Die Entwicklung der letzten Tage an den Bond-, Aktien- und Devisen-Märkten entbehrt nicht einer gewissen "Komik", hätte sie nicht bitterböse Konsequenzen für uns alle. Ich versuche mich einmal in einer Erklärung:
1. Der Bond-Markt Mit der "quantitative easing" Initiative haben die Bank of Japan (BoJ) und die Bank of England (BoE) begonnen, die Staats-Anleihen der eigenen Politiker aufzukaufen. Diesem Schritt folgte in der letzten Woche auch die FED. Was heisst das: Auf dem Bond-Markt, sozusagen eine Gebraucht-Warenbörse für bereits am Markt platzierte Staatsanleihen, treten nun die FED, BoJ und BoE als Käufer auf. Das sollte vordergründig keine Auswirkungen auf den "Preis" dieser Staatsanleihen haben. Hat es aber ! Um dies zu erklären, muss man die Preis-Findung bei Bonds im Allgemeinen und Staatsanleihen im Besonderen am Zweit-Markt verstehen.
Angenommen, die U.S. Regierung gebe im Jahr 2007 eine 10-jährige Staatsanleihe über $100.000 mit jährlichem Zins-Satz von 5 % heraus. Der Einfachkeit halber sei angenommen, das das Zins-Niveau im Jahr 2007 bei 5 % läge und der Markt keine wesentlichen Änderungen des Zins-Satzes in den nächsten Jahren prognostiziere. Dann wird diese Staatsanleihe von dem Investor zu 100 %, d.h. $100.000 aufgekauft. D.h. dieser Investor erhält die Jahre 2008 bis 2017 jeweils $5.000 Zins-Zahlungen (5 % von $100.000) und im Jahr 2017 werden zusätzlich die $100.000 wieder getilgt. Nun sinkt jedoch im Jahr 2008 das Zins-Niveau für solche langjährigen Anlagen auf 2,5 %. Der Investor bekommt weiterhin seine 5 % von $100.000 aus dem Jahr 2007 bezahlt, während ein Investor, der Staatsanleihen im Jahr 2008 zeichnet, jetzt nur noch 2,5 % von $100.000, also $2.500 erzielen würde. Es ist einsichtig, dass ein Investor in 2008 mehr als $100.000 für die mit 5 % verzinsliche Staatsanleihe zahlen würde. Denn mit dieser würde er dann 9 * $5.000 = $45.000 anstelle von 9 * $2.500 = $22.500 für die aktuelle Staatsanleihe an Zinsen erlösen mit demselben Rückzahlungs-Betrag. Ohne jetzt die jährliche Abzinsungs-Rechnung zu berücksichtigen (bitte keine Zuschriften dazu - ich möchte am späten Abend jetzt nicht noch eine Formel herleiten müssen, die über die vier Grund-Rechenarten hinausgeht), hätte die 2007er Staatsanleihe im Jahr 2008 also einen Zeitwert von $100.000 + ($45.000 - $22.500) = $122.500. D.h. der Zweit-Marktpreis wäre 122,5 %. Da die $5.000 Zins-Zahlungen nun auf die $122.500 bezogen werden müssen, ist der effektive Zins-Satz entsprechend niedriger. Ausserdem muss man noch berücksichtigen, dass am Ende der Laufzeit nicht die bezahlten $122.500, sondern nur $100.000 zurückgezahlt werden. Also mit 9 * $5.000 - $22.500 = $22.500 beträgt der jährliche durchschnittliche Zins-Ertrag ($22.500 / 9) / $122.500 = 2,04 %.
Also handeln Staats-Anleihen bei einem höheren Zinssatz der Vergangenheit (5 % im Beispiel) und einem erwarteten niedrigen Zinssatz in der Gegenwart und Zukunft (2,5 % im Beispiel) immer bei einem Preis von über 100 (122,5 im Beispiel). Damit sinkt der Real-Zinssatz (2,04 % im Beispiel), da der Nominal-Zinssatz bezogen auf den Nominal-Wert der Anleihe (5 % * $100.000 = $5.000 pro Jahr im Beispiel) auf den höheren Kauf-Betrag ($122.500 im Beispiel) bezogen werden muss. Ausserdem wird am Ende der Laufzeit nicht der bezahlte Preis der Anleihe, sondern nur deren Nominal-Wer zurückgezahlt. Das reduziert den Real-Zins noch weiter.
Nun tritt die FED auf diesem Zweit-Markt als Käufer in Erscheinung. Das ändert im Prinzip an der o.g. Rechnung überhaupt nichts. Wenn die FED jedoch nun die Real-Zinsen auf den Bond-Märkten drücken möchte, dann muss der Real-Wert der Anleihe entsprechend nach oben getrieben werden. Dies erreicht die FED dadurch, dass sie durch ihre Markt-Macht den Preis der Anleihe entsprechend nach oben treibt, also z.B. $130.000 für o.g. Anleihe über nominal $100.000 bezahlt. Eigentlich ist das Interesse eines Käufers, zu einem möglichst niedrigen Preis einzukaufen. Die FED hat allerdings das Interesse, die Anleihen zu einem möglichst hohen Preis einzukaufen. Das tut sie mit frisch gedruckten US-Dollar Noten, d.h. das Geld, das sie den bisherigen Haltern der Anleihen zahlt, kommt frisch aus der Noten-Presse.
