Ich habe doch geschrieben, dass ich eine "Ralley" frühestens erwarte, wenn das Glyphosat-Thema durch ist. Ich habe mich hier nur auch das Post von hippeland bezogen.
Für dieses Jahr erwarte ich hier gar nichts. Ich bin allerdings nach wie vor überrascht, wie extrem schlecht der Kurs auch die Anhebung der Prognose reagiert hat. Man kann es ja drehen und wenden wie man will - die Prognose wurde nach oben hin angepasst - beim Umsatz sogar deutlich. Aber auch beim EBITDA. Klar haben die Rückstellungen zu einem Verlust geführt, aber diese Rückstellungen waren ja schon zuvor bekannt gegeben worden. Der Kurs hatte ja bereits nachgegeben. Und auch jetzt sieht man beim Kurs keine positive Entwicklung. So ganz kann ich die aktuelle Depression hier nicht verstehen.
- Fundamental läuft es ordentlich - wie gesagt, die Prognose wurde angehoben. Ja, es gibt einen Margenrückgang im Agrar-Sektor. Aber man hat ja erklärt woher dieser größtenteils stammt und auch, dass es in Q3 Nachholeffekte geben wird. Dennoch hat man die Prognose angehoben und nicht reduziert - auch beim EBITDA. - Rechtlich gesehen sieht es doch derzeit so aus, dass man 96000 Fälle bereits rechtswirksam verglichen hat. "...Monsanto macht weiterhin Fortschritte und hat bis Juli 2021 in einer beträchtlichen Zahl von Fällen Vergleichsvereinbarungen erzielt oder steht kurz davor; von den im Geschäftsbericht genannten ca. 125.000 Fällen handelt es sich um etwa 96.000 Fälle, einschließlich derjenigen, die nicht die Vergleichskriterien erfüllen...." Dann bleibt noch der Rest, der noch nicht verglichen ist und es kommen noch die neuen Klagen hinzu. Dazu im Q2-Bericht: "..Bis zum 13. Juli 2021 wurden Bayer insgesamt 22 kanadische Klagen und 11 Klagen, in denen jeweils die Zulassung einer Sammelklage beantragt wird, im Zusammenhang mit Roundup zugestellt...." Wahnsinnig viele neue Klagen sind das nun nicht. Für die ganzen Klagen hat man nun 12,5 + 3,5 Mrd. Euro als Rückstellungen in 2020 und 2021 verbucht. Mindestens 6 Mrd. Euro hat man nun noch für die zukünftigen Klagen zur Verfügung, wenn man den Rest der Altfälle auch noch mit den ursprünglich geplanten 10 Mrd. USD verglichen bekommt. Das ist schon noch eine ganze Menge an Geld. Meiner Meinung nach kommt Bayer damit einige Jahre über die Runden, ohne neue Rückstellungen bilden zu müssen. Falls der Supreme Court Bayer positiv gegenüber eingestellt ist, dann sollte ein Großteil der Rückstellungen wieder aufgelöst werden können und man würde dies als Gewinn in die Bilanz buchen.
Meiner Meinung nach hat man nun mit den weiteren 3,5 Mrd. Euro für die nächsten Jahre so ziemlich alles an negativen Möglichkeiten abgedeckt. Die nächsten Jahre sollten weitere Rückstellungen somit ausbleiben - selbst wenn der Glyphosat-Wahnsinn weitergeht. Die Frage ist, wie schnell man nun die Glyphosat-Produkte für private Anwender vom Markt nimmt. Und wie lange sich die Kläger nun noch darauf berufen können, völlig ahnungslos in Bezug auf mögliche schädliche Auswirkungen von Glyphosat-Produkten gewesen zu sein. Eigentlich ist das auch ohne Aufdruck der Warnhinweise seit 4 Jahren nicht mehr möglich, oder. Jeder in den USA sollte doch mittlerweile bescheid wissen.
Ab dem kommenden Jahr rechne ich jedenfalls so oder so nicht mehr mit weiteren Rückstellungen. Aktuell ist meiner Meinung nach das worst case Szenario abgesichert. Insofern sollten wir ab kommendem Jahr auch wieder gewinne in der Bilanz sehen - und nicht nur bereinigte Gewinne. Für dieses Jahr ist die operative Entwicklung entscheidend. Mit ein wenig Glück entwickeln sich die Wechselkurs ja auch mal in die richtige Richtung, dann ist auch beim EBITDA noch etwas mehr dirn. |