kannst mir glauben, ich kenne persönlich sehr, sehr viele Analysten und selbstverständlich gibts gute, sogar sehr gute Analysten. Wobei ich ja geschrieben habe, es ist schon schwer zu beurteilen, jedenfalls aus Anlegersicht, was eine gute Analyse ist. Nehmen wir mal an , dass der Analyst von Bernstein unbeieinflusst von jedweden Interessen seines Hauses vernünftige Gedanken gemacht und mithin zu einem Kurs von 14 Euro kommt. Der Kurs ist aber nun 23 Euro, die Aktie läuft seit geraumer Zeit kontinuierlich hoch. Hat er dann den Anlegern einen guten oder einen schlechten Dienst geleistet?. Glaube mir, der wird früher oder später den Kurs auch hochsetzen, und Du wirst dann gar nicht recht wissen, warum nun ein so hohes Upgrading erfolgt. Ha ben wir ja gerade bei einem anderen Institut auch so gesehen.
Persönlich habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass ein Haus, das wirklich permanent extrem niedrige Kursziele eines Wertes veröffentlicht, dies tut, weil es so gewünscht ist. Nix gegen niedrige Kursziele, Crashprognosen, whatever, a ber die Geschwindigkeit mit der Bernstein mit den niedrigsten Kursprognosen an den Markt kommt, das ist wirklich einzigartig und hat ein Geschmäckle.
Letztendlich ist es aber ohnehin egal. Jeder muss ein Investment für sich verantworten und auf Sicht hat ohnehin der Markt immer recht. So blöd das auch klingt.
Eine Erfahrung habe ich ohnehin gemacht, die auf den ersten Blick erstaunlich ist. Sehr viel Insight in ein Wert ist oft für Börsenerfolg ungut. Denn es führt dazu, dass man sich dem Thema nicht mehr sachlich nähern kann, Entscheidungen auf einer zunehmend emotionalen Ebene getroffen werden. Gab vor vielen Jahren mal eine Studie des WSJ dazu, und das ist wohl immer noch richtig.
Und das mit zuviel Nähe gilt nicht nur für Unternehmensinsider, sondern auch für Analysten. Da gibts wirklich welche, die geradezu Fans eines Unternehmens sind, und es gibt solche, die scheinbar- zumindestens aus Unternehmenssicht- einen Privatkrieg gegen das Unternehmen führen. Beides ist natürlich im Sinne des Berufsbildes verfehlt. Man muss nicht nur als Anleger, sondern auch als Analyst geistige Flexibilität bewahren. Genau das kann ich bei dem Berstein-analysten nicht gerade sehen, ist mir aber , wie schon gesagt,letztlich ohnehin egal. Bin eher belustigt, wenn ich jede Woche sehe, wie da wieder Bernstein seine 14 Euro proklamiert. Übrigens bin ich auch hoch in dem Wert investiert, wobei ich das erst mal als Interimentscheidung sehe.Nehme den Lauf erst mal mit, und sehe dann weiter. |