WENN MAN DIE ENERGIESITUATION IN CHINA BETRACHTET, HAT SICH ALSTOM MIT DIESEM ERSTEN JOINT VENTURE IM TURBINENBEREICH STRATEGISCH FÜR DIE ZUKUNFT GUT AUFGESTELLT.
China schaltet rund 6400 Firmen ab von Johnny Erling
Peking - Pekings Stromversorgung steht vor dem Kollaps. Damit das Stromnetz doch noch weiter funktioniert, müssen bis 15. August 6389 Unternehmen per staatlicher Anordnung jeweils eine Woche schließen. Das offiziell "Hitzeferien" genannte Programm startet am 15. Juli. Lohnkürzungen sind für die Zeit des Zwangsurlaubs verboten. Die betroffenen Betriebe dürfen ab September sechs Tage pro Woche arbeiten lassen, um ihre Verluste wettzumachen. Normal ist die Fünf-Tage-Woche bei acht Stunden Arbeitszeit täglich.
Behördlich angeordnetes Hitzefrei für Industriefirmen ist die jüngste Sparmaßnahme in Chinas größter Energiekrise seit 20 Jahren. Schon im zweiten Quartal 2004 meldete das ganze Land zu Spitzenverbrauchszeiten ein Defizit von 20 Mio. Kilowattstunden Strom. 24 der 31 Provinzen mussten bereits wiederholt Strom abschalten lassen.
Auch Auslandsinvestoren von Shanghai bis zur Südküste in Xiamen waren betroffen. Energieplaner rechneten für die Hitzemonate Juli und August mit einem Engpass von 30 Mio. Kilowattstunden. China fehle die Leistung von rund 40 Kohle-Großkraftwerken.
Stromkonzerne in den Metropolen bereiten Notfallpläne gegen flächendeckende Blackouts vor, wie sie sich vergangenes Jahr in den USA, London oder Italien ereigneten. Für die Stromversorgung von Chinas Hauptstadt opfern sich die Nachbarprovinzen. Die Kohlezentren Shanxi, Hebei und die Innere Mongolei, aus deren Kraftwerken Peking mehr als zwei Drittel seines Stroms bezieht, mussten ihre eigene Versorgung kappen. Dennoch fehlt der Hauptstadt immer noch Strom.
Gespart wird überall. In Peking, dessen Energiebedarf 2004 fast drei Mal so hoch sein wird wie 1996, wurden 356 weniger wichtige Baustellen geschlossen. Viele Städte verbieten Kaufhäusern oder Ämtern, die Räume mit Klimaanlagen unter 26 Grad zu kühlen. Metropolen wie Shanghai schalten abends einen Teil der Straßenbeleuchtung aus. Experimente mit künstlichem Regen sollen die Städte abkühlen. Am 19. Juni ließ China zudem die Strompreise erhöhen, um Millionen privater Haushalte zum Sparen zu zwingen.
Schuld an der Energiekrise sind vor allem die überhitzte Wirtschaft und die energievergeudende Industrie. Zudem rächen sich energiepolitische Fehler nach der Asienkrise 1997. Aus Furcht, zu viel Strom zu erzeugen, verhinderte China drei Jahre lang Kraftwerksneubauten. Seit Mitte 2002 steuert die Regierung gegen, Kraftwerke mit einer geplanten Kapazität von 80 000 Megawatt sind geplant.
Artikel erschienen in "Die Welt" am 12. Juli 2004 |