Ich hab mir in den letzten Tagen die Postings der letzten zwei Monate angesehen. Einige Leute haben die Meinung geäußert, es gäbe so etwa wie 120 Mrd. "Abfindung für die Aktionäre".
Das ist mMn illusorisch. Im folgenden meine alternative und vermutlich realistische Erwartung:
Dass es bei den Senior Preferred Shares (SPA) eine Überzahlung gegeben hat, steht wohl außer Frage: 300 Mrd. hat die Regierung seit dem 3. Amendment erhalten über die 10 % Sonderdividende, sie hat aber im Gefolge der 2008-Krise nur ca. 190 Mrd. an Kapital zur Verfügung gestellt.
Das Subprime-Court wird das SPA aller Voraussicht nach als rechtwidrig kippen. Dann müssen die 110 (oder 120) Mrd. an Überzahlug an FnF zurückgezahlt werden.
Die große Frage ist allerdings WIE? Einige Leute glauben offenbar, die 120 Mrd. würden direkt an die Altaktionäre ausgezahlt. Es gibt bei Fannie (FNMA) ca. 1,16 Mrd. Aktien und bei Freddie (FMCC) ca. 650 Mio. Stücke. Macht zusammen etwa 1,8 Mrd. Aktien. (Die JPS lass ich mal weg).
Die Milchmädchenrechnung lautet nun, dass die 120 Mrd. Rückerstattung in Form einer "Ausschüttung" auf die 1,8 Mrd. FnF-Alt-Aktien verteilt würden, so dass pro Aktie ca. 66 Dollar anfielen, z. B. in Gestalt einer "Sonderdividende". Andere glauben vielleicht auch, dass der Kurs dann in ähnlicher Größenordnung steigt.
Viel wahrscheinlicher ist jedoch mMn, dass die 120 Mrd. einfach nur dem Eigenkapital von FnF zugeschlagen werden. Das liegt zurzeit bei ca. 35 Mrd. $ und stiege damit auf 155 Mrd. Ausgezahlt würde dann vermutlich gar nichts.
Sollte Scotus - was wahrscheinlich ist - das SPA kippen (es würde dazu nur die Vorgabe liefern, entscheiden müsste später ein niederrangiges Gericht in Texas), würden die SPA als "abgezahlt" ausgebucht und somit das SPA und NWS verschwinden.
Für die Kursentwicklung wäre dies dennoch sehr positiv, weil SPA und Zwangsverwaltung verhinderten, dass FnF Kapital am freien Geldmarkt aufnehmen können. Gemeint ist damit eine Kapitalerhöhung (KE), mit der das erforderliche - zurzeit zu geringe - Eigenkapital reingeholt wird.
Das zweite Hindernis sind die "Warrants" der Regierung, die vor einer Entlassung aus der Zwangsverwaltung höchstwahrscheinlich ausgeübt würden, sofern SCOTUS sie nicht ebenfalls als "abgezahlt" deklariert. Denn die Warrants waren ja nur eine zusätzliche Sicherheitsleistung für den Fall, dass FnF die geliehenen 190 Mrd. nicht aus eigner Kraft zurückbezahlen können. Eine Ausübung dieser Warrants würde den Kurs verwässern. Die Befreiung aus der Zwangsverwaltung, die danach möglich wäre, würde den Kurs aber zugleich überproportional heben.
Womit wir zu einer weiteren offenen und mMn ungeklärten Frage kommen: Was eigentlich genau ist unter "Verwässerung" zu verstehen? Der Begriff wabert hier durch's Forum, aber was damit genau gemeint ist, blieb bislang weitgehend offen.
Das Ende der Zwangsverwaltung wird mMn so aussehen, dass Fannie und Freddie jeweils neue Aktien rausgeben, die regulär gelistet sind und auch wieder Dividende abwerfen. Die Altaktien auf den Pink Sheets werden dann zu einem bestimmten Schlüssel (z. B. 4 zu 1) in die neuen Aktien umgewandelt.
Eine Verwässerung droht mMn, wenn die Regierung diesen Umtauschschlüssel in für die Altaktionäre ungünstiger Höhe festsetzt.
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Die MK von Fannie liegt aktuell bei 2,2 Mrd., die von Freddie bei 1,2 Mrd. - das macht zuammen 3,4 Mrd.
Zum Vergleich: Apple, Amazon, Google und Co. haben eine MK von über 1000 Mrd.
Die aktuelle MK ist lächerlich niedrig gemessen daran, dass FnF zusammen über Assets in Höhe 5 Billionen (5000 Mrd.) verfügen, mit ebenso hohen Verbindichkeiten auf der Soll-Seite.
Realistisch wäre für die neuen Aktien von FnF wäre eine kombinierte MK von mindestens 100 Mrd.
Es könnten daher z. B. 4 Milliarden neue Aktien zu je 25 Dollar rausgegeben werden, was dann 100 Mrd. MK ergäbe.
Die Altaktionäre werden von den neuen Aktien aber wohl nur einen (kleinen?) Teil erhalten.
Es könnte z. B. für 1000 heutige FNMA (aktueller Wert: 2100 Dollar) dann vielleicht 250 neue Aktien im Wert von 25 Dollar (Wert: 6250 Dollar), was einer Wertsteigerung um etwa 200 % bzw. einer Verdreifachung entspräche. Das ist sehr schön, aber weit entfernt von den Träumen mancher, die mit einer Verhunderfachung rechnen.
Die übrigen, nicht an die Altaktionäre verteilten neuen Aktien werden im Zuge der Neuemission am freien Markt angeboten. Deren Erlös dürfte dazu dienen, das Eigenkapital auf den Sollwert zu bringen. Calabria fordert 4 % bzw. 280 Mrd. (was Kritikern überhöht erscheint).
Wenn das erforderliche EK niedriger angesetzt wird (z. B. 150 Mrd.), könnte der Verteilschlüssel zu Gunsten der Altaktionäre verändert werden, so dass sie z. B. 350 neue Aktien für 1000 Altaktien erhalten (Wert dann 350 x 25 = 8750 Dollar - entsprechend einer Vervierfachung).
Genau dieser Schlüssel bestimmt (neben der möglichen Warrants-Ausübung) die ominöse Verwässerung. Er ist ein Politikum. Zu erwarten ist eine Lösung, die die Altaktionäre als gerade noch akzeptabel durchgehen lassen. Dies gilt auch für den Fall, dass noch vor dem Scotus-Urteil ein Vergleich mit den Collins-Klägern ausgehandelt wird. |