Siamesische Zwillinge
In der Öffentlichkeit wird China als der Wachstums-Motor der Weltwirtschaft gesehen. Und als derjenige, der den Abzug einer geladenen Treasury-Pistole jederzeit ziehen könnte und dabei erst den US-Dollar und dann die U.S.A. selbst pulverisieren kann. Beide Ansichten sind falsch. Ambrose Evans-Pritchard vom Londoner Telegraph bestätigt dies in seinem Bericht vom Sonntag unter der Titel China has now become the biggest risk to the world economy. China ist mehr Gefahr für das Weltwirtschafts-System, als dessen Motor. Vartian sieht in den Chinesen die Komplizen beim monetaristischen Betrug, um den kalten Krieg zu gewinnen: Die haben total wettbewerbswidrig geklaute Produkte unter Umgehung jedes Wettbewerbsrechts exportiert, Investoren in Joint Ventures gezwungen und damit Technologie geklaut. Unter seriösen Umständen wären die Weltmärkte für chinesische Produkte nie geöffnet worden. Das war ein Industriekahlschlag in den USA als Folge und eine Katastrophenhandelsbilanz, die man dauernd gegenfinanzieren musste mit etwas.
Ich kann diese Meinung aus Sicht der Telekomunikations-Hersteller nur teilen. Zuerst wurden Firmen wie Siemens, Alcatel, Lucent, Nortel und Ericsson aufgefordert, sich an riesigen Infrastruktur-Projekten in China zu beteiligen. Und dann wurde diesen Firmen zur Auflage gemacht, dass die Auftrags-Ausführung im Rahmen eines Joint Ventures mit einem chinesischen Hersteller zu erfolgen hätte. Mit Hilfe des chinsischen Geheimdienstes fand dann ein massiver Technologie-Transfer statt. Andere würden behaupten, die Chinesen hätten das Know How geklaut und zum Aufbau ihrer eigenen Industrie abgekupfert.
Das Ergebnis war, dass riesige staatsfinanzierte Telekommunikations-Hersteller wie Huawei und ZTE aus dem Boden gestampft wurden, die zuerst den Binnenmarkt nun eigenständig beliefern konnten. Und nun ihren westlichen Vorbildern die Märkte in den U.S.A. und Europa streitig machen. Es wird behauptet, dass von den westlichen Infrastruktur-Herstellern nur noch Ericsson profitabel sei. Andere wie Nortel sind entweder Pleite oder wie Alcatel-Lucent und Nokia/Siemens auf dem Weg dorthin. Chinas Vorstoß zu Lasten der Anderen wird zu einer Gefahr. Justin Lin, Chef-Ökonom der World Bank wird im Telegraph mit folgender Aussage zitiert: The greater danger is that record levels of idle plant almost everywhere will feed a downward spiral of job cuts and corporate busts. I"am more worried about deflation. Und auch Paul Krugman, Nobel-Preisträger merkt an, dass China seine Arbeitslosigkeit exportiert und damit den Amerikanern ihre Jobs stiehlt.
At some point, American workers will rebel. US unemployment is already 17,5 percent under the broad U-6 gauge followed by Obama. More Americans have lost their homes this year than during the entire decade of the Great Depresssion merkt Ambrose Evans-Pritchard an. China denkt, es sei am längeren Hebel, da es mit dem Abverkauf seiner US-Dollar Reserven eine weltweite Dollar-Krise hervorrufen könnte. Und die U.S.A. seien ja in vielen Bereichen bereits deindustrialisiert, so dass sie auf chinesische Produkte angewiesen seien.
Auf der anderen Seite hängen knapp 40 Prozent des chinesischen Brutto-Inlandsproduktes vom Export ab. Viele Firmen in China müssten Bankrott anmelden und Millionene von Arbeitern entlassen, wenn die U.S.A. plötzlich als Abnehmer-Land ausfallen würden.
Ich habe diese gegenseitige Abhängigkeit gerne mit dem Begriff siamesische Zwillinge umschrieben. Jeder will sich eigentlich von dem anderen trennen, aber der Versuch der Trennung riskiert das Leben Beider.
Vartian und Evans-Pritchard sehen die strategische Balance auf Seiten der U.S.A.: Washington can bring China to its knees at any time by shutting markets. There is no symmetry here. Any move by Beijing to liquidate its holdings of US Treasuries could be neutralized – in extremis – by capital controls. Well-armed sovereign states can do whatever they want.
Letztendlich sei der US-Dollar nur eine Binnenwährung, merkt auch Vartian an. Und mit einer Binnen-Währung Dollar kann man nur in den U.S.A. einkaufen.
