Gesamtwirtschaftliches Umfeld Die Wochenzeitung DIE ZEIT hat im März diesen Jahres auf dem Tiefpunkt der Stimmung an den Aktien-Märkten ein Essay über ein Musterland veröffentlicht, mit dem seinerzeit Island gemeint war. Lesen wir, was DIE ZEIT über Musterland schreibt: Der Staat ist im Musterland zum entscheidenden ökonomischen Akteur geworden. Nicht weil er wollte: weil er musste. Er hat Milliarden in die Banken gesteckt, Milliarden in Konjunkturprogramme, Milliarden direkt in Unternehmen. Der Staat will retten – und stürzt sich in immer höhere Schulden. Würde der Bericht heute veröffentlicht werden, wäre wirklich Island unser erster Tipp gewesen. Oder nähern sich nicht Irland, Deutschland, Großbritannien und die U.S.A. auch dem Geschehen in Musterland an. Aber Musterland hatte noch mehr zu bieten: Musterland hatte bislang einen tadellosen Ruf. Es konnte problemlos den Kapitalmarkt anzapfen – die Investoren konnten ja sicher sein, ihr Geld zurückzubekommen. Bei den Rating-Agenturen, den globalen Bonitätswächtern, hatte Musterland stets die Bestnote AAA. Die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls lag bei nahezu null. Musterland ist aus heutiger Sicht immer noch ein Synonym für eine große Masse der heutigen westlichen Industrie-Staaten. Auch diese hatten (und haben zum Teil noch) das Triple-A Rating von Standard & Poors, Moodys und Fitch. Musterlands Schuldentitel werden wöchentlich im Rahmen einer Auktion angeboten. Die letzte Auktion wird mangels Bietermasse verschoben. Musterland geht das Geld aus. Nun sind wir wieder in der Zukunft. Und ist die folgende Aussage nur die fortgeschrittene Zukunft oder bereits schon Realität: Musterland hat eine eigene Währung. Nun fällt sie, denn an den Devisenmärkten bricht Panik aus. Wie viele Länder in Osteuropa hat Musterland sich auch in ausländischer Währung verschuldet. Die Anleihen von Musterland gelten jetzt an den Finanzmärkten als junk, als Schrott. Niemand will sie mehr haben. Ich frage mich, ob Musterland nicht ein Synonym für unsere heutige Welt ist. Egal ob Deutschland, die U.S.A. oder Japan. Alle agieren wie Musterland. Alle sind hoch verschuldet. Bei allen ist der Staat derjenige, der die Wirtschaft steuert. Was ist nun die ausländische Währung, in der sich Musterland verschuldet hat. Die eigene Währung, ob sie nun Dollar, Pfund, Euro oder Yen heißen mag, kann nicht gemeint sein. Musterland I ist abgebrannt – in Musterland II lodern noch die Flammen. Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten Das Gold-Kartell hat es heute einmal mit einer anderen Taktik versucht. Anstatt den Gold-Preis zum Londoner P.M. zu attackieren, um die COMEX-Longs zu Verkäufen zu bewegen, ging das Spiel heute einmal umgekehrt: Zum Vormittags-Handel wird Gold stark gedrückt, so dass die COMEX-Longs schon vor Beginn des Handels um 14:20 Uhr MEZ kalte Füße bekamen. Dabei fing es heute früh, wie wir die letzten Tage beobachten durften, im asiatischen Handel noch positiv an. Gold konnte sich wenige Dollar oberhalb des gestrigen Schlusskurses im New Yorker Access Handel befestigen. Aber um 8:00 Uhr MEZ ging auf dem Niveau von $1.065 der Angriff los. Gold wurde vor Beginn des Handels in London (9:50 Uhr MEZ) auf bis zu $1.057 gedrückt. Zu Beginn des Handels in London konnte sich das Metall zwar wieder befestigen. Aber diese Erholung dauerte nur 15 Minuten. Dann ging es stetig bergab und erst der A.M. Fix mit $1.052,50 (EUR 705,71) beendete die Abwärtsbewegung. Einen Preisrutsch von $13 innerhalb von 3,5 Stunden außerhalb des COMEX-Handels hervorzurufen, muss wohl ziemlich viel echtes, d.h. glänzendes, Metall gekostet haben. Es ging dann zwar wieder etwas bergauf. Aber eine Stunde vor Beginn des Handels an der COMEX wurde Gold von seinem wieder mühsam erklommenen Niveau von $1.055 auf bis zu $1.047 heruntergeprügelt. Wir stehen jetzt bereits $18 niedriger, als zu dem Zeitpunkt, als das Gold-Kartell mit seinem bösen Spiel anfing. Die Taktik ist schon so offensichtlich, dass es schon wehtun muss, wenn ein aufmerksamer Beobachter die Beweggründe hinter dieser Aktion nicht erkennen mag. Die Inhaber der Long-Position an der COMEX sollen vor Angst zum Schwitzen gebracht werden und mit Handelsbeginn auf ihre Verkaufs-Taste drücken. In der Vergangenheit hätte solch eine Aktion Panik ausgelöst und die Gold-Kartell Trader hätten den Gold-Preis in mehreren Wellen um weitere $20 bis $40 drücken können. Aber wir haben heute eine andere Situation. Die Rezepte von gestern backen keinen Kuchen mehr. Anstatt zu sinken, stieg der Gold-Preis. Erst der P.M. Fix mit $1.053,50 (EUR 707,00) konnte den Anstieg zwischenzeitlich aufhalten. Wir sind um 16:00 Uhr MEZ jetzt $11 niedriger als um 8:00 Uhr MEZ. Nach dem P.M. Fix setzte Gold wieder zu einer Aufholjagd an. Um 17:15 Uhr MEZ stand Gold bereits wieder bei $1.060. Nur noch $5 niedriger als um 8:00 Uhr MEZ. Die neuen Käufer freuen sich über die niedrigen Einstiegspreise bei Gold. Vielleicht sind es diejenigen Insider, die die letzten Monate stark gehebelt Aktien gekauft haben und nun ihre Riesen-Gewinne vergoldet haben. Haben die FED und andere Zentralbanken mit der künstlich angefeuerten Aktien-Hausse mit Massen von neuem Kreditgeld nun eine mächtige Gruppe von Investoren und Tradern geschaffen, die jetzt aus dem Aktien-Markt aussteigen, ihre Kredite zurückzahlen und die durch das gehebelte Investment in Aktien erzielten Gewinne (Anmerkung: das ist jetzt kein Kreditgeld mehr, weil es den Investoren und Tradern gehört - das Kreditrisiko tragen jetzt die Investoren, die ihnen die Aktien abgekauft haben) in wertbeständiges Geld anlegen – also Gold. Hat Ben Bernanke ein Frankenstein-Monster geschaffen, das sich durch seine Aktionen nun gegen den eigenen Herren richtet. Eine Stunde vor Schluss des Handels an der COMEX hat man sich heute aber doch noch durchgesetzt. Ein plötzlicher Dollar-Anstieg verhalf dem Kartell, den Goldpreis zum Schluss des Handels wieder auf knapp unter $1.050 zu drücken. Kein Grund zur Panik. Aber JP Morgan & Co sind doch keine reinen Papier-Tiger: Das haben sie heute zumindest unter Beweis gestellt. http://www.bullionaer.de/shop/showZiemann.php/action/latest ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) An der Börse wird das "meiste" Geld mit Marktbewegungen verdient, die die "wenigsten" Marktteilnehmer erwarten! |