Zunächst einmal vielen Dank an die vielen sehr informativen Beiträge hier, es ist schön, nicht nur substanzlose Einzeiler zu lesen!
Gerade in Deutschland ist man seit der Dotcom-Blase im Jahr 2000 sehr vorsichtig mit allem, was der digitalen Welt angehört - das muss kein schlechtes Zeichen sein, kann jedoch auch zu Unterbewertungen führen.
ProSiebenSat.1 oder RTL weisen eine Dividendenrendite von über 5% auf, da ihnen der Übertritt ins Digitalgeschäft vom Markt nicht zugetraut wird. Die Chancen mit den aktuell stattlichen Quersubventionen durch das Rundfunkgeschäft werden weniger wahrgenommen als das drohende Ende eines Versiegens des lukrativen TV-Werbemarkt.
Bei der weitgehend schuldenfreien Holidaycheck AG kam es vergangenes Jahr zu einer teilweisen absurden Unterbewertung, vielleicht begründet durch die Angst, das aktuell stabile digitale Geschäftsmodell könnte durch einen Markteintritt von Google unter Druck geraten.
Und Rocket Internet? Wie hier schon oft geschrieben kommt einerseits das mangelnde Verständis der Investoren für das Geschäftsmodell eines Inkubators hinzu, andererseits lassen die aktuellen Beteiligungen auch wenig Raum für eine große Zukunftsfantasie aufkommen. Dem gegenüber stehen die hier viel zitierten prall gefüllten Kassen und eine sich abzeichnende Unterbewertung anhand finanzieller Kennzahlen - soweit, sogut.
Worüber es sich vielmehr lohnen könnte zu diskutieren ist, wie die langfristige Strategie von Rocket Internet generell aussehen soll. Dividendenausschüttungen sind aufgrund der volatilen Gewinnaussichten wohl auszuschließen, ein Aktienrückkaufprogramm wäre auch eher ungewöhnlich. Organisches Wachstum ist ebenfalls kaum möglich, da für alle Beteiligungen eine klare Exit-Strategie besteht. Doch kann eine Zukunftsvision wirklich darin bestehen den Cash-Bestand unbegrenzt auszubauen? Wo ist der Shareholder-Value, wenn durch das wachsende Eigenkapital die Rendite immer weiter schrumpft? Dazu kommt noch der von Rocket Internet aufgelegte Internet-Fonds, der zwar das Risiko aber auch den zukünftigen Kapitalbedarf und damit einhergehende Gewinne verringern wird. Rockets Visionen als Inkubator oder jetzt als Venture-Capital Geber sind nur groß zu denken, aber an welcher Stelle steht dabei das Aktionärswohl?
Mit aktuell 37% der Aktien in Händen der "Global Founders Capital Management GmbH" ist die Führungsriege von RI vor allem sich selbst verpflichtet. Dieser fehlende Druck von Aktionärsseite wirkt sich nicht immer positiv auf die Mittelverwendung aus. Vielleicht war hier jemand bereits auf einer Hauptversammlung oder kann anhand anderer Quellen über das Selbstverständis von RI zur Verpflichtung gegenüber seinen Aktionären berichten?! Denn das ist meines Erachtens zurzeit eine der wichtigsten Fragen, neue Möglichkeiten werden sich auf kurz oder lang schon ergeben.
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