16.04.2008 freenet-Brief - 'unverbindliche Kaufabsicht' ist keine Verhandlungsalternative Die Gespräche zur einer möglichen Übernahme der freenet AG durch die United-Internet AG und der Drillisch AG haben seit dieser Woche eine neue Dimension erhalten, die Dialoge werden jetzt in der Öffentlichkeit geführt. Betrachtet man neutral die gesamte Entwicklung zu einer möglichen freenet-Übernahme durch die United-Internet und Drillisch - Gemeinschaft, so könnte man meinen, es handelt sich um eine ganz schlecht gemachte Wirtschaftsposse und nicht um ein knallhartes Milliardengeschäft, geführt von hoch bezahlten Managern. Bereits Ende 2005 Anfang 2006 hatten sich die freenet-Verantwortlichen vorgenommen, unbedingt mit dem Mobilfunk-Service-Provider 'mobilcom' fusionieren zu wollen mit der Folge, dass sich das Unternehmen mit insgesamt 27 Einzelklagen kleinerer Aktionäre konfrontiert sah. Nach mehr als einem Jahr konnte die freenet AG dann alle Einzelklagen abwenden und unter Zahlung von mehr als sechs Millionen Euro Vergleichszahlungen endlich mit der mobilcom verschmelzen. Die freenet-mobilcom - Fusion war noch gar nicht richtig vollzogen, als es bereits hieß, einzelne Großaktionäre streben eine erneute Aufspaltung des Unternehmens an; freenet-Chef Spoerr wurde quasi gezwungen, nach potentiellen Käufern zu suchen. Obwohl die Investmentbank 'Morgan Stanley' mit der Suche nach möglichen Käufern beauftragt wurde, blieben letztlich nur die Interessenten United-Internet und Drillisch über, die sowieso schon vorher im Gespräch waren. Die Verhandlungen mit der United-Internet und der Drillisch AG gestalteten sich in der Folge dann allerdings als sehr schwierig, die genauen Gründe hierfür sind nicht wirklich bekannt. Insgesamt ging es wohl darum, dass der freenet-Chef Eckhard Spoerr einerseits die Drillisch AG nicht wirklich als potentiellen Käufer akzeptieren mochte, andererseits der United-Internet keine konkreten Zahlen für das Festnetzgeschäft vorlegen konnte. Aus Sicht der Käufer konnte die von United-Internet und Drillisch gegründete gemeinsame Holding 'MSP' einerseits die freenet-Übernahme nicht finanzieren, andererseits mussten die Verhandlungen abgebrochen werden, weil Aktienspekulanten den freenet-Aktienpreis künstlich in die Höhe getrieben hatten. Nachdem freenet-Chef Eckhard Spoerr Ende letzten Jahres den Kaufinteressenten öffentlich aufgefordert hatte, endlich eine konkrete Position zu einer möglichen Kaufabsicht zu beziehen, brach Spoerr mehr oder weniger einseitig die Verhandlungen ab um seinerseits (Anfang 2008) zu verkünden, dass das Geschäft der freenet AG aufgeteilt wird und man sich strategisch neu positionieren will. -DIESE- Strategie hieß: Verkauf der DSL-Sparte, Kauf der debitel-Gruppe (Kaufpreis 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro). Nachdem Medien den kurz bevorstehenden Abschluss der freenet-debitel-Verhandlungen verkündeten, wurde der Dialog zwischen der United-Internet AG und der freenet AG öffentlich: In den Dialogen geht es darum, dass United-Internet-Chef Dommermuth den freenet-Chef Eckhard Spoerr bittet, nicht übereilt die debitel-Gruppe zu übernehmen, Spoerr wiederum mitteilt, dass die United-Internet / Drillisch - Gemeinschaft bisher nur "unverbindliche Kaufabsichten" bekundet haben und dies keine Basis für eine Verhandlungsalternative sei, um die freenet-debitel Verhandlungen zu verzögern. Ob die freenet-Verhandlungen mit der debitel-Gruppe tatsächlich kurzfristig zum Abschluss kommen, ist die Frage. Es könnte auch sein, dass Spoerr den angeblichen debitel-Deal auch als "Entscheidungshilfe" für die United-Internet/Drillisch-Gruppe nutzen möchte. Auffällig ist nämlich, dass die freenet AG bereits Ende Mai 2007 mit dem Kauf der debitel-Gruppe "gedroht" hat und zwar gerade zu dem Zeitpunkt, als die United-Internet/Drillisch-Gemeinschaft ebenfalls in Kaufverhandlungen getreten waren. Ein möglicher debitel-Deal zeigte bereits Wirkung: United-Internet-Chef Ralph Dommermuth hat sein Kaufangebot von 12,80 Euro auf 14,00 Euro / freenet-Aktie erhöht. |