Gold & Gesellschaft: Renaissance des (Sozial-) Adels
Wie sorgenfrei war die Zeit des Feudalismus, wo Adel und Klerus die Ordnung der Dinge vorgaben. Als gotteslästerisch und frivol hätte es gegolten, wenn einer dahergekommen wäre und Vorschläge zur besseren Verfassung der Gesellschaft unterbreitet hätte, schreibt Thomas Schmid in seinem gestrigen Essay für die WELT AM SONNTAG unter dem Titel Der Steuerstaat passt nicht zur Bürgergesellschaft.
Und weiter bemerkte der Autor: Mit Renaissance und Aufklärung wurde der menschliche Geist kühner und erging sich in Fantasien zur Veränderung des Gemeinwesens. Mit dieser Philosophie wurde ein gesellschaftlicher Wandel, weg vom allen und jeden bestimmenden und unfehlbaren Adel und hin zu einer aufgeklärten bürgerlichen Gesellschaft geschaffen.
Ich hatte in meinem Beitrag vom 29. Oktober 2009 einen Aufsatz des Philosophen Peter Sloterdijk unter dem Titel Die Zukunft eines staatlich begründeten Steuerstaates zum Anlass genommen, die Auswüchse unseres heutigen Sozial-Staates kritisch zu hinterfragen. Nun ist gerade dieser Peter Sloterdijk vor allem von Axel Honneth, der Lordsiegelbewahrer der Kritischen Theorie Frankfurter Provienz (Zitat aus dem WELT AM SONNTAG Artikel) aufs heftigste kritisiert worden. Sloterdijk sei ein asozialer Lump.
Die Freude an dem kritischen Hinterfragen und des Aufbruchs, das eine aufgeklärte Gesellschaft ausmacht, hat sich also längst verflüchtigt. An seiner Stelle sind die alten Denk- und Handels-Muster des Feudalismus getreten. Nur dass dieser Neu-Adel nicht mehr als ein solcher eindeutig identifizierbar ist.
Die bürgerliche Kritik richtet sich an die Geburtsfehler, die der bundesdeutsche Sozial-Staat mit sich herumträgt. Thomas Schmid merkt hierzu an: Erstens ist er (der Sozialstaat) - siehe Bismarck - eine obrigkeitliche Erfindung. Er wurde Ende des 19. Jahrhunderts nicht begründet, um die Menschen selbständig zu machen. Er sollte Revolten und Widerstand verhindern. Nicht der Bürger, sondern der stillgestellte Klient war die Zielperson.
Bildung und darauf aufbauende Kritik waren schon immer der herrschenden Klasse ein Dorn im Auge. Man braucht hier nicht mehr als 150 Jahre zurück zu schauen, um Aspekte dieses Spiels beobachten zu können. Hat nicht die systematische Zerstörung des weltweit bewunderten deutschen (Universal-)Schulsystems, das noch vor längerer Zeit eine Vielzahl von natur- und geisteswissenschaftlichen Größen mit einer Vielzahl von Patenten und Nobel-Preisträgern hervorbrachte, die Verblödungs-Gesellschaft mit RTL-Frühstücksfernsehen, Big Brothers und den diversen Fäkalien-Produktionen begünstigt.
Der Sozial-Staat, gerne als eine Errungenschaft beklatscht, ist in seiner heutigen Ausprägung eine Niederlage: Er hat den Bürger zuerst verblödet, dann entmündigt und zuletzt demotiviert.
Eine Schicht von Ausgeschlossenen bringt keine selbständig denkenden Bürger mehr hervor. Sie ist Spielball eines als Sozial-Adel wiedergeboren Feudalismus. Und nun versteht man auch, warum eine gebildete und unabhängige bürgerliche Mittelschicht der Feind dieses aus Sozial-Politikern, Gewerkschaftlern und Interessensvertretern bestehenden neuen Klerus der Nichtkritisierbaren ist: Nur eine Gesellschaft, die sich der neuen sozial-politisch industriellen Obrigkeit unterordnet, ist eine wohlgewollte Gesellschaft.
Will heißen: Wer die letzten Reste der bürgerlichen Gesellschaft beseitigt, wo Eigeninitiative das Primat ist und der Staat eher eine kritisch beäugte Randerscheining spielen sollte, dem wird die Bahn für eine neue Gesellschaftsform geschaffen --- dem Sozial-Faschismus.
In dem Bericht der WELT AM SONNTAG wird der Etatismus als Ursache für diese Entwicklung identifiziert. Der Etatismus hat nicht nur den Sozial-Staat geschaffen, sondern der Staat hat seit Beginn der Industrialisierung den Versuch unternommen, den Staat durch das Machtmittel der Steuern auszubauen.
