Punkt 1: Ist ein schwieriges Kapitel, weil die Altaktien OTC gehandelt werden (wie Pleiteaktien, obwohl FnF nicht pleite sind) und durch die Zwangsverwaltung womöglich ein Großteil der Aktionärsrechte an FHFA/Calabria abgetreten worden ist. Man achte auf die Vorsilbe "Zwang". Womöglich kann Calabria als "Vertreter" der Akionäre einer Kapitalerhöhung zustimmen, ohne die Altaktionäre überhaupt fragen zu müssen. FHFA hat ja enorme Rechte erhalten, z. B. hätte Calabria gemeinsam mit Mnuchin auch SPS/NWS streichen können. Calabria ist wie gesagt eine Feind der GSE und hat eine Interesse daran, ihre "Marktmacht" so gut es geht durch Schrumpfung und Regel-Schikanen einzudampfen.
Rechtlich wäre für die Halter von Common Stock durchaus etwas drin, aber es gibt von denen keine Sammelklagen in USA. Nur die Vorzugsaktionäre klagen (Collins und Co.) Und wenn juristisch kein Druck ausgeübt wird, macht die US-Regierung eben das, was für sie am bequemsten und am kostengünstigsten ist.
Punkt 2: Scotus entscheidet u. a. (APA-Teil) über die Rechtmäßigkeit des 3. Amendments von 2013. Mit diesem Letter Agreement wurde der NWS festgelegt (Einkassieren sämtlicher FnF-Gewinne durch den Staat).
Die eigentliche "Ur-Ungerechtigkeit", die den FnF-Aktionären widerfuhr, wird von SCOTUS aber gar nicht verhandelt. Das war die Zwangsverstaatlichung der GSE in 2008 durch Finanzminster (und ex-Goldman-CEO) Hank Paulson. Paulson "konstruierte" die angeblichen Kapitalnöte der GSE durch böswillige Auslegung der Bilanzregeln.
Darauf hat auch Tim Howard, der Ex-Finanzchef von Fannie, immer wieder hingewiesen. Auch in einem seiner letzten Blog-Einträge hat er genau vorgerechnet, dass FnF 2008 gar keine Verluste gemacht hatten. Paulson hatte u. a. die Haupteinnahmequelle der GSE in seinen Berechnungen unterschlagen, nämlich die Gebühren, die GSE von den Banken, denen sie die Hypotheken abkaufen. Fannie und Freddie sind im Grunde Dienstleister, die Privatbanken Hypothekenverträge abkaufen und diese anschließend in MBS (Anleihen) verpacken, für die wiederum eine implizite Staatsgarantie besteht. Für diese Dienstleistung kassieren FnF die Gebühren. Diese aus den Berechnungen herauszunehmen war eine ungeheure Dreistigkeit.
Es gibt sogar einige ernstzunehmende Stimmen, die davon ausgehen, dass die Banken- und Finanzkrise 2008 gar nicht durch die Lehman-Pleite hervorgerufen wurde, wie die gängige Spinstory behauptet. Auslöser der Bankenkrise 2008 war demnach vielmehr die von Paulson durchgesetzte Zwangsverwaltung der GSE. Dies geschah am 7.9.2008. Die Lehmanpleite kam erst am 15.9.2008 - also acht Tage später!
Durch die GSE-Zwangsverwaltung kam enormer Stress in die Finanzmärkte. Keine Bank traute der anderen mehr. Lehman hatte mit großen Hebeln (hohem Leverage) spekuliert und kam besonders stark unter Druck.
Lehman hätte übrigens via Zwangsübernahme durch eine andere Bank auf "aufgefangen" werden können, wie bereits im März 2008 die Pleitebank Bear Stearns. Aber Paulsons "Dramaturgie" sah vor, Lehman bewusst als Schauopfer zu schlachten. Ziel war, eine extreme Krisenstimmung zu erzeugen, in der er die Regierung "ohne Wenn und Aber" zwingen konnte, den Versicherer AIG mit einem 700 Mrd.-Bailout zu retten. "Sonst kommt morgen kein Geld mehr aus den Geldautomaten", hatte Paulson gedroht.
Wieso lag Paulson AIG so sehr am Herzen? AIG hatte auch Credit Default Swaps (CDS) gegen Ausfall versichert, mit denen sich Goldman und andere Großbanken vor dem Ausfall von Subprime-Verbriefungen schützen wollten. Wäre AIG pleite gegangen, dann wären diese CDS-Versicherungen "verpufft", weil der Kontrahent (Gegenseite) von der Bildfläche verschwunden wäre. Paulson hat also als Ex-Goldman-Chef exakt das gemacht - und in ungeheurer Pflichtverletzung seiner Eigenschaft als Finanzminister - was seiner Ex-Firma vor einer sonst möglichen Pleite schützte. Hier hatte ich das 2009 genau beschrieben: https://www.ariva.de/forum/...ren-thread-283343?page=1689#jump5739787
Der Ur-Betrug an den Fannie/Freddie-Aktionären steht somit auf verschlungenen Wegen damit im Zusammenhang, dass Hank Paulson seiner Ex-Firma Goldman den "Arsch retten" wollte. Niemand wurde dafür rechtlich belangt. Goldman, die ja selber teils short auf die von ihnen selbst herausgegeben Suprime-Hypotheken gingen, hat irgendwann mal ein paar Milliarden an die Börsenaufsicht SEC bezahlt, "ohne Anerkennung einer Rechtspflicht". Von Rechts wegen hätte man etliche Goldmänner und vielleicht sogar der ganz extrem in deren Sinne agierenden US-Finanzminister in den Knast stecken müssen!
Goldman und Co. hatten durch die Zwangsverwaltung der GSE den "Vorteil", dass sie ihren Subprime-Müll von nun an bei Fannie/Freddie abladen konnten und so - im NACHHINEIN - erst die 2008 von Paulson lediglich konstatierte Notlage zum Fakt werden ließen.
Wir stecken hier hüfttief im Schlamm der US-Finanzmafia. Scotus wird diese alten Kapitalverbrechen auch nicht sühnen, weil ja mit der "Ablasszahlung" an die SEC scheinbar alles beigelegt ist.
Die Fernwirkungen ziehen sich bis nach Deutschland hin, wo 2008 ff. zig Landesbanken 2008 pleite gingen, weil sie die grenzkriminellen Hypo-Verbriefungen aufgekauft hatten. Die HSH Nordbank hat für ca. 30 Mrd. US-Schrott aufgekauft. Die 30 Mrd. wurden dann in eine Bad Bank ausgelagert, so dass "der deutsche Steuerzahler" diesen Spekulationsschaden sukzessive abtragen darf. Jedes Jahr eine Milliarde Verlust (entspricht den Baukosten der Hamburger Elbphilharmonie) - gestreckt über 30 Jahre. Das Geld wird durch Einsparungen im Sozialbereich wieder reingeholt (z. B. Gehaltssenkungen für Sozialpädogen und KITA-Erzieher). |