Natürlich finde ich TUI zurzeit billig, und ich finde auch die Analysen von Fuzzi und Dir dazu im Prinzip zutreffend. Wir handeln offenbar alle drei nach der - langfristig recht erfolgversprechenden - Prämisse, runtergeprügelte Substanzaktien günstig einzukaufen. In die gleiche Kerbe schlagen meine eigenen Turnaround-Empfehlungen, zu denen ich jeweils Threads eröffnet habe: Nokia (2004), Pfizer (2005), Intel (2004/2005), Microsoft (2006), und der Dollar (Anfang 2005).
Bei TUI ist die Sache allerdings schwieriger, weil die Firma im Gegensatz zu Pfizer, Intel, Microsoft und Nokia, die allesamt zig-Milliarden Cash auf dem Konto haben, hohe Schulden hat, was sie leicht "erpressbar" macht. Ähnlich ist die Lager bei der Dt. Telekom. Da beide Firmen zudem über sinkende Gewinne klagen, ist es kein Wunder, dass sich Short-Seller über sie hermachen.
Eine wirklich umfassende Analyse darf daher nicht nur auf die Substanz sehen, sondern muss auch die Angreifbarkeit durch die Verschuldung ins Kalkül ziehen. In dem Punkt habt Ihr wohl zu wenig Gefahren gewittert.
Für 12 Euro würde ich TUI unbesehen kaufen - da könnte sich im Langzeitchart ein Doppelboden abzeichnen. Jetzt bei 14 zögere ich noch, weil ich aus eigener schmerzlicher Erfahrung weiß, welch perfide Macht Shortseller haben, vor allem wenn sie zu einer Sammelattacke blasen wie jetzt bei TUI. Der Chart ist zurzeit im Niemandsland - Tendenz: fallend. Ich würde am liebsten erst bei einer Bodenbildung einsteigen. Ein solcher Boden zeigt sich zur Zeit z. B. im Intel-Chart (unten). Er ist auch fundamental gut unterlegt, da Intel gerade eine neue, sehr leistungsfähige Prozessor-Generation rausgebracht hat, die dem Erzrivalen AMD Marktanteile abjagen wird (Details: Intel-Thread).
Man muss auch klar unterscheiden, ob sich Kritik gegen eine Firma richtet oder gegen die BEWERTUNG dieser Firma an der Börse. Mag sein, dass Google z. B. eine tolle Firma ist, aber zu 380 Dollar mit einem KGV von 55 würde ich nie auf die Idee kommen, sowas zu kaufen. TUI ist in gewisser Weise das andere Extrem: Vom CEO schlecht geleitet, hoch verschuldet, leidet unter teurem Öl. Also eine "schlechte" Firma, die jedoch über Gebühr dafür abgestraft wurde. Sprich: Die Bewertung ist - gemessen an der Substanz - zu niedrig, während sie bei Google - gemessen an der Substanz - zu hoch ist. Nichtsdestotrotz hat TUI Probleme, und man tut gut darin, diesen schonungslos ins Auge zu sehen.
Intel-Chart zeigt Bodenbildung: |
Angehängte Grafik:
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