Gesamtwirtschaftliches Umfeld Der Himmel in Deutschland und in den U.S.A. wird zur Zeit von einem Feuerwerk an positiven Wirtschaftsnachrichten hell erleuchtet. ZEW- und IFO-Index steigen auf mehrmonatige Höchststände und selbst das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal zeigt schon einen leichten Anstieg an. Der DAX steht schon wieder oberhalb der Marke von 5.500 Punkten. Der deutsche Michel, bisher als Konsumverweigerer bekannt, wird plötzlich zur Stütze unserer Wirtschaft. Millionenfach werden Autos verschrottet und es fahren viele kleine und frische Neuwagen herum. Leider nicht von den deutschen Herstellern. Und das Verbrauchervertrauen ist so hoch wie lange nicht. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit hält sich in Grenzen. Und der Anteil der Unternehmer-Einkommen und des Einkommens aus Finanzanlagen sinkt im Bezug auf das Volkseinkommen: Also steigen die Einkünfte aus nichtselbständiger Erwerbstätigkeit und natürlich die Einkünfte durch Transferleistungen. Lafontaine und die Gewerkschaften müssten eigentlich jubeln: Die Kapitalisten verlieren und die arbeitende Bevölkerung gewinnt. Der deutsche Michel befindet sich im Wirtschaftswunderland. Die Politiker haben weltweit mehr als $10.000 Mrd Gelder, die bislang eigentlich nicht existierten, in das System gepumpt. Dieses Geld muss irgendwann einmal ankommen und eine gewisse Wirkung entfalten. Wenn ich mich in meinen Keller verziehe und EUR 100.000 drucke, um damit einzukaufen, ein neues Auto anzuschaffen, Reisen zu bezahlen usw, dann freuen sich die Unternehmen und die Wirtschaft zieht an. Die positiven Auswirkungen dieses Falschgeldes sehen wir zur Zeit. Aber ist das nachhaltig ? Natürlich nicht. Wenn man feststellt, dass mein Geld Falschgeld war, dann habe ich zwar gut gelebt. Sitze aber nun im Gefängnis. Und auch die Unternehmen, die mein Geld genommen haben, werden leiden müssen. Der Tag der Abrechnung kommt irgendwann bestimmt. Derjenige, der zu diesem Zeitpunkt das Falschgeld in der Hand hat, hat die A-Karte gezogen. Fernab der wahlkämpfenden Jubel-Maschinerie dringen aber auch die harten Fakten an die Oberfläche: Vielen Unternehmen geht durch den massiven Rückgang der Aufträge bei gleich bleibenden Kosten das Geld aus. Im deutschen Mittelstand kennt man zwar die Bilanz und eine Gewinn- und Verlustrechnung. Aber Cash Flow und Liquiditäts-Betrachtungen werden meistens erst dann angestellt, wenn kein Cash mehr zum Bezahlen der Rechnungen und Arbeitslöhne vorhanden ist. So treiben gerade die aufbauenden Parolen der Politiker und Branchenvertreter, unterstützt mit Reizen wie das Kurzarbeiter-Geld, die Unternehmen scharenweise in das Risiko einer Insolvenz. Man wollte wenige Arbeitsplätze retten und wird plötzlich viele verlieren. Auch das lernen wir aus dem Schicksal von Meckele, Schickedanz und Schäffler: Man hat sich mit seinem milliardenschweren Privat-Vermögen bis zum Schluss für das Unternehmen und die Mitarbeiter eingesetzt. Und nun ist das Vermögen weg. Vom Milliardär zum Tellerwäscher --- das ist die deutsche Antwort auf Amerika. Paradoxerweise haben diejenigen Spieler wie beispielsweise Goldman Sachs, JP Morgan und Deutsche Bank aus der Krise am meisten Profit gezogen. Sie alle standen am Abgrund und wurden durch den Staat und die Notenbanken gerettet. Ihre faulen Bilanzen wurden entweder durch Aufweichung der Regeln gesund gebetet oder der schlimmste Giftmüll schwimmt nun in den Bilanzen der EZB und der FED. Nun machen sie so weiter wie bisher. Sie wissen, dass die Politiker den Erfolg brauchen und die Aktien-Märkte oben sehen wollen. Und sie helfen ihnen dabei und ziehen hohe Profite daraus. Und wenn es wieder einmal schief gehen sollte: Sie sind systemrelevant und werden deshalb durch die Politiker gerettet. Dagegen blutet der eigentlich gesunde Mittelstand mit guter Kapitalausstattung wegen der hohen Remanenz-Kosten aus. Die Politik legt noch eine besonders starke Kanüle nach: Aderlass modern. Die stocksoliden Sparkassen und Volksbanken, Kreditgeber des Mittelstandes werden wohl die nächsten großen Opfer werden. Wirtschaft paradox --- oder Fehlallokation von Ressourcen würde