Nun hat diese Politik neben der Flutung des Marktes mit frische gedrucktem Geld noch einen weiteren Nachteil, der von den Kommentatoren so nicht wahrgenommen wird. Wenn die Preise für Staatsanleihen bei sinkenden Zinsen im Zeit-Wert steigen, dann steigt auch der Zeit-Wert der langfristigen Schulden der Unternehmen. D.h. eine General Electric (GE), die vor 2 Jahren noch ein Anleihe über 6 % zu $100.000 über 10 Jahre am Markt platziert hat, müsste zum heutigen Tag vielleicht $120.000 für diese Anleihe zurückzahlen, weil die Zinsen gesunken sind. In der Bilanz von GE sind jedoch nur die $100.000 als Fremdkapital verbucht. Die Politik des "billigen Geldes" treibt also Unternehmen mit bestehenden langfristigen Schuldverpflichtungen de facto in eine Überschuldungs-Situation.
2. Der Aktien-Markt Die frisch geschaffene Menge des neuen Geldes wird nun zunehmens in die Aktien-Märkte umgelenkt. Da die FED und andere Notenbanken an den Bond-Märkten direkt intervenieren, bleiben als Anlage-Möglichkeiten für das neue Geld nur Asset-Märkte wie Aktien, Rohstoffe und auch Gold/Silber. Diese neuen Gelder werden über die Agenten der FED, die "Primary Dealer" wie J.P. Morgan in die Aktien-Märkte umgelenkt.
3. Die Devisen-Märkte Da die "quantitative easing" Initiative zur Schaffung neuen Geldes nun quasi in allen grossen Industrie-Ländern gleichzeitig läuft, macht eine Umschichtung der Vermögens-Werte von einem Papier-Geldystem in ein anderes keinen Sinn. Sollte eine Währung wie der Schweizer Franken trotzdem gegenüber anderen Währungen steigen, dann greift die jeweilige Notenbank in den Markt ein, indem sie ihre eigene Währung druckt und auf dem Devisen-Markt andere Währungen damit kauft. Da die Notenbank jedes Landes ihre eigene Währung in unbegrenztem Umfang durch die Noten-Presse ausweiten kann, stellt eine Abwertung gegenüber anderen Währungen nie ein Problem dar.
Wir beobachten also: In quasi allen Industrie-Staaten wird koordiniert Geld in grossem Umfang frisch gedruckt und zur Manipulation der Bond-, Aktien- und Devisen-Märkte verwendet. Das ist deshalb keine nachhaltige Entwicklung, weil sie mit "Falsch-Geld" (d.h. frisch auf dem Nichts gedrucktem Papier-Geld der Notenbanken ohne jede Deckung) und nicht mit "Investoren-Geld" (d.h. Geld, welches durch Arbeits-Leistung verdient wurde) angefeuert wird. Über die Primary Dealer der FED werden diese Gelder in die entsprechenden Märkte umgelenkt, so dass es den Anschein hat, als käme dieses Geld von den Investoren. Meine Meinung ist, dass die Investoren nicht so unklug sind, frische Gelder in diese Märkte zu stecken. Sie verharren in Schock-Starre und warten auf einen Wiederanstieg ihrer Investments, um dann die Märkte zu einem für sie günstigen Zeitpunkt zu verlassen. Falls dieser Zeitpunkt erreicht ist, wird eine (Massen-)Flucht der Investoren-Gelder vor allem in Gold einsetzen. Bis zu diesem Zeitpunkt werden die "Falsch-Geld" Erzeuger weiterhin und mit verstärktem Tempo die Noten-Presse in Gang halten. Die heutige Entwicklung mit +7 % am U.S.-Aktienmarkt ist nur eine schöne Schein-Welt, die mit der Realität nichts zu tun hat. Sie entbehrt deshalb nicht einer gewissen Komik.
Ach so - zum Thema Goldpreis-Entwicklung: Gold tendierte im asiatischen Handel mit leicht positivem Vorzeichen. Im frühen Londoner Handel kam etwas Druck auf den Gold-Preis und der A.M. Fix kam mit $952,75 (EUR 697,32) um $4 niedriger als am letzten Freitag zustande.
Am Nachmittag begann zu Beginn des COMEX-Handels wieder einmal die übliche Drückung. Zum nahenden P.M. Fix fiel Gold dann doch noch unter die $950er Marke. Der P.M. Fix kam mit $949,25 (EUR 701,12) um $5 niedriger als zum letzten P.M. Fix zustande. In den restlichen Stunden des Handels an der COMEX konnte sich Gold wieder leicht befestigen und ging mit $952,50 um $3 niedriger als am Freitag aus dem Markt.
Das Gold-Kartell hat dann im späten Access Handel noch einmal kräftig auf den Gold-Preis gedrückt. Mit $938,20 musste Gold weitere $14 abgeben. Dem Gold-Kartell ist die Marke von $950 anscheinend zu gefährlich nahe an der $1.000er Marke. Deshalb wird das Gold-Kartell im morgigen Handel wohl versuchen, Gold wieder unter die Marke von $930 zu drücken.
Die Monetarisierungs-Aktivitäten der FED & Co, verbunden mit der ausufernden Staatsverschuldung der letzten Wochen und Monate hätten schon von sich aus einen Anstieg des Gold-Preises um $1.000-$2.000 (nicht "auf", sondern "um") gerechtfertigt. Noch kann man dies verhindern - je länger man manipuliert, desto schneller und stärker wird dieser Anstieg jedoch werden. Die Herde der "Investoren-Gelder", die dann plötzlich in Gold drängen werden, wird das "Falsch-Geld" System endgültig von der Land-Karte tilgen. Und dies wird global geschehen - es gibt kein sicheres Papier-Geld mehr.
http://www.hartgeld.com/Ziemanns-gold-news.htm (Erlaubnis zur Veröffentlichung liegt ausdrücklich vor!) ----------- "An der Börse sind 2 + 2 nicht 4, sondern 5 - 1 !" "An der Börse kann man tausende % Gewinn erzielen, aber nur 100% Verlust!" |