Hugo Chávez "Sozialismus oder Tod" Venezuelas Präsident Hugo Chávez Von Joachim Rienhardt
Die Sprüche werden immer martialischer, die Drohungen schärfer. Denn Hugo Chávez ist nicht bloß angetreten, Venezuela zu retten. Er will ganz Lateinamerika erlösen. Und sei es um den Preis der Freiheit.
Natürlich war auch die letzte Sendung eine wohldosierte Provokation: "Das Fest des Ziegenbocks" nach dem Roman von Mario Vargas Llosa stand am Sonntag vergangener Woche auf dem Programm von RCTV, ein Film über das Schreckensregime in der Dominikanischen Republik der fünfziger Jahre und die letzten Tage des Diktators Rafael Trujillo. Dann war nach 53 Jahren Schluss für "Radio Caracas Televisión". Venezuelas Präsident Hugo Chávez entzog dem Sender die Lizenz. Während in der Hauptstadt Caracas Tausende gegen eine weitere Einschränkung der Pressefreiheit auf die Straße gingen, kündigte Chávez aus der frisch restaurierten, gut gesicherten Ferienanlage "Los Caracas" weitere Schließungen unliebsamer Sender an. "Achten Sie genau darauf, was Sie tun", drohte er Journalisten in seiner Rede, die er über alle Kanäle verbreiten ließ: "Seien Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst, und sagen Sie hinterher nicht, dass ich Sie nicht gewarnt habe." Danach ließ Hugo Rafael Chávez Frías die Niederungen der nationalen Politik wieder hinter sich und wandte sich seiner wahren Mission zu, den Sozialismus des 21. Jahrhunderts in die Welt zu bringen. Und mit dem ihm eigenen Pathos fuhr er fort: "Ich werde mein Leben geben, um die Würde des venezolanischen Volkes zu verteidigen. Jeden Tag wehen die Winde der Einigkeit Lateinamerikas stärker." /*
Welches Ausmaß an Verwüstung wird "Hurrikan Hugo" hinterlassen?Trotzdem glaubt der Präsident weiter, er könne die große Zeitenwende herbeiführen. Notfalls allein: "Ich habe die Wahlen gewonnen und nicht die Parteien. Wer nicht mitwill, bleibt eben zurück." Ganz allmählich macht sich Chávez daran, die Vergangenheit auszuradieren. Straßen und Plätze werden umbenannt. Ein Nationalfeiertag wird nun verlegt auf den Tag seines missglückten Putsches. Auf dem Berg Ávila, dem Wahrzeichen von Caracas, soll ein Denkmal von Simón Bolívar entstehen, mehrere Hundert Meter hoch, den Blick nach Kuba gerichtet. Chávez entwirft Pläne für eine Gegenbank zur Weltbank, eine Alternative zur amerikanischen Freihandelszone und für Petrosur, eine neue Allianz von Energiefirmen des gesamten Kontinents. Er schließt Verträge mit Irans Präsident Ahmadinedschad über gemeinsame Waffenproduktion und Atomanlagen. "Unsere Aufgabe ist es, die Welt zu retten, den Planeten Erde", sagt er. Und der Rest der Welt fragt sich, welches Ausmaß an Verwüstung "Hurrikan Hugo" hinterlassen wird. |