Wird mal interessant zu sehen sein, ob der Kurs nun weiter steigt oder ob es eine Sell-the-news-Reaktion gibt, denn die Zerschlagung war ja schon länger erwartet worden und der Kurs im Vorfeld höher gelaufen.
FTD, 16.10.06 Investoren stellen TUI Ultimatum von Jenny Genger und Sven Clausen (Hamburg)
Mehrere Großinvestoren haben TUI-Vorstandschef Michael Frenzel ultimativ zu einer Aufspaltung des Konzerns aufgefordert. Auch der Vermögensverwalter Hermes fordert eine Entflechtung.
Das Management müsse "einen Zeitplan bekannt geben für die Aufspaltung in Tourismus und Schifffahrt in 6 bis 18 Monaten", heißt es in einem gut 50-seitigen Thesenpapier, das an Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder verschickt wurde. Zudem haben sie auf ihr Drängen bereits mit Aufsichtsratschef Jürgen Krumnow ihren Strategievorschlag diskutiert.
Der Schritt ist eine für Deutschland ungewöhnliche Form der Eskalation. Normalerweise diskutieren Investoren ihre Ideen mit dem operativen Management. Bei großer Unzufriedenheit suchen sie in der Regel die Öffentlichkeit der Hauptversammlung, um ihren Argumenten Gehör zu verschaffen.
Der Brandbrief erhöht massiv den Handlungsdruck auf Frenzel bis zur Hauptversammlung im Mai 2007. Nach Angaben mehrerer Investoren ist es wahrscheinlich, dass ein bedeutsamer Anteil der Aktionäre dort gemeinsam die Abberufung Frenzels vorantreiben wird, falls er nicht in ihrem Sinne handelt. Die Initiatoren kritisieren vor allem die schwache Aktienkursentwicklung. Nach ihrer Einschätzung schreckt die Intransparenz über das Renditepotenzial der beiden Konzernsparten Touristik und Schifffahrt (Hapag-Lloyd) Aktionäre ab.
Das Management hat bereits entsprechende Bereitschaft gezeigt: Nach der turbulenten Aufsichtsratssitzung Ende August kündigte Frenzel an, bis Dezember Veränderungen im Konzern anzustoßen.
Dennoch bemüht sich der TUI-Vorstand parallel, eine größere Zahl von Gesellschaftern zu gewinnen, die keinen Zweifel an seiner Strategie hegen. Bei der Deutschen Börse war die Unzufriedenheit des Hedge-Fonds um den britischen Anbieter TCI so weit eskaliert, dass Vorstandschef Werner Seifert im Mai 2005 aus dem Amt gedrängt wurde. Bei TUI halten bislang nur zwei spanische Großaktionäre Anteile von zusammen zehn Prozent: die Hotelierfamilie Riu und die Bank Caja de Ahorros del Mediterráneo. Die restlichen 90 Prozent sind in Streubesitz.
Das TUI-Management hat nach FTD-Informationen etwa mit dem Hamburger Senat zumindest die Möglichkeit eines Einstiegs besprochen. Mehrere Medien berichteten am Wochenende, dass solche Gespräche zudem auch mit der Landesregierung Niedersachsens geführt wurden.
Autor des kritischen TUI-Thesenpapiers ist der britische Vermögensverwalter Hermes, der insgesamt 93 Mrd. Euro angelegt hat, darunter vor allem die Pensionsgelder des ehemaligen Staatsbetriebs British Telecom. Hermes gilt als deutlich langfristiger orientiert und geduldiger als die meist kurzfristig agierenden Hedge-Fonds im Fall der Deutschen Börse. Nach Angaben aus dem Papier ist Hermes seit rund 14 Jahren TUI-Aktionär, hält allerdings unter fünf Prozent der Aktien.
Die Briten sollen sich dem Vernehmen nach bei ihrem Vorstoß unter anderem die Unterstützung der Deutsche-Bank-Tochter DWS gesichert haben, des führenden Anbieters von Aktienfonds in Deutschland. DWS-Emissäre hätten Hermes beim Gespräch mit Krumnow, einem ehemaligen Vorstand der Deutschen Bank, begleitet, heißt es. Kernstück des Kompendiums ist ein Forderungskatalog mit dem Titel "Erhebliche Zweifel an TUIs Gesundheit". Neben einem verbindlichen Zeitplan für die Aufspaltung forderten die Aktionäre beim Treffen mit Krumnow Ende August etwa einen Akquisitionsstopp sowie die Wahl neuer Aufsichtsratsmitglieder mit Expertise für Schifffahrt und Touristik. Weder DWS noch Hermes oder TUI kommentierten die Informationen. |