....Dank des Mitgliederzulaufs mangelt es den meisten der inzwischen über 700 Energiegenossenschaften zwar nicht an Kapital, dafür aber an Gelegenheiten, dieses Geld vernünftig auszugeben. Und ohne vernünftige Projekte dümpelt das Mitgliederkapital zu Niedrigzinsen auf dem Konto. Mehr als 60 Prozent der Gesellschaften haben im vergangenen Jahr keine Dividende an ihre Mitglieder ausschütten können, die meisten davon haben sich erst in den vergangenen zwei, drei Jahren gegründet. Jenseits bester politischer und ökologischer Absichten taugt das Bürgerengagement nur noch bei Genossenschaften als Investment, die von den stabilen Erträgen ihrer alten Anlagen zehren.
Für neue Gesellschaften aber sind die Zeiten überdurchschnittlicher und gleichzeitig risikoloser Renditen von bis zu sieben Prozent vorbei. Genossen bekommen immer weniger für ihren Strom, seit Januar sinkt die staatlich garantierte Einspeisevergütung um bis zu 2,8 Prozent – und zwar monatlich. Die Produktionskosten für Ökostrom sinken aber nicht mehr mit. Zwischen 2010 (2.400 Euro pro Kilowatt) und 2013 (unter 1.100 Euro) noch im freien Fall, haben die Preise für Module, Gestelle und Wechselrichter einen Boden gefunden. Billiger geht nicht. Längst verbauen die Genossen chinesische, von der KP obendrein subventionierte Billigware. Obwohl sie die Wertschöpfung doch eigentlich in der Region belassen wollten.
Keiner von ihnen weiß, ob das EEG die Bundestagswahl übersteht. Und trotzdem machen noch immer vier von fünf Energiegenossenschaften nichts anderes, als Ökostrom ins Netz zu speisen. Zwei von drei Genossenschaften ausschließlich über Solaranlagen. Jede zweite betreibt nur Flächen mit mäßiger Sonneneinstrahlung. Dennoch plant noch immer mehr als die Hälfte der Energiegenossenschaft reflexartig Investitionen in Solaranlagen.
Die übrigen denken über teure Windmühlen nach oder darüber, ihren Strom selber zu vermarkten, Gebäude energetisch zu sanieren oder – wie die Bürgerenergie Berlin eG – gleich ein ganzes Stromnetz zu kaufen.Die wenigsten haben das Know-how, einen Windpark vernünftig zu planen, geschweige denn zu betreiben. Und selbst die Genossen, die in der Lage sind, ihren eigenen Strom zu vermarkten, werden von potenzieller Kundschaft bisweilen nur milde belächelt. So haben die meisten Bundesländer einen Rahmenvertrag mit RWE, Eon, EnBW oder Vattenfall, der die Konditionen für kommunale Betriebe sichert. In Bayern etwa sinkt der Strompreis für die öffentliche Kundschaft im kommenden Jahr um 42 Prozent auf 8,5 Cent je Kilowattstunde, EEG-Umlage, Stromsteuer und Netznutzung inklusive. Das hat der Gemeindetag mit Eon so verhandelt.
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