Je langfristiger der Anlagehorizont desto wichtiger die vergangenen Leistungen und Kursnotierungen. Der bisherige „track record“ von PNE ist bescheiden und rät zur Vorsicht. Die YieldCo-Strategie für die Zukunft ist riskant und extrem kapitalintensiv. Der Anleger setzt auf eine Wundertüte, die sich frühestens 2016 öffnet. Auf mindestens zwei Jahre ist das Kerngeschäft von PNE – der Verkauf von Windparks in Eigenentwicklung und -bau - mausetot. Wer auf einen großartigen Ausgang dieser Geschichte wettet, kann dies in den nächsten zwei Jahren praktisch jederzeit tun, ohne viel zu versäumen, da Erlöse erst mit der Veräußerung des Gesamtportfolios bzw. IPO zustande kommen. Niemand muss jetzt einsteigen, zumal es in den nächsten zwei Jahren kaum signifikante bzw. kursrelevante Nachrichten geben wird. Ein Vorgeschmack darauf, gaben die Schlagzeilen von gestern: PNE steht vor Baubeginn des größten Windparks der Unternehmensgeschichte und gibt die Bestellung von Turbinen bei Nordex bekannt. Was bei Nordex zu einem Kursanstieg von über 3% führt und bei PNE vor Bekanntgabe der Kapitalmaßnahme möglicherweise den Sprung über die 3-Euro-Marke bedeutet hätte, heißt jetzt nichts anderes als: mal schauen, was in zwei Jahren wird. Es ist eine Nachricht, die kurstechnisch völlig verpufft.
Wenn es ruhig läuft für PNE (und im Gesamtmarkt), dann bewegen sich die Notierungen auf Sicht der nächsten 18 Monate um den fixierten Neuausgabepreis von 2,40 (hohe Wahrscheinlichkeit). Sollte nach Kapitalmaßnahme das Misstrauen anhalten oder sich wegen schlechter Zeichnungsquote gar noch steigern, dürfte es rasch Richtung 2 Euro gehen (mittlere Wahrscheinlichkeit). Einen Rebound auf jene rechnerischen 2,77 vor Kapitalmaßnahme oder gar darüber halte ich für am wenigsten wahrscheinlich.
Übrigens: Hier war zu lesen, dass die Directors Dealings vom 1. April 2014 allein wegen des zeitlichen Abstands nicht mit dieser Kapitalerhöhung im Zusammenhang stehen könnten. Eine törichte Behauptung, angesichts der Zeiträume zur Vorbereitung dieser Maßnahme, die bereits vor Monaten eingeleitet und beschlossen war. Noch zur Präsentation des Halbjahresberichts im August sprach Billhardt fälschlich von einem „frühen“ Diskussionsprozess bezüglich des YieldCo Modells, welches „geprüft“ und bei nächster Gelegenheit dem Aufsichtsrat vorgestellt würde. Nicht einmal vier Wochen später folgte die Ankündigung zum Einsammeln von über 80 Millionen mit einem 507 Seiten starken, fix und fertig gestellten Wertpapierprospekt, der zuvor übrigens von der BaFin durchgearbeitet und genehmigt werden musste. Märchen erzählen ist das eine, daran glauben das andere. Der CEO wusste genau, warum er seinen PNE-Anteilen nicht Verwässerung, Durststrecke und Risiko zumuten wollte. Da überdies für seinen flexiblen Vergütungsanteil das EBIT und nicht der Reingewinn maßgeblich ist, kann ihm persönlich die Höhe der sich auftürmenden Zinsen gleich sein. Ob 100 Millionen zu 8%, + 25,6 Mio zu 3,75% + Bankdarlehen über 220 Mio zu, sagen wir, 5,5% vom Erlös abgehen, ist seinem Konto einerlei. |