Ich will etwas berichten von meinem kürzlich erwähnten Versuch einen jungen Nichtleser zum lesen zu bringen und ihn etwas zu begleiten dabei.
Ich selbst habe vieles gelesen, doch ziemlich chaotisch, von einigen Autoren viele Bücher, von anderen nur eines, aus diversen Zeiten, Ländern und Genres. Klassische Literatur aber auch Belletristik, Krimis und Science Fiktion, Geschichte und Biografien. Mir hat das sehr viel gebracht, es ist eine Form das Denken zu üben, ohne Sprache kann man ja nur begrenzt denken. Ich will, ich will, ich will...aber bekomme es nicht.😞 Die Sprache ist eine Struktur und ein Buch auch, ohne Struktur ist das menschliche Hirn ein infantiles und egoistisches Chaos. Vieles was ich weiss von der Welt ausserhalb der eigenen und über andere menschliche und soziale Probleme, weiss ich vom Lesen von Büchern und Zeitungen. Was ich im Netz lese, ist kaum der Rede wert.
Man folgt einem vorgegebenen Text und Inhalt und denkt dann darüber nach, abändern lässt sich der ja nicht, wie die Welt, ist eine gegebene Tatsache, kein Wunschkonzert. Auch öfter habe ich die Übung abgebrochen bei Büchern, die mich nicht angesprochen haben. Bibliotheken, Flohmärkte, Buchhandlungen waren und sind meine Quellen, noch nie habe ich online ein Buch gekauft und habe auch keinen Reader.
Ich habe nun mit dem jungen Anfänger etwas im Netz recherchiert und Kurzbeschriebe gelesen, er ist sehr motiviert, doch hat er zugegeben, "Der Herr der Fliegen" nicht zu verstehen, nicht reinzukommen, sich konzentrieren zu können und fängt nun noch mal an damit, ich sagte ihm, das sei wie beim Sport, er geht regelmässig trainieren und das müsse man auch beim lesen anfangs. Er will nun das unbedingt können und will mir eine kurze Zusammenfassung jeweils schreiben dazu, das war seine Idee und ich war gerührt. Also haben wir nun gemeinsam mal drei Bücher ausgewählt, die ich mal gelesen habe und auch habe, als Ziel für ihn, was nicht zu schwierig sein sollte, aber auch nicht Babynahrung.
1. 1984 von Orwell, weil man das einfach gelesen haben muss mAn, Allgemeinbildung und Inspiration die individuelle Freiheit nicht als selbstverständlich anzunehmen. 2. Der Schwarm von Schätzing, ein mAn spannender (somit auch entspannender) Thriller, hat aber auch Wissenswertes drin zu diversen Aspekten der Umwelt. 3. Die dunkle Seite des Mondes von Martin Sutter, ein gut gemachter "Schweiz-thriller", wo es auch um diverse individuelle Konflikte mit der Gesellschaft geht.
Ich bin sehr zuversichtlich, der will weiterkommen, kommt aus einem Chaos von Problemen (wie ich einst) und will es ordnen und aushalten und ist überhaupt nicht kaputt, (trotz kaputter Vorgeschichte) vielleicht gerade weil er echt gelitten hat, kein verwöhntes Bubi, hat er sich eine natürliche Demut und Neugier bewahrt. Pessimismus hat doch die Angst was zu verlieren, Optimismus hingegen Hoffnung was zu gewinnen. |