... die chinesische Regierung "muss irgendwohin mit dem Geld" ... (...) China produziert jeden Tag einen Geldüberschuss von zwei Milliarden Dollar. (…) Angesichts des hohen Schuldenstands in den USA und den Euro-Ländern ist das ein Luxusproblem. Doch die Regierung muss irgendwohin mit dem Geld. Sie hat daher zahlreiche Fonds und Behörden gegründet, die Devisen im Ausland anlegen oder sie an chinesische Firmen verteilen, damit sie sich außerhalb des Territoriums bei Unternehmen einkaufen. Doch auch das ist nicht einfach. Seit 2005 gaben staatliche und private Akteure mehr als 200 Milliarden Dollar in der ganzen Welt aus. Angola, Australien, Indonesien, Kanada, Kasachstan, Nigeria, die USA und Usbekistan sind nur einige Beispiele für Stationen auf Chinas weltweiter Shoppingtour. Der Fokus der strategischen Einkäufer liegt auf Rohstoffen und Energie. Dazu kommen Investitionen in Infrastruktur, Transport und Finanzinstitute. Als Käufer tritt oft die China Investment Corporation (CIC) auf oder staatliche Großunternehmen wie die China National Petroleum Corporation (CNPC), die China International Trust and Investment Corporation (CITIC) und Sinosteel. Daneben kaufen sich auch Firmen mit privater Beteiligung ein. (…) Zwar sagte die kommunistische Regierung diversen europäischen Krisenstaaten wie Portugal oder Ungarn Hilfe zu, indem sie deren Anleihen kaufte und Milliarden-Kredite gewährte. Die Summe dieser Anlagen fällt jedoch angesichts der riesigen Geldmenge, die Peking am Kapitalmarkt unterbringen muss, kaum ins Gewicht. „Gold und Öl sind aus demselben Grund keine Alternative“ (…) Doch nur ein Teil dieser Investitionen ist wirklich erfolgreich. Derek Scissors von der Heritage Foundation zählt mehr als 70 missglückte Transaktionen mit einem Volumen von insgesamt 166 Milliarden Dollar seit 2005 auf. Dazu gehört auch ein vor wenigen Wochen gescheitertes Infrastrukturprojekt in Europa: der Bau eines Autobahnabschnittes von Berlin nach Warschau ab der polnischen Grenze durch die China Overseas Engineering Group (Covec). Covec stellte die Arbeiten an der A2 Anfang Juni ein, nachdem die polnische Autobahndirektion eine im Vergleich zum ersten Angebot deutlich teurere Offerte der Chinesen abgelehnt hatte. Der entstandene Imageschaden für Covec ist groß. „An vielen Stellen fehlt den chinesischen Unternehmen die Erfahrung“, sagt Scissors – sowohl bei der Anbahnung als auch bei der Ausführung von Verträgen. Zudem mangelt es an Vertrauen den Chinesen gegenüber: Viele westliche Regierungen schreiten ein, wenn es um Transaktionen mit großem Volumen oder in wichtigen Branchen geht. So hat der US-Kongress den Investoren enge Grenzen gesetzt. Und auch die Europäer würden aufschreien, sollte China versuchen, Nestlé oder eine andere europäische Marke zu kaufen. |