Die Conference Call hat eigentlich nicht viel Neues gebracht bis auf die Tatsache, dass der YieldCo noch in diesem Jahr mit aller größter Wahrscheinlichkeit kommen wird laut den Jinkoaussagen ("So we are very confident, our IPO will be successful in 2015"). Jinko ist ja auch voll im Fahrplan, so sind die 120 MW Überhang aus 2014 in Q1 ans Netz angeschlossen worden und weitere 360 MW befinden sich aktuell im Bau. Damit hätte dann Jinko genau 977 MW an Solarkraftwerken und man dürfte dann spätestens Mitte/Ende Q3 die 1 GW voll haben. Interessant ist auch, dass Jinko derzeit wohl die Projektfinanzierungen bzw. die Solarkraftwerksfinanzierungen umstellt aufgrund der Zinsenkungen in China, denn trotz höherer Schulden sind die Zinsaufwendungen deutlich um 3 Mio. $ zu Q4 auf 10,2 Mio. $ gesunken (- 23%). Diese Umfinanzierungen versprechen natürlich dann auch höhere Dividendenrenditen aus dem YieldCo. Ist dann fast schon mehr als positiv. Machmal steckt im dEtail auch sehr viel positives.
Das einzige was gestern enttäuschend war für mich war die der doch deutliche Rückgang der Modulbruttomarge um 2,4% auf 19,5%. Eine genaue Erklärung dazu gibt es nicht und in der Conference Call wurde darauf auch nicht eingegangen. Theoretisch hätte die Modulbruttomarge allerhöchstens um 1% gg. Q4 nachgeben dürfen (Q4 ASP-Preis: 0,60 $/W/Q1 ASP-Preis: 0,58 $/W -- Q4 Produktionskosten: 0,45 $/W/Q1 Produktionskosten: 0,44 $/W). Sieht man auch in der Inhouse Bruttomarge die ja nur um 0,2% auf 24,1% gg. Q4 gesunken ist. Das heißt im Umkehrschluss nichts anderes, dass Jinko in Q1 wohl auch eine höhere teure OEM-Fertigung betrieben hat (man war wohl richtig überrascht von der hoehen Nachfrage), zumindest bei Wafer und Zellen, denn anders ist der überraschend kräftige Bruttomargenrückgang überhaupt nicht zu erklären. Im Hintergrund spielt dabei wohl auch der Brand der Waferproduktion vom Februar sicher auch noch eine Rolle und auch das chinesische Neujahresfest.
Sei wie es sei die Q1-Zahlen waren gut, wenn man die Sondereffkte aus dem Finanzergebnis raus nimmt, und die Q2-Guidance ist gut bis sehr gut:
- ca. 10% Modulabsatzplus zu Q1 (ca. + 43 Mio. $ zu Q4) - ca. 70% Stromumsatzplus zu Q1 (ca. + 11 Mio. $ zu Q4) - stabile bzw. leicht rückläufige Q2-Bruttomarge zu Q1
Alles in allem wird es wohl in Q2 auf einen Umsatz von um die 500 Mio. $ raus laufen. Nimmt man die Gesamtbruttomarge von Q1 mit 20,3% her als Berechnungsmaßstab (ich gehe aber eher von einer leicht steigender Bruttomarge aus), dann komme ich auf einen Bruttogewinn von 101,5 Mio. $, einen operativen Gewinn von 44,5 Mio. $ (operative Kosten geschätzt bei 57 Mio. $/in Q1 lagen sie bereinigt bei 55 Mio. $), einem Vorsteuergewinn von 29,5 Mio. $ (Finanzergebnis Minus 15 Mio. $) und einem Nettogewinn von 24,5 Mio. $ (Steuerquote von 17%) bzw. einem EPS von 0,77 $ (Aktienanzahl: 31,8 Mio.). Ist jetzt aber meines Erachtens nach eine vorsichtige Daumenrechnung von mir, denn wie geschrieben ich gehe eher von einer leicht steigender Bruttomarge aus (deutlich höhere Stromumsätze und wohl keine so große teure OEM-Produktion in Q2) und auch das Finanzergebnis mit Minus 15 Mio. $ ist sehr vorsichtig geschätzt. Damit ist ein Q2-EPS von um die 1 $ gar nicht so unrealistisch.
Master Mint bringt es aber auf den Punkt mit "die 30 $ stehen da wie eine Mauer" und dem ist wohl so. Wohl nicht nur charttechnisch sondern auch fundamental. Wir bewegen uns bei Jinko und auch Trina auf KGVs-Niveaus bei cashbereinigten 17 und darum wird es auch von der fundamentalen sEite her gesehen sehr schwer diese 30 $ zu überwinden. Nach den Q1-Zahlen und der Q2-Guidance ist zwar Jinko auf gutem Weg die EPS-Konsensschätzung von 3,21 $ zu packen, aber mehr auch vom aktuellen Stand her gesehen nicht. Sollte aber Jinko im 2.Halbjahr wirklich eine Bruttomarge > 25% erreichen können wie im Conference Call gesagt wurde, dann wird es aber deutlich über die EPS-Konsensschätzung von 3,21 $ gehen. |