wohl der Wissenschafter dazu sagen. Viele Bürger fühlen sich wie der Mittelstand: Stocksolide und gut mit Kapital ausgestattet. Aber was ist die Realität ? Fast die Hälfte des Vermögens des Michels steckt in der (selbstgenutzten) Immobilie. Viel Geld steckt in Lebensversicherungen oder Produkten für die Altersvorsorge. Ist das das Vermögen, mit dem man seine Lebenshaltungs-Kosten bestreiten könnte, wenn der Arbeitsplatz futsch ist. Natürlich nicht: Viele der Vermögenswerte sind reine Fiktion. Vielleicht 20 Prozent der Haushalte bilden überhaupt richtiges Vermögen. Der Rest ist vom nächsten Gehalts-Scheck oder vom Staat abhängig. Wenn die Musik aufhört zu spielen und alle um den einen verbliebenen Stuhl kämpfen, dann wird wohl nur noch der Gold-Besitzer einen Platz finden. Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten Mit der heutigen Versteigerung der 7-jährigen Treasury Notes sind die Aktionen des US-Schatzministeriums für diese Woche erst einmal abgeschlossen. Man kann die Nervosität der Markt-Teilnehmer an den erratischen Ausschlägen nicht nur des Gold-Preises ablesen: Auch die Renditen der 10-jährigen Treasury Notes an den Bond-Märkten und der US-Dollar Index schwankten heute zum Teil kräftig. Von der heutigen Versteigerung haben die Primary Dealer Banken mit $10,27 Mrd mehr als ein Drittel des versteigerten Volumens aufgekauft. Weitere $843 Mio gehen direkt in das Security Lending Program (SOMA) der New Yorker FED. D.h. die FED kauft diese Securities an, um diese gegen Giftmüll der Banken oder anderer Berechtigten zu tauschen. Interessant ist auch, dass die Primary Dealer Banken den fünffachen Betrag geboten haben, den sie nachher zugeteilt bekommen haben. Die Versteigerungen verkommen immer mehr zu einer offensichtlichen Farce. Das Ergebnis der gestrigen Versteigerung der 5-jährigen Treasury Notes zeigte ein ähnliches Bild: Die FED hat für SOMA erst einmal $1,2 Mrd selbst gekauft, die Primary Dealer Banken haben wieder mehr als ein Drittel des Volumens aufgekauft (bei wiederum mehr als vierfachen Angeboten). Einzig und allein die Finanz-Presse versteht nicht, was hier passiert. Oder darf sie das nicht verstehen ? Während man sich in Deutschland und anderen Ländern Gedanken macht, wie man die Defizite des Staatshaushaltes durch drastische Ausgabenkürzungen und/oder Steuererhöhungen reduzieren kann, kümmert das die USA (und auch die U.K.) überhaupt nicht. Hier werden die Ausgaben über die Notenpresse finanziert. Gold startete heute früh den Tag auf dem Niveau, auf dem New York gestern geschlossen hatte. Der Gold-Preis pendelte zu der Handelszeit in Asien um diese Marke herum. Mit Beginn des Handels in London kam jedoch Druck auf den Goldpreis auf, der den Spot-Preis bis auf $943 fallen ließ. Der A.M. Fix kam dann auf diesem Niveau ($943,50, EUR 661,92) zustande. Ein Verlust um $6 gegenüber dem gestrigen A.M. Fix. Die Marktteilnehmer ließen sich aber trotzdem nicht entmutigen und trieben Gold im Vorfeld des beginnenden Handels an der COMEX auf bis zu $950 hoch. Mit Beginn des Handels an der COMEX setzte dann aber wieder die Preisdrückung ein, die Gold zum P.M. Fix auf $943,00 (EUR 662,73) einbrechen ließ. Die U.S.-Regierung hat ein direktes Interesse daran, dass ihre Versteigerungen nicht in Gefahr geraten und hat deshalb wieder kräftig mit Gold-Barren in London nachgeholfen. Der P.M. Fix konnte auf 24-Stundenbasis trotzdem wenige Dollar zulegen. Danach wiederholte sich die Entwicklung des gestrigen Tages. Gold stieg im Verlauf des Handels wieder an und beendete den Handel an der COMEX mit $946. Im späten Access Handel ging es wieder nordwärts in Richtung der $950er-Marke. Bis 22:00 Uhr MEZ konnte diese aber nicht überwunden werden. Der USDX fiel heute scharf auf 77,9 ab. Und auch die Renditen der 10-jährigen Treasury Notes stiegen wieder auf 3,5 Prozent an. Der Quotient aus beiden Werten fiel ebenfalls stark auf 22,3 (Mittwoch: 23,1). http://www.bullionaer.de/shop/showZiemann.php/action/latest ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) "Selten war mehr als ein Zehntel der Bevölkerung an dem beteiligt, was man Geschichte zu nennen pflegt!" (Samhaber) |