltskanzlei Rajah & Tann zufolge gebe es aber massive Anzeichen dafür, dass die Verträge von Edo K. oder einem anderen Mitarbeiter gefälscht wurden. Wirecard weist die Behauptungen mit der Begründung zurück, es habe nie eine geschäftliche Beziehung zu Flexiflex gegeben.
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