Markus Braun hat uns ja bei twitter ausgesperrt. Schade. Aber ich brauche ja auch nicht seine tweets, um zu wissen, was in Dornach alles so passiert... zum FAZ-Artikel Wirecard zum Beispiel tüftelt eher im Verborgenen an neuen Technologien, um das Bezahlen für alle bequemer zu machen. Kein sexy Gewerbe, aber eines mit Zukunft.
Davon abgesehen, dass "kein sexy Gewerbe" eine unfreiwillige Komik in den Satz bringt, bezweifle ich sehr, dass wirecard mit innovativer Technologie sein Geld verdient. Was für eine innovative Technologie hat man denn erfunden? Oder verstehe ich da wieder ewas falsch? Wirecard steht so da, wie sie dastehen, weil Braun gut antizipiert - z.B. durch den Bankkauf (der ja manchmal zur Bankgründung gemacht wird, aber gut, ich will nicht kleinlich sein) Nicht nur das Unternehmen bevorzugt die Randlage, auch sein Vorstandschef Markus Braun ist keiner, der sich gerne in den Mittelpunkt drängt.
Das ist ein Sympathie weckender Charakterzug von Braun. Ich kenne ihn nicht so gut wie andere, z.B. Zatarra, hihi, aber ich habe das schon mehrfach geschrieben: Seine Bescheidenheit gefällt mir, auch die Begeisterung, die ihn ergreift, wenn er über sein "Baby" Wirecard spricht. Ich spüre hier ehrliche Begeisterung, das ist nicht aufgesetzt, nicht affektiert, dass wirkt authentisch. Doch wenn Braun einmal ins Erzählen gerät über die Zukunft des Einkaufens und des Bezahlens, dann ist er so wenig zu stoppen wie der digitale Fortschritt, für den seine Firma seit Jahren steht.
Der erste Teil des Satzes ist ok, der zweite Teil, siehe oben, überzeugt mich weniger. Wo ist die Innovation aus Dornach? Wirecard ging 2000 an die Börse, hat also die turbulente Dotcom-Blase erfolgreich durchlitten und erweiterte stetig das Geschäftsfeld.
Unfug. Infogenie ging an die Börse, war klinisch tot und wurde mit Geld von der EBS gerettet, dessen Herkunft äußerst (!) fragwürdig war, wie man damals auch ausführlich im Internet lesen konnte, aber auch in öffentlichen Publikationen verschiedener Behörden. Wire Card, die ursprüngliche Firma, ging kurz vor dem Börsengang auf rätselhafte Weise pleite. Das war meines Wissens aber bisher die einzige Pleite, bei der Markus Braun beteiligt war. Dennoch gehört sie zu seiner Vita, wie die späteren Erfolge. Wire Card ging "reversed" an die Börse und unterlag daher (nach meinem Verständnis) auch nicht einer so strengen Kontrolle wie bei einem "echten" IPO. Der Börsenprospekt von 2005 ist ein lesenswertes Dokument und eine wahre Fundgrube für Kritiker (weshalb ich Zatarra nachdrücklich geraten habe, den genauer anzuschauen) zum Nachlesen: https://www.pressetext.com/print/20031216049 http://news.bbc.co.uk/2/hi/technology/2353477.stm "Börse, wir kommen", Wire Card, Mai 2001 https://www.brn-ag.de/2028 Wertpapierprospekt Wire Card, 2005, pdf http://irpages2.equitystory.com/wc/pdf/WireCard_Prospekt_20051021.pdf Die Firma gibt, seit sie 2006 mit einer Banklizenz ausgestattet wurde, eigene Kreditkarten heraus
Wirecard wurde nicht mit einer Banklizenz ausgestattet, man hat sie erworben. Second Hand Lizenz. Die Anleger waren zufrieden.(...) Jedenfalls bis zum Februar vergangenen Jahres, als sie von vermeintlichen Enthüllungen einer bis dahin unbekannten Research-Firma namens Zatarra aufgeschreckt wurden.
Was genau ist an Tatsachen "vermeintlich"? Zatarra erhob im Internet schwere Anschuldigungen, bezichtigte Wirecard in einem 101-seitigen Report der Geldwäsche, des illegalen Glücksspiels und der Bestechung und gab für die Aktie ein Kursziel von null Euro aus.
