Lieber Zahlen, zum letzten China-Post: - Warum kann China Güter herstellen, aber nicht selbst konsumieren? Es ist keine Nachfrage in dem Land da, die ausreichen würde. Die Arbeiter bei Mercedes-Benz können auch eine ganze Menge davon herstellen, trotzdem werden die meisten Mitarbeiter dort keinen dieser Wagen selbst fahren. Jeder kann Güter fertigen, die er sich selbst nicht leisten kann, das ist doch kein ungewöhnlicher Fall, oder? Die Haushalte in China sind zu arm, um sich die Dinge, die sie herstellen, selbst zu kaufen. Wie viele Chinesen haben ein iPad? Wie viele überhaupt ein Auto? Des weiteren ist ein großer Teil des chinesischen BIP (fast die Hälfte) Investition in Sachanlagen (also neue Produktionsmittel). Zum Vergleich: Die Bruttoanlageinvestitionen in Deutschland betragen 20% vom BIP, die der USA 12% (das ist ein wirkliches Problem der USA). China hat wenig Binnenkonsum und es wird Jahrzehnte dauern, bis die Chinesen reich genug sind, um auf ähnlichen Niveau Güter nachzufragen, wie wir (natürlich pro Kopf betrachtet). - Kein wirkliches Geld, etc. Das ist Geldtheorie. Die Dollarreserven liegen bei der Zentralbank, nicht beim Staat. Diese Dollarreserven sind folgendermaßen entstanden: Ständig stehen Leute vor der Tür, die chinesische Produkte kaufen möchten. Sie legen Dollar auf den Tisch. Damit kann man in China jedoch nicht bezahlen. Also tauschen die chinesischen Unternehmen direkt und/oder die chinesischen Banken Dollar in Yuan um. Diese Dollar landen letztlich bei der Zentralbank, die dafür dann neue Yuan druckt und die Dollars entgegen nimmt. Da China ständig mehr exportiert, als importiert, stapeln sich im Keller der chinesischen Zentralbank im Laufe der Zeit die Dollarnoten. Das bedeutet nun aber nicht, dass die Volkswirtschaft diese einsetzen könnte. Schließlich wurden dagegen ja bereits Yuan umgetauscht. Wenn also Foxconn für Apple Produkte herstellt und regelmäßig in Dollar bezahlt wird, diese aber gegen frische Yuan bei der Zentralbank tauscht, liegt das Kapital bereits bei Foxconn. Würde die Zentralbank nun die Dollars erneut verwenden, um irgendwas zu kaufen (die Brooklyn Bridge), wäre dasselbe Geld ja zweimal im Umlauf. Zum Einen gehört dies nicht zu den Aufgaben der Zentralbank. Zum Anderen geht dies aber auch nicht. Mit jedem Dollar, den die Zentralbank einnimmt und jeden derzeit 6,7 Yuan, die sie dafür herausgibt, vergrößert sich die Geldmenge in China, was die Preise steigen lässt. Dieser Effekt lässt sich umkehren, indem die Zentralbank Dollar gegen Yuan verkauft und damit die Geldmenge wieder verkleinert. Die Brooklyn Bridge wird sie aber kaum in chinesischer Währung verkaufen können. Noch ein weiteres Problem stellt sich: Wenn die ZB die Dollars für ihr Land würde einsetzen wollen, interveniert sie damit natürlich am Devisenmarkt. Der Aussenwert des Dollars würde massiv zurückgehen, der des Yuan massiv steigen (Da das Angebot an Dollar steigt und die Nachfrage nach Yuan, wird der Dollar relativ billiger, der Yuan relativ teurer). Zusammengefasst 3 Punkte: 1. Für jeden Dollar, den die Zentralbank im Keller hat, sind bereits 6-7 Yuan in China im Umlauf - darum hat die ZB das Geld nicht wirklich, sondern die Unternehmen, die die Dollars verdient und dann umgetauscht haben 2. Devisen (also ausländische Währungen) sind für eine Volkwirtschaft sehr wichtig um a) im Ausland Güter kaufen zu können (Chinesische Bürger müssen ihre Yuan ja erst in Dollar tauschen, bevor sie in den USA etwas kaufen können) und b) die eigene Geldmenge zu steuern, indem man ausländische Währungen gegen die eigene verkauft und damit die eigene Währung einzieht. Die ZB braucht diese Devisen also und kann nicht damit spielen. 3. Der Besitz der Devisen ist wie ein goldener Käfig. Will die ZB wirklich etwas damit machen, verschlechtert sie die aussenwirtschaftliche Situation ihres Landes (dies gilt für jedes Land). China kann seine Produkte so gut absetzen, weil die Währung billig ist. Für einen Dollar kann ich Waren für 6,7 Yuan kaufen. Die wird künstlich so gehalten, indem massiv Dollar von der ZB angekauft werden. Natürlicherweise müsste der Yuan gegen den Dollar aufwerten, da ständig Dollar (Angebot) gegen Yuan (Nachfrage) getauscht werden. Indem die ZB beliebig viele Yuan druckt und zur Verfügung stellt, verhindert sie diese Aufwertung. Kommen die Dollar nun ins Spiel, wertet der Yuan auf und plötzlich gibt es für einen Dollar nur noch Waren im Wert von 5 Yuan. Dann sind diese Waren vielleicht teurer, als vergleichbare Produkte aus anderen Währungszonen und die chinesischen Exporte gehen zurück. Chinas Zentralbank ist eingespannt in einer Zwickmühle: Drücken sie weiter die Währung, bleiben die Exporte hoch, aber die Preise im Inland steigen (und Importe verteuern sich natürlich). Drücken sie die Währung nicht, bleiben zwar die Preise im Inland moderat und die Importe erschwinglich, dafür gehen aber die Exporte zurück und Millionen Chinesen verlieren ihren Job. Beides ist nicht gut und könnte zu Aufständen führen, weswegen Chinas Regierung keineswegs in einer komfortablen Situation ist. So, jetzt aber wieder an die Arbeit. Ich hoffe, dass sich das Bild etwas aufgehellt hat? Viele Grüße und einen schönen Tag |