Die Chinesen als Importeure amerikanischer Industrie-Produkte klingt zwar heute lächerlich. Aber wenn der US-Dollar weltweit nicht mehr als Zahlungs-Mittel akzeptiert wird, dann bleibt China wohl keine andere Wahl.
Und dass die U.S.A. im Fall der Fälle dazu in der Lage sein würden, Industrien schnell wieder aus dem Boden zu stampfen, dürfte keiner mehr ernsthaft bezweifeln. Wer die Amerikaner wie Japan zu Beginn des Zweiten Weltkrieges unterschätzte, sah sich schnell auf der Verlierer-Seite wieder. If provoked, the US has the economic depth to retreat into near autarky (with NAFTA) and retool its industries behind tariff walls - as Britain did in the 1930s under Imperial Preference. In such circumstances, China would collapse bestätigt auch Evans-Pritchard.
Viele werden erwidern, dass die massiven Stimulus-Maßnahmen des chinesischen Staates die Binnen-Konjunktur in Gang bringen würden. Aber die Realität ist, dass das Geld für noch mehr Gebäude, Industrie-Anlagen und Infrastruktur-Projekte ausgegeben wird, die einzig und allein auf Export ausgelegt sind.
The world economy is still skating on thin ice. The West is sated with debt, the East with plant. Warten wir ab, wer als erster die Nerven verliert und den Abzug drückt.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Der gestrige Anstieg des Gold-Preises nach dem Londoner P.M. Fix war wohl ein Short-Squeeze. Durch diesen Anstieg hat man eine Reihe von spekulativen Shorts aus ihren Positionen getrieben. Diese mussten Deckung für ihre Positionen suchen und trieben dadurch den Gold-Preis nach oben. Der physische Markt heute wollte jedenfalls nicht einem Preis-Anstieg um die Marke von $1.040 folgen. Noch nicht. So verlief der heutige Tag zwar mit negativen Gold-Notierungen, aber das gestrige im physischen Handel erreichte Preis-Niveau konnte verteidigt und sogar noch ausgebaut werden. Der A.M. Fix kam mit $1.131,75 (EUR 759,26) um drei Dollar höher als gestern zur gleichen Zeit zustande, während zum P.M. Fix mit $1.134,75 (EUR 763,58) sogar fünf Dollar zulegen konnte. Das Gold-Kartell war meines Erachtens an der heutigen Preis-Entwicklung nur am Rande beteiligt. Ich bekomme ab und zu Zuschriften von Lesern, die nicht verstehen, wie die Gold-Kartell Banken bei steigenden Gold-Preisen ohne Verlust bzw mit Gewinn aus ihren Derivate-Geschäften an der COMEX herauskommen. Ich versuche das einmal an einem Beispiel zu erläutern.
Tag 1: Gold steht bei $800 und wird durch die Longs im Preis nach oben getrieben. Die Gold-Kartell Banken halten dagegen und verkaufen 1.000 COMEX Positionen Short zu einem durchschnittlichen Kurs von $805. Am Ende von Tag 1 steht Gold auf $810.
Tag 2: Gold steht nun bei $810 und wird weiter nach oben getrieben. Die Gold-Kartell Banken halten dagegen und verkaufen weitere 1.000 COMEX Positionen Short zu einem durchschnittlichen Kurs von $815. Am Ende von Tag 2 steht Gold auf $820.
Tag 3: Gold steht nun bei $820 und wird weiter nach oben getrieben. Die Gold-Kartell Banken halten dagegen und verkaufen weitere 1.000 COMEX Positionen Short zu einem durchschnittlichen Kurs von $825. Am Ende von Tag 3 steht Gold auf $830.
Tag 4: Gold steht nun bei $830 und wird weiter nach oben getrieben. Die Gold-Kartell Banken halten dagegen und verkaufen weitere 1.000 COMEX Positionen Short zu einem durchschnittlichen Kurs von $835. Am Ende von Tag 4 steht Gold auf $840.
Tag 5: Gold steht nun bei $840 und wird weiter nach oben getrieben. Die Gold-Kartell Banken halten dagegen und verkaufen weitere 1.000 COMEX Positionen Short zu einem durchschnittlichen Kurs von $845. Am Ende von Tag 5 steht Gold auf $850.