Es gab nicht nur diesen einen Bericht. Allein dadurch disqualifiziert sich der Autor, die Dinge zu bewerten, die er gar nicht kennt. Zwar wies Wirecard alle Vorwürfe zurück, doch viele Anteilseigner reagierten verunsichert. Sie erinnerten sich plötzlich daran, dass Wirecards Vorgängerfirma EBS-Holding in den Frühzeiten des Internets auch Zahlungen für Kunden aus der Glücksspiel- und Pornoszene abgewickelt hatte. Der Aktienkurs gab um bis zu einem Viertel nach, eine Milliarde Euro gingen binnen kürzester Zeit verloren.
Das Problem an der EBS war definitiv nicht, dass sie Porno und Glücksspiel abgerechnet haben. Das hat Paypal auch. Das Problem war ein ganz anderes, siehe oben: Wurde das Geld legal verdient oder profitierte man von skrupellosen Partnern, insbesondere aus Osteuropa? Hat man Dinge abgerechnet, als die anderen es schon nicht mehr getan haben? Und schließlich: wie kam man eigentlich zu den Bewertungen für die verschiedenen Firmen, die eingebracht wurden? (das ist aber wieder eine ganz andere Frage) Vor dieser Attacke hatten mehrere Hedgefonds auf fallende Kurse der Wirecard-Aktie gewettet. Nach einer Anzeige der Bankenaufsichtsbehörde Bafin ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft nun gegen mehrere Verdächtige wegen Kursmanipulation. Je nach Verlauf des Strafverfahrens entscheidet Wirecard, ob das Unternehmen auch zivilrechtlich vorgeht.
Gegen Zatarra? Gegen Dohms? Gegen Alasdair Pal? Gegen die Wahrheit? Das will ich sehen! Es wird seit März 2016 angeblich ermittelt im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen die Wirecard. Das sagt zumindest Zatarra - und nicht nur Zatarra. Dass 2016 Anfragen gestellt wurden an US-Behörden im Zusammenhang mit der Bluetool-Geschichte, das ist belegbar (siehe google). Was der genaue Inhalt der Strafanzeige der BaFin ist, weiß man nicht. Genauer gefragt hat es offenbar niemand, wahrscheinlich sind die meisten Journalisten mit den vorgekauten Informationen zufrieden. „Man sollte in Wirecard investieren, weil man an das Wachstum der Digitalisierung glaubt.“
Man sollte nicht investieren, wenn man nicht überzeugt ist, dass die Hunderten Millionen, die wirecard ständig irgendwo investiert, gewinnbringend angelegt sind. Wenn nicht, dürfte auch das Wachstum der Digtalisierung die wirecard nicht retten. Aber wenn immer mehr Menschen merken, dass sie ihren Kaffee einfach mit dem Smartphone bezahlen können, wollen sie so eine positive Erfahrung viel häufiger machen.“
Und das kann man nur mit der wirecard? Eine spezielle Gruppe nimmt das Angebot, in Deutschland per Smartphone zu bezahlen, gerne an: nämlich Chinesen, die zu Besuch sind. Seit Wirecard mit dem zu Alibaba gehörigen Bezahldienst Alipay 2015 eine Kooperation begonnen hat, haben Einzelhandelsketten wie Rossmann, Zwilling und Body Shop oder Warenhäuser wie Printemps ein kleines Zusatzgerät an ihren Kassen installiert und setzen darauf, dass die Chinesen ihrem Ruf als ausgabefreudige Touristen gerecht werden.
Das ist toll, was da mit Alipay passiert! Alipay ist mit mehr als 800 Millionen Nutzern weltweit die größte Payment und Lifestyle Plattform und hat mehr als 50% Marktanteil im Online-Geschäft. Im mobilen Payment-Sektor erfolgt die Bezahlung mit Alipay und Concardis mittels eines QR-Codes am POS, welcher durch die Alipay-App generiert wird. Am POS ist Alipay mit 80% Marktanteil der absolute Marktführer in China. (concardis.com/alipay)
nur wirecard? „Vision 2020“. Sie sieht eine Verdreifachung des Transaktionsvolumens gegenüber 2016 vor, von 67 Milliarden Euro auf 190 Milliarden Euro im Jahr 2020. Der Umsatz, der im vergangenen Jahr erstmals knapp über eine Milliarde Euro betrug, soll dann auf 2,5 Milliarden Euro steigen.
2,5 Milliarden Umsatz. Aktuell >7 Milliarden Börsenwert. Soll der Börsenwert dann auf 21 Milliarden steigen? Was ist gleich wieder der Umsatz von worldpay? FAZ(it): Da hätte man die wirecard den Artikelgleich selbst schreiben lassen können, dann hätte die FAZ wenigstens offiziell Geld für die Werbung nehmen können. ----------- "Be patient" (Zatarra Research & Investigations, ca. Mai 2016) |