Das Internet wird endlich mobil
Lange ist nichts passiert, nun scheint der Durchbruch zum Greifen nahe: Das Surfen per Handy findet immer mehr Anhänger. Die Mobilfunkanbieter hoffen auf eine neue große Einnahmequelle – und investieren derzeit massiv in schnelle Netze. Jeder vierte Deutsche will künftig das Internet auf seinem Handy nutzen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter mehr als 2000 Bundesbürgern, die TNS Infratest im Auftrag des Mobilfunker E-Plus erstellt hat. Demnach hat sich das Interesse am mobilen Internet binnen Jahresfrist verdreifacht. Derzeit nutzen knapp 14 Prozent der Befragten ihr Handy für mobiles Surfen, knapp sechs Prozent verschicken auf diesem Weg ihre E-Mails. Alle Mobilfunker setzen große Hoffnung auf das mobile Internet. Denn das Kundenwachstum geht zurück, weil statistisch mittlerweile jeder Einwohner in Deutschland mehr als ein Handy hat. Weil auch das mobile Telefonieren immer billiger wird, schrumpfen inzwischen sogar die Umsätze der Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone und O2. Lediglich E-Plus kann mit seiner Discount- und Mehrmarkenstrategie, zu der die Anbieter Base und Simyo gehören, noch wachsen.
Doch auch E-Plus gibt seine ablehnende Haltung gegenüber dem mobilen Internet auf und will künftig verstärkt in den Aufbau schnellerer UMTS-Netze investieren. „Wir fahren zweigleisig“, sagte E-Plus-Chef Thorsten Dirks WELT ONLINE. „Trotzdem wird das normale Telefonieren mit dem Handy die Killerapplikation bleiben.“
Tatsächlich ist der Studie zufolge für fast zwei Drittel der Deutschen die Sprache der wichtigste Dienst an ihrem mobilen Gerät. Deswegen haben vor allem die Discounter auch mittelfristig noch Wachstumschancen. Jeder vierte Handytelefonierer hat in den vergangenen zwei Jahren aus Kostengründen seinen Mobilfunkanbieter gewechselt, die meisten davon wählten die kleineren Netzanbieter O2 und E-Plus mit ihren Billigmarken. Für Vodafone entschieden sich nur 17 Prozent der Befragten, weil sich der zweitgrößte Netzbetreiber in Deutschland lange Zeit gegen ein eigenes Discountangebot wehrte. Für günstige Minutenpreise wären 30 Prozent der Befragten bereit, künftig zu einem Billiganbieter zu wechseln.
Der mit Abstand beliebteste Datendienst ist die SMS-Kurznachricht. Mehr als acht von zehn Handytelefonierer nutzen ihn derzeit, noch immerhin jeder Dritte verschickt die Multimedia-Nachrichten MMS, mit denen auch Bilder versandt werden können. Der Studie zufolge müssen die Festnetzanbieter mit weiteren Kundenverlusten rechnen. Fast jeder dritte Befragte kann sich vorstellen, seinen normalen Anschluss zu kündigen und nur noch mobil zu telefonieren. Binnen Jahresfrist hat sich diese Bereitschaft fast verdoppelt.
Auch das Breitband-Internet ist offenbar immer weniger ein Argument einen Festnetzanschluss zu behalten. Jeder Fünfte kann sich vorstellen, künftig nur noch über den Mobilfunk ins Internet zu gehen. Tatsächlich erreichen die Netze inzwischen die Geschwindigkeit der DSL-Breitbandanschlüsse, ihre Nutzung ist aber nach wie vor noch deutlich teurer. Doch die Preise fallen schnell. Datenpauschaltarife im Mobilfunk kosten je nach Anbieter zwischen 25 und 50 Euro.
Weniger freuen dürften sich die Mobilfunkunternehmen über die Zukunftsaussichten des Handy-Fernsehens. Jeder dritte Mobilfunknutzer hat der Umfrage zufolge überhaupt kein Interesse daran, Filme oder Videos auf den kleinen Displays zu sehen. Fast die Hälfte der Befragten ist nicht dazu bereit, für Handy-TV auch nur einen zusätzlichen Euro zu zahlen. www.welt.de/wirtschaft/article1718595/...rnet_wird_endlich_mobil.html |