Freenet will Debitel kaufen und DSL-Geschäft loswerden Donnerstag, 27. März 2008, 15:31 Uhr Hannover (Reuters) - Freenet will mit dem Kauf des doppelt so großen Konkurrenten Debitel zum drittgrößten deutschen Mobilfunkanbieter aufsteigen. Die Gespräche über eine Übernahme des Wiederverkäufers von Mobilfunk-Produkten mit deren Eigentümer, dem Finanzinvestor Permira, seien weit fortgeschritten, sagte eine Freenet-Sprecherin am Donnerstag. Im Falle einer Einigung würde die Stuttgarter Debitel mit allen Schulden übernommen. Im Gegenzug würden Permira und die involvierten Banken über eine Kapitalerhöhung mit 24,9 Prozent an Freenet beteiligt. Einen darüber hinausgehenden Kaufpreis solle Permira zumindest teilweise über ein Verkäuferdarlehen vorschießen. Zum Gesamtvolumen der Transaktion oder den Vorstellungen über die Höhe des Darlehens machte Freenet keine Angaben. Einem Bericht des "Manager Magazin" zufolge ist ein Kaufpreis von 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro im Gespräch. Permira und Freenet betonten, es sei unsicher, ob der Verkauf tatsächlich zustande komme. Mit Debitel könnte sich Freenet auf Position drei im deutschen Mobilfunkmarkt hinter T-Mobile und Vodafone katapultieren und die Netzbetreiber E-Plus und O2 überholen. Debitel und Freenet kommen zusammen auf rund 20 Millionen Kunden, davon hat 14 Millionen allein Debitel. Permira hatte Debitel 2004 vom Schweizer Telekommunikationskonzern Swisscom gekauft und wollte die Gesellschaft ursprünglich an die Börse bringen. Finanzieren könnte Spoerr die Transaktion, indem er sich von der Sparte Breitbandanschlüsse (DSL) und Internetportale trennt. "Der geplante Verkauf dieses Geschäfts ist losgelöst von einer möglichen Debitel-Akquisition zu betrachten", betonte die Freenet-Sprecherin. Die Gespräche liefen. Eine mit den Planungen vertraute Person sagte, Freenet rechne für das DSL- und das Portalgeschäft mit einem Erlös von 700 bis 900 Millionen Euro. Branchenexperten bewerten das DSL-Geschäft nur mit 500 bis 700 Millionen Euro. Auch der Chef des Freenet-Großaktionärs Drillisch, deutete an, dass die Preisvorstellungen möglicherweise überhöht sind. "Das wäre kein schlechter Preis - als Aktionär wäre ich darüber froh", sagte Paschalis Choulidis im Reuters-Interview. DSL-GESCHÄFT VON FREENET LOCKT ZAHLREICHE INTERESSENTEN AN Für das zum Verkauf stehende Breitbandgeschäft von Freenet stünden die Interessenten Schlange. Die Rivalen United Internetund Telefonica gehören dazu. Ein United-Internet-Sprecher sagte, bei Freenet fehle die nötige Transparenz zur Beurteilung eines Kaufs. Freenet-Chef Eckard Spoerr hatte Anfang März erklärt, er führe erste Gespräche mit Interessenten wie Versatel, nicht aber mit United Internet. Die Freenet-Sparte ist mit 1,3 Millionen DSL-Kunden und einem Marktanteil von sieben Prozent in Deutschland Nummer fünf. Mit der Ausgliederung des unter starken Wettbewerbsdruck stehenden DSL-Geschäfts hatten Vorstand und Aufsichtsrat von Freenet dem Drängen der Großaktionäre nachgegeben. "Das ist genau das, was wir immer gefordert haben", sagte Drillisch-Chef Choulidis. Sein Unternehmen hält zusammen mit United Internet gut 25 Prozent an Freenet und will den Partner bei Gelegenheit herauskaufen. Drillisch ist am Mobilfunkgeschäft von Freenet interessiert - und könnte nun möglicherweise leer ausgehen. |