«Wir fühlen uns um die Chance betrogen»
Alstom Die Angestellten wehren sich «für eine faire Chance» bei den Axpo/EGL-Projekten in Italien
Die Alstom-Angestellten geben nicht auf. Sie kämpfen für eine faire Chance für Alstom bei den Axpo/EGL-Folgeaufträgen in Italien. Unterwegs ist eine Studie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung des Kraftwerkbaus.
Peter K. Sonderegger
Wir lassen nicht locker», sagt Andreas Vock. Der Präsident der Angestelltenvereinigung «Angestellte Alstom Power» kann die Art und Weise, wie Axpo/EGL die Aufträge für die Kraftwerkprojekte in Italien vergibt, nicht akzeptieren. Vock macht dabei klar: Es geht nicht um den vor einem Jahr verlorenen Auftrag «Sparanise». Es geht um das Nein der Axpo-Führung zur Auschreibung der Folgeaufträge. Es gehe darum, dass Axpo die heutige Leistungsfähigkeit von Alstom nicht zur Kenntnis nehmen will. «Wir sehen uns um die Chance betrogen, bei den Folgeprojekten mit einer absolut konkurrenzfähigen Offerte mitzubieten», sagt Vock. Das hinterlasse bei den Mitarbeitern «grossen Frust».
Die Alstom-Angestellten wollen deshalb ein Zeichen setzen. Für den 21. April ist in der Region Baden eine Aktion geplant. Vor allem aber: Die Angestellten haben bei der Metron eine Studie zur Abklärung der volkswirtschaftlichen Bedeutung des Kraftwerkbaus und der Auswirkungen der Auftragsvergabe durch die staatliche Axpo-Gruppe in Auftrag gegeben. «Wir wollen Fakten in die Hand bekommen», sagt Vock. Er wundert sich zudem, dass sich die Angestellten mit diese Frage zu befassen haben und nicht der Regierungsrat, der immerhin mit einem Vertreter im Axpo-VR sitzt. Der Angestelltenverband zitiert in diesem Zusammenhang den Absatz drei von Artikel 50 der Kantonsverfassung, der lautet: «Der Kanton richtet seine eigenen wirtschaftlich bedeutsamen Tätigkeiten auf die Ziele der kantonalen Wirtschaftspolitik aus.» Und mit 28% des Aktienkapitals ist Axpo eine bedeutsame Tätigkeit des Kantons. Die Angestelltenvertreter erwarten, dass die Regierungsräte nicht nur von Wirtschaftsförderung reden, sondern Taten folgen lassen. Die bei Metron in Auftrag gegebene Studie dürfte Ende Mai/Anfang Juni bereit sein. Willy Schlachter, der Wert drauf legt als Privatmann und nicht als Fachhochschulvertreter aufzutreten, fragt, ob sich die Regierung der engen Wechselwirkung zwischen Werkplatz, Forschung und Bildung bewusst sei. Es gehe darum, den noch intakten Spitzenplatz der «Power-Region» im Aargau zu halten. Ohne «Heimmarkt» drohe die Verlagerung hochkarätiger Arbeitsplätze in Forschung, Engineering, Projektierung und Produktion. Gefordert wurde an der gemeinsamen Präsentation von Andreas Vock, Willy Schlachter, Edwin Somm und Christof Burkard, dem Rechtskonsulenten des Verbandes Schweizerischer Angestelltenverbände der Maschinen- und Elektroindustrie, gestern nicht Heimatschutz à tout prix - sondern eine faire Chance für Alstom im Rahmen einer transparenten Ausschreibung der Axpo/EGL-Folgeaufträge in Italien. Vock befürchtet, dass Axpo/EGL so lange auf Zeit spielt, bis der Zug tatsächlich abgefahren ist. Somm sieht noch Möglichkeiten. Zum Beispiel durch die Reaktivierung des schweizerisch-italienischen Konsortiums Ansaldo-Alstom. Alstom und ABB könnten all das liefern, was Ansaldo gar nicht liefern könne. Als Grosskunde habe Axpo die Möglichkeit, ein solches Konsortium aufs Gleis zu bringen. In letzter Konsequenz fordert Somm von der Politik, dass Axpo-Präsident Robert Lombardini, Axpo-Chef Heinz Karrer und EGL-Chef Emanuel Höhener «das Feld verlassen». |