Zum einen betrifft die veröffentlichte Shortquote nur über 0,5% liegende Einzelpositionen. Die tatsächliche Shortquote liegt regelmäßig weitaus höher. Man sollte hier keinesfalls den Einfluss tausender Daytrader und Algotradingprogramle unterschätzen! Zudem spielen Hedgefonds wie Qube Research gern mit der Meldeschwelle, um zusätzlichen medialen Druck aufzubauen oder eben im Verborgenen Geschäfte machen zu können. 0,5% sind bei aktuell ca 156 Mio ausstehenden Aktien im übrigen fast 800T Aktien, mit den man die Aktie bereits sehr deutlich beeinflussen kann. Muss ein einzelner aber gar nicht, weil tausende Daytrader nur darauf warten, auf den Shortzug aufspringen und eine 20% Abverkaufswelle mitreiten zu können. Zockermedien wie Stock3, die sofort Kursalarm auslösen, sorgen für die Koordinierung tausender voneinander völlig unabhängig agierender Trader. Dieser Lemmingeffekt wird in den letzten Jahren immer stärker und sorgt für sich selbst verstärkende Trends, zumal sich alle Trader an denselben Chartsignalen orientieren. So wird Charttrading zur sich selbst erfüllenden Prophezeihung.
Ein mit betriebswirtschaftlichen Grundsätzen der Unternehmensbewertung völlig unvereinbares Anlegerverhalten wird durch Trendfolge / Lemmingverhalten zur Gesetzmäßigkeit und hat das Potenzial, betriebswirtschaftlich rationales Verhalten dauerhaft auf den Kopf zu stellen.
Ein weiterer wesentlicher Punkt für den Begriff Shortattacke ist indes der Fakt, dass Trader heute überwiegend Hebelprodukte für ihre Shortstrategien nutzen. Das Underlying wird ggf mit Verlust verkauft, um am Optionsmarkt mit entsprechenden Short Optionen den eigentlichen Gewinn zu machen.
Neben Leerverkäufen werden demnach auch Positionsverkäufe und das gezielte Auslösen von Stopp Loss Wellen genutzt, um am Ende überproportionale Gewinne mit Hebelprodukten zu erzielen.
Der Optionsmarkt ist mittlerweile zehnmal größer als der Aktienmarkt. Die ausschließliche Betrachtung von Shortpositionen des Underlyings springt viel zu kurz.
Banken wie Goldman und Co verdienen Geld damit, gegen ihre Kunden zu wetten, indem sie knock out Produkte gezielt ausknocken... Eine hohe Vola erhöht zudem die Handelstätigkeit und sorgt für Tradinggebühren...
Wer in den letzten Tagen die Entwicklung der Aktienpakete im Bid und Ask beobachtet hat, kann schlichtwehäg nicht übersehen, dass quasi sekübdlich die Briefseite auf Xetra immer wieder aufgefüllt wird und ein quasi permanentes Überangebot auf der Briefseite erzeugt wird, um jedwedes Kaufinteresse im Keim zu ersticken. Das ist so augenfällig und alles andere als Zufall, dass man m.E. nicht darüber diskutieren muss, dass hier eine strukturiert geplante Abverkaufswelle läuft, wo Marktteilnehmer nichts, aber auch gar nichts dem Zufall überlassen. Die Kurse fallen eben nicht, weil viele Aktionäre aus der Aktie heraus wollen und blindlings ins Bid verkaufen. Sondern weil der Kurs von an fallenden Kursen interessierten Tradern gezielt über die Briefseite gedrückt wird. So etwas nennt man Shortattacke... |