Die Gold-Kartell Banken sitzen am Ende von Tag 5 auf 5.000 COMEX-Positionen mit einem durchschnittlichen Kurs von $825. Bei Gold $850 haben sie also unrealisierte Verluste von 5.000 Positionen * 100 oz * ($850 - $825) = $12,5 Mio gemacht. Bislang ist kein physisches Gold geflossen. Am Tag 6 wird nun Gold im physischen Handel, d.h. vor Beginn des Handels an der COMEX, mit Zentralbank-Gold von $850 auf $840 gedrückt. Mit Beginn des Handels an der COMEX fangen die Gold-Kartell Banken an, 1.000 neue Short-Positionen für $830 zu verkaufen. Das drückt den Preis auf $830.
Eine Reihe von spekulativen Longs verlieren nun die Nerven und versuchen ihre Positionen bestmöglich zu verkaufen. Da sich im nachgebenden Markt kein Käufer mehr bei $830 findet, fällt der Preis auf $825.
Nun verkaufen die Gold-Kartell Banken weitere 1.000 Positionen für $820. Weitere Longs geraten in Probleme und müssen über Stop Loss oder Margin Calls ihre Positionen zwangsliquidieren. Der Preis fällt daraufhin weiter auf $815.
Am Ende von Tag 6 steht Gold bei $815 und die Longs sind nassgeschwitzt. Die Gold-Kartell Banken halten jetzt 7.000 Positionen zu einem Durchschnittspreis von $825. Sie haben jetzt einen unrealisierten Gewinn von 7.000 Positionen * 100 oz * ($825 - $815) = $7 Mio gemacht.
Würden sie jedoch ihre Positionen jetzt wieder verkaufen, dann würde Gold wohl schnell wieder ansteigen.
Deshalb wird am Tag 7 erneut mit Zentralbank-Gold der Preis auf $805 gedrückt. Zu Anfang des COMEX-Handels kommt es zu erneuten Panik-Verkäufen der Longs, die Gold unter die Marke von $800 treibt. Bei $800 beginnen die Gold-Kartell Banken gezielt, ihre Positionen zu glätten. Das möge beispielsweise für 1.000 Positionen gelten. Der Gold-Preis erholt sich in der Folge und die Gold-Kartell Banken können jeweils weitere 1.000 Positionen für $805 und $810 verkaufen. Am Ende des Tages 7 steht Gold bei $810.
Das Gold-Kartell sitzt zwar noch auf 4.000 Positionen zu $815, hat aber einen Gewinn aus der Auflösung der 3.000 Positionen von 100 oz * [1.000 * ($815 - $800) + 1.000 * ($815 - $805) + 1.000 * ($815 - $810)] = $3 Mio gemacht. Der Gold-Preis müsste also über $822,50 steigen, damit die 4.000 Positionen zu $815 wieder in der Verlust-Zone sind.
Man konnte dieses Handels-Muster in der Vergangenheit gut beobachten:
a) Gold steigt immer nur in kleinen Schritten è Verkauf neuer COMEX-Short Positionen
b) Die Drückung wird im physischen Handel eingeleitet è Hilfe durch die Zentralbanken
c) Im COMEX-Handel werden weitere Short-Positionen zum niedrigen Preis verkauft è Spekulative Longs geraten in Panik
d) Der Preis-Rückgang verläuft in mehreren Stufen è abwechselnde Stop Loss Marken, gefolgt von weiteren Drückungen
e) Am nächsten Tag hält die Drückung im physischen Handel an und anfangs herrscht an der COMEX noch Verkaufs-Panik è der Rückkauf der Short-Positionen durch die Kartell Banken wird vorbereitet
f) Die Gold-Kartell Banken decken ihre Positionen nun billig ein und der Preis stabilisiert sich è Der Preis-Anstieg von Gold wurde unterbrochen und die spekulativen Longs lecken sich ihre Wunden
Was wir die letzten beiden Monate beobachten konnten ist, dass diese Strategie nicht mehr zu funktionieren scheint. Die Gold-Kartell Banken versuchen zwar den Goldpreis-Anstieg unter Kontrolle zu halten, aber der Versuch, eine Drückung im physischen Handel einzuläuten, funktioniert nicht mehr. Deshalb häufen sich nun die Verluste der Gold-Kartell Banken und ich frage mich, wann diese ebenfalls in Panik ihre Positionen glätten müssen. Das würde einen Mega-Ausbruch beim Gold zur Folge haben.
Trotz steigenden US-Dollars, der USDX tendierte heute mit 75,4 um 0,5 Punkte höher als gestern, konnte sich Gold zum Schluss des COMEX-Handels auf $1.139,00 verbessern. Noch eindrucksvoller ist dadurch der Euro-Kurs mit EUR 766,90.
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