Schon Ludwig Mises (Theorie des Geldes und der Umlaufmittel, Achtes Kapitel - Die Geldpolitik des Etatismus) sieht in dem Etatismus die Lehre von der Allmacht des Staates und als Praxis die Politik, die alle irdischen Dinge durch Gebote und Verbote der Obrigkeit zu ordnen bestrebt ist. Das Gesellschaftsideal des Etatismus ist nach Mises ein besonders gestaltetes sozialistisches Gemeinwesen. Den Eigentümern werden zwar Namen und Ehren des Eigentums und das Recht auf den Bezug eines angemessenen und standesgemäßen Einkommens gelassen; doch in Wahrheit wird jedes Geschäft in ein Amt, jeder Erwerb in einen Beamtenberuf verwandelt. Für Selbständigkeit des Unternehmers ist im Staatssozialismus aller Spielarten kein Raum. Das sind keine heute getroffenen Aussagen, sondern sie stammen aus den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Warum ist das für einen Gold-Bericht relevant? Weil nach Ludwig Mises der Etatist im Geld ein Geschöpf des Staates sieht. Und unser heutiges Geld ist rein staatsgeschaffen. Ein nicht staatsgeschaffenes Geld entzieht dem Etatismus seine Grundlage. Und damit indirekt auch dem allmächtigen Steuer- und Sozial-Staat seine Existenzgrundlagen. Wir brauchen eine neue Phase der Aufklärung, in der es nicht nur um Brot (= Staats-Knete) und Spiele (= Trash-TV) geht.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten Es gibt Zeiten, da sind auch hochbezahlte Jobs einfach nur frustrierend. Genauso muss es derzeit den Tradern des Gold-Kartells gehen, denen der Gold-Preis von einem Drückungs-Versuch zum Nächsten (nach oben) davonläuft. JP Morgan, HSBC und die Deutsche Bank können in dieser Konstellation nur noch Verluste einfahren, während die verbissenen jetzt-muss-doch-eine-größere-Korrektur-kommenden Shorties um ihr Leben rennen müssen. Welch ein Waterloo für die technischen Analysten und Elliott-Wellen-Idioten, die noch in der Phantasie-Welt leben, dass Gold ein freier Markt sei. Aber wahrscheinlich sind das sowieso eher Theoretiker, die selbst kein eigenes Geld zum Investieren haben und sich in pseudo-intellektuellen Foren an ihren Thesen erfreuen. Oder sie versenken ohne eigenes Risiko das Geld ihrer Anhänger-Gemeinde: Wer will schon an der Unfehlbarkeit des Gurus zweifeln. Wenn auch nur ein Quentchen Wahrheit an der These sein sollte, dass große Teile des US-Goldes in Fort Knox, KY und West Point, NY, sowie die für viele Staaten gelagerten Goldreserven in den Kellern der New Yorker FED in Manhattan mit Wolfram-Kern versehene Fälschungen sind, dann wird sowieso ein Sturm losbrechen, der den mit $50.000 / Unze von Eichelburg prognostierten Gold-Preis wie ein laues Windchen aussehen lassen wird.
Das soll nicht heissen, dass eine Korrektur unmöglich ist. Denn man ist schon verstärkt auf der Suche nach physischem Gold, das man zwecks Beruhigung der Märkte dringendst benötigt. Zum Beispiel über Derivate-Geschäfte im Over-the-Counter (OTC) Markt mit den Verwaltern der Gold-Vorräte des Big Money.
Die wesentlichen Impulse des heutigen Tages kamen aus Asien. Dort haben die Regierungs-Chefs auf ihrer regionalen Wirtschafts-Konferenz eine Fortsetzung der staatlichen Stimulus-Maßnahmen verkündet. Eigentlich nichts Überraschendes, was den Ausbruch des Gold-Preises in zwei Wellen erst oberhalb der Marke von $1.125 und dann $1.130 rechtfertigen würde. Im Londoner Vormittags-Handel konnte die Marke von $1.130 gehalten werden. Der A.M. Fix kam um 11:30 Uhr MEZ mit $1.128,75 (EUR 754,41) um $21 höher als noch am letzten Freitag zustande. Heute Nachmittag war wieder einmal ein Versteigungs-Termin für kurzlaufende Treasuries (sogenannte Bills). Deshalb bröckelte wohl der Goldpreis vor Beginn des Handels an der COMEX wieder etwas ab. Mit Eröffnung des Handels an der COMEX misslang ein Drückungs-Versuch in Richtung der Marke von $1.125. Der um 16:00 Uhr MEZ mit $1.130,00 (EUR 754,59) folgende P.M. Fix bestätigte eindrucksvoll, dass nicht nur Derivate für den Preis-Anstieg ausschlaggebend waren. Im Vergleich zum P.M. Fix vom letzten Freitag legte Gold eindrucksvolle $26 zu.
In einem ausgeglichenen Markt wären solche Preis-Anstiege nicht zu erwarten gewesen. Noch besser erging es Silber, das zur gleichen Zeit einen plötzlichen Sprung um $0,40 machte und endlich die Marke von $18 überschreiten konnte. Eine Stunde vor Ende des Handels an der COMEX setzte Gold zu einer weiteren Aufwärts-Bewegung an, die erst mit Schluss des Handels an der COMEX um 19:30 Uhr MEZ bei $1.138,30 ihr Ende fand. Im sonst eher ruhigen Access Handel konnte Gold sogar noch die Marke von $1.140 überschreiten. Der US-Dollar notierte mit 74,9 (USDX) zwar um 0,3 Punkte niedriger als noch am letzten Freitag. Dafür fielen aber die Renditen der 10-jährigen Treasury Notes drastisch auf 3,3 Prozent. Der Quotient aus beiden Werten stieg um rekordverdächtige 1,2 Punkte auf 22,7. Irgendwie sind diese beiden Ereignisse, der Anstieg des Goldpreises und der Rückgang der Real-Zinsen der Treasuries nicht in Einklang zu bringen. Aber die Zeiten der freien Märkte liegen ja auch bereits hinter uns. Und so wird die blökende Herde am Aktien-Markt noch in dem Glauben gelassen, dass alles wieder gut wird.
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