weil in dieser Runde von manchen immer wieder ein enttäuschendes Ergebnis erwähnt wurde: Ich finde das Ergebnis sehr solide. Manche hier haben anscheinend jeglichen Bezug zur Realität verloren und haben keinen Schimmer, wie hart es für einen Player von AMD's Größe auf dem von Intel dominierten Markt ist (Intel macht 80 Mrd. Umsatz, Sprich 10x so groß), auch nur 100 Mio. Umsatz zusätzlich zu erwirtschaften. Wer 2020 von 3 Mrd. pro Quartal träumt, hat keine Ahnung vom Vertrieb und den Funktionsweisen von Corporate Seilschaften und wie langsam die Mühlen mahlen und Veränderungen in ein Konzern hinein diffundieren. 30% Umsatzwachstum ist für ein Unternehmen aus der Realwirtschaft und etabliertes Unternehmen wie AMD mehr als solide.
45% Marge ist ebenso nachvollziehbar, da AMD nicht Intel-/Nvidiapreise verlangen kann (da liegen die Margen bei rund 60-70%) und die Wechselbereitschaft von Neukunden mit der eigenen Marge zahlt. Zuerst kommt immer Marktpenetration, dann wenn man einen Fuß drinnen hat das Milking. Und davon ist AMD noch weit entfernt. Insofern wird die Marge noch einige Zeit auf diesem Niveau bleiben, welche quasi eine Subventionierung des Kunden darstellt um einen Fuß in die Türen zu bekommen. Da brauchen wir uns gar keine Illusionen hingeben. Das Geld wird AMD zahlen müssen um Kunden zu gewinnen. Und aufgrund der Vergangenheitserfahrungen und inkonsistenter Performance und Support bei Opteron und Bulldozer auch zurecht. Vertrauen muss erst einmal wiedergewonnen werden.
Kurz zusammengefasst halte ich die Zahlen von AMD für nicht enttäuschend, sondern sehr solide. nächstes Jahr hat man circa den Umsatz von Nvidia erreicht. Falls AMD die Schwächephase von Intel voll ausnutzen kann und in dieser Phase einen Umsatz von 15-20 Mrd. Euro erreicht, beginnt bei dieser Größe ein Snowballing Effekt wo sie Intel wirklich gefährlich und werden und weh tun können. Der Kampf um Core-Anzahl ist mit Ryzen 1.Gen nach Jahren der Stagnation von 4 auf 8 Cores eine Steigerung von 100%. Aber ich traue mich zu sagen, dass wenn jedes Jahr die Core Anzahl verdoppelt werden, es dann auch kein Schwein mehr interessiert. Sprich vielmehr sollte es jmd, der heute in AMD investiert ist interessieren, was nach dem "Core-War" kommt - denn diesen hat AMD schon gewonnen und wurde mit dem Kursanstieg von 2$ auf 50$ in 4,5 Jahren auch dementsprechend mehr als ordentlich abgebildet. Dieser kometenhafte Anstieg scheint jeder irgendwie zu vergessen, wenn die Gier überhand nimmt und von 3 Mrd. Quartalsumsätzen in 2020 gesprochen werden.
Der Grenznutzen und das Wettrennen um Cores endet lt. gewissen Berechnungen ca bei 256 Cores. Viel spannender wird es daher sein, wer das Rennen um 3D-Stacking macht und andere Zukunftstechnologien macht. Und es würde mich nicht wundern, wenn Intel mit seinen Ressourcen hier 2022 mit Hilfe von Jim Keller etwas aus dem Hut zaubert, womit keiner gerechnet hätte.
Denn auch wenn es schmerzhaft ist einzugestehen. AMD ist mit Ryzen "nur" gelungen, ein System zu finden, mit denen sie mehrere Pferde vor den gleichen Karren spannen können. In der Leistung pro Pferd (IPC) konnten sie erst mit Ryzen3000 gleichziehen. Während zu Ryzen 1. Gen Zeiten Intel auf dem Consumer Markt max 4 Pferde nebeneinander aufreihen konnte die einen Karren zieht, sind es bei AMD mit schon 8 gewesen. Aber das Fortbewegungsmittel ist noch immer das Pferd. Darin ist AMD zurzeit unschlagbar - inzwischen sogar mit 128 Pferden nebeneinander auf den Karren zu spannen. Der Nachteil von einem solchen System ist, dass die Leistung zwar da ist, aber dementsprechend breite Straßen und Infrastruktur gebaut werden müssen, was wiederum dementsprechend hohe Kosten verursacht. Sollte Intel aber plötzlich sagen, dass sie Pferde als Fortbewegungsmittel nicht mehr interessieren und den Verbrennungsmotor erfinden, dann ist das eine ganz andere Liga und Technologie. Auf einmal kann AMD das System, was sie perfektioniert haben (Pferde nebeneinander einspannen) und worauf sie sich in den letzten Jahren ausschließlich konzentriert haben in die Haare schmieren. Mit Jim Keller halte ich das nicht für unwahrscheinlich. Und in einem solchen Fall kann AMD so viele Pferde nebeneinander hinstellen wie sie möchten. Es ist dann eine veraltete Technik die keinen mehr interessiert wo niemand mehr bereit ist überbreite Straßen zu bauen und in Pferdegülle zu ersticken, wenn sie die gleiche PS-Leistung mit einem Verbrennungsmotor bekommen. +
Die Bewertung von AMD wird sich in den nächsten 2 Jahren auf ein realistisches Niveau einpendeln. Ich denke jedoch, dass wir 2021 den Peak erreichen werden. Deswegen halte ich den Titel für nicht überbewertet, sondern nur in einer kurzen Zeit einfach überkauft und eine Korrektur - heute wurde der erste Schritt getan - daher für gesund und wahrscheinlich. Und ich werde hier wieder einsteigen, wenn der Kurs einen unübertriebenen Wert erreicht hat und ich gleichzeitig den Gesamtmarkt nicht für überhitzt halte. Und beide Voraussetzungen sind zurzeit eben als Investionsklima für mich persönlich nicht gegeben. |