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InvestitionenVersicherungen suchen neue Ziele für Geldanlagen
MÜNCHEN/MZ. Versicherungskonzerne sind Großanleger auf den Kapitalmärkten. Allein die Münchner Riesen Allianz und Munich Re haben gut 670 Milliarden Euro in Anlagen aller Art stecken. Wesentliche Teile sind bislang in Staatsanleihen geflossen, die nun zum Schreckgespenst geworden sind. Entweder rentieren sie sich nicht mehr, oder sie sind hochriskant wie manche Anleihen aus Südeuropa. Zugleich steht die Assekuranz unter Anlagezwang - vor allem wegen ihrer Lebensversicherungskunden und deren Garantiezins. Manager wie Holger Kerzel müssen kreativ wie nie sein.
"Die Beteiligung der Privatwirtschaft an griechischen Staatsschulden war der Sündenfall", beschreibt der Geschäftsführer des Munich Re-Vermögensverwalters Meag die Befindlichkeiten seiner Branche. Seitdem werde verstärkt von Staatspapieren in andere Anlagefelder umgeschichtet. Was ist risikoarm und bringt Rendite? Das ist die Kardinalfrage. Als neuer sicherer Hafen gelten mittlerweile Unternehmensanleihen, aber auch Solar- und Windparks oder Infrastruktur wie Gas- und Stromnetze.
"Man muss umdenken", sagt Kerzel. Ganz ersetzen könne man die Staatsanleihen nicht, weil Alternativen in diesem Ausmaß fehlen. Munich Re plant, binnen fünf Jahren 2,5 Milliarden Euro in erneuerbare Energien zu investieren. Zusätzlich sollen 1,5 Milliarden Euro in Infrastrukturprojekte fließen. Diese vier Milliarden Euro entsprechen zwei Prozent der konzernweiten Anlagegelder von 200 Milliarden Euro. Falls die Staaten die Rahmenbedingungen für Anlagen in erneuerbare Energien und Infrastruktur kalkulierbarer machen, "geht da noch mehr", sagt Kerzel.
Bereits investiert ist bei der Munich Re in diese Bereiche eine gute halbe Milliarde Euro. Dafür hat sich die Meag unter anderem am Eon-Gasnetz beteiligt, dem größten Deutschlands mit 12 000 Kilometern Länge. Meag-Millionen stecken auch im RWE-Stromnetz, in Windparks auf dem Festland, in Solarparks auf Teneriffa und in Italien.
Weiter als der Rückversicherer ist der ehemalige Schwesterkonzern Allianz. 1,3 Milliarden Euro sind dort in 34 Windfarmen und sieben Solarparks investiert, sagt Geschäftsführer David Jones. Dazu kommt eine weitere Milliarde Euro für Infrastruktur. "Die Renditen überzeugen", betont Jones. Bei erneuerbaren Energien taxiert er sie auf sieben Prozent. Bis zu neun Prozent, sagt Kerzel. Dazu sei das Risiko dort unabhängig vom derzeitigen Auf und Ab an den Börsen. Allianz und Munich Re planen langfristig - Solarparks und Windfarmen wollen sie bis ans Ende ihrer wirtschaftlichen Nutzungsdauer zu halten, also Jahrzehnte.
"Bei unseren Investments werden wir uns in den nächsten Jahren auf den Infrastrukturbereich konzentrieren", sagt der Geschäftsführer der Allianz-Tochter ACP, Rainer Husmann, über eine zweite Stoßrichtung. Das können auch Flughäfen und Bahnstrecken sein oder - wie schon geschehen - die Parkuhren der US-Metropole Chicago. Die Einnahmen daraus hat sich die Allianz auf 75 Jahre gesichert.
Bei der Munich Re gelten zudem Autobahnen, Häfen oder Kabelnetze als Anlageziele. "Es ist ein weites Feld", sagt Kerzel. Risikolos sei aber die neue Anlagestrategie nicht, räumt er ein. So habe Spanien schon einmal zu einer privatisierten Autobahn eine kostenfreie Parallelstrecke gebaut oder rückwirkend Subventionen für erneuerbare Energien gekürzt. Deshalb seien bei Infrastrukturinvestitionen in Ländern wie Spanien schon mal zweistellige Renditen nötig, um eine Anlage zu rechtfertigen.