hat,da muss man halt beleidigen. KAPITALFLUCHT IN DIE SCHWEIZ Diskrete Dienste Von Jonas Hetzer und Georg Jakobs Rot-Grün kippt das Bankgeheimnis. Besorgte deutsche Anleger suchen bei eidgenössischen Geldhäusern Sicherheit vor der deutschen Kontrollwut. Doch für wen lohnt sich ein Alpentresor wirklich? Micheloud & Cie. hat gerade einmal fünf Mitarbeiter, aber Kunden in 97 Ländern. Das kleine Unternehmen, das im obersten Stockwerk eines neogotischen Prachtbaus im feinen Lausanne am Genfer See residiert, rühmt sich seiner Kontakte zu "einigen der größten und ältesten Banken der Schweiz".
| | | Niedrige Steuersätze und Diskretion: Die traditionellen Reize des eidgenössischen Finanzplatzes verfangen noch immer |
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Den guten Draht zur eidgenössischen Finanzwelt verdankt die 1999 gegründete Gesellschaft einer originellen Geschäftsidee: Micheloud führt den Geldhäusern Kunden aus aller Welt zu, die Firma vermittelt Schweizer Konten.
Deren Eröffnung, heißt es auf der Website von Micheloud, könne für Ausländer eine "verwirrende und äußerst zeitraubende Angelegenheit" sein. Man erledige den Papierkram und helfe den Kunden bei der Auswahl des passenden Kontos - gegen Gebühr, versteht sich.
Wer das einfachste Modell aus Michelouds Sortiment wählt, das "Schweizer Standardkonto", muss für die Vermittlung 699 Franken zahlen, gut 450 Euro.
Ein "Schweizer Premium-Konto" kostet 1199 Franken. Und für den Klassiker, das "Schweizer Nummernkonto", sind 1299 Euro Gebühren zu berappen.
Trotz der stolzen Preise sind die Hilfsdienste der Firma gefragt - auch bei deutschen Kunden, wie Gründer François Micheloud versichert. Außer dem Jungunternehmer aus dem Wallis buhlen noch andere Kontobroker im Internet um deutsche Kunden. Und auch die Schweizer Banken selbst gehen hier zu Lande in diesen Tagen wieder verstärkt auf Akquisetour.
Sie alle wollen davon profitieren, dass viele Deutsche für die traditionellen Reize des eidgenössischen Finanzplatzes gerade jetzt besonders empfänglich sind: niedrige Steuersätze und, noch wichtiger, Diskretion.
| | | Zuflucht: Auch bei der Großbank UBS haben sich viele Deutsche ein Konto eingerichtet |
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Denn seit dem 1. April hat Bundesfinanzminister Hans Eichel den seit Jahren wachsenden Druck auf die Anleger noch einmal drastisch erhöht: Finanzämter dürfen jetzt alle Konten eines Steuerpflichtigen per Computer abfragen - für Datenschützer ein großer Schritt zum "gläsernen Bankkunden".
Viele Deutsche befürchten nun, der Fiskus könnte schon bald noch tiefer in ihre Privatsphäre eindringen. Und 74 Prozent der im Februar für das mm-Börsenbarometer befragten Aktionäre erwarten, dass die neuesten staatlichen Schnüffeleien eine Kapitalflucht auslösen werden.
"Solche Reflexe kann man in der Tat nicht ausschließen", warnt auch Harald Noack, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes in Berlin. Der Münchener Steueranwalt Jan Olaf Leisner rechnet damit, dass in nächster Zeit etliche Milliarden Euro in die Schweiz abfließen werden. Dort, schätzen Experten, dürften bereits jetzt mehr als 100 Milliarden Euro aus Deutschland liegen.
Aber lohnt sich ein Schweizer Konto, seit Generationen Inbegriff diskreter, professioneller und sicherer Geldanlage, für deutsche Anleger auch wirklich? Hält der Mythos Schweiz dem Realitäts-Check stand?
Seinen Nimbus als sicherer Hafen für ausländisches Kapital hat sich der Finanzplatz über Jahrhunderte aufgebaut. Mögen Italiener das Bankgeschäft erfunden haben, den historischen Ursprung der privaten Vermögensverwaltung, die bis heute das Kerngeschäft der meisten Schweizer Bankiers ist, reklamiert die Finanzgemeinde in Genf, Zürich und Basel für sich.
Beim Aufstieg zum Tresor der Welt kam den eidgenössischen Geldhäusern ein Standortvorteil ihrer Heimat zupass: Während andernorts Kriege tobten oder die Bürger in Angst vor staatlicher Repression lebten, blieb die Schweiz ein Hort der Ruhe und Verlässlichkeit mitten in Europa - und damit die ideale Lagerstätte für Geld aller Art.
Vor rund hundert Jahren schafften die Franzosen in großem Stil Erspartes über die Grenze, um es vor einer neuen Erbschaftsteuer in Sicherheit zu bringen. Seither reißt der Kapitalfluss in die Schweiz nicht mehr ab.
Von wem und warum das Geld kam, war den Eidgenossen stets gleichgültig. So konnten die Nazis Geld für Waffen bei den Banken des neutralen Nachbarstaates deponieren. Und gleichzeitig brachten dort auch tausende verfolgter Juden ihr Vermögen in Sicherheit.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Schweiz Auffangbecken für flüchtige Gelder und Drehkreuz internationaler Zahlungsströme.
Korrupte Potentaten - vom philippinischen Diktator Ferdinand Marcos bis zum zentralafrikanischen Despoten Sese Seko Mobutu - verschoben Milliarden auf diskrete Nummernkonten. Drogendealer wuschen dort ihr schmutziges Geld. Nicht zuletzt sammelten die verschwiegenen Bankiers in Genf und Zürich reichlich Schwarzgeld von Steuerflüchtlingen ein - darunter auch viele Milliarden aus Deutschland.
Der deutsche Steuerstaat, stetig bestrebt, die Finanzen der Bürger auszuspähen, Schlupflöcher zu schließen und seine Einnahmen zu steigern, hat das seine zu der Kapitalflucht beigetragen.
Vorläufiger Höhepunkt: das "Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit" der rot-grünen Bundesregierung. Es erlaubt Finanzämtern und etlichen anderen Behörden nun erstmals die Abfrage sämtlicher Kontoverbindungen eines Bürgers über das Bonner Bundesamt für Finanzen - mit den Banken als Erfüllungsgehilfen.
"Der Staat wird seine neuen Möglichkeiten massiv nutzen", prophezeit Jörg Schauf, Partner der Steuerkanzlei Flick Gocke Schaumburg in Bonn. Speziell bei größeren Vermögen werde die Kontenabfrage schon bald zum Standardrepertoire der Finanzämter gehören.
"Das Gesetz genügt rechtsstaatlichen Anforderungen nicht", rügt Branchenfunktionär Noack. Denn nun seien staatliche Eingriffe auch ohne Anfangsverdacht möglich. Kassenwart Eichel beteuert zwar, die Finanzbehörden würden nur in begründeten Einzelfällen auf das System zurückgreifen. Doch Experten befürchten das Gegenteil.
<!-- Vignette StoryServer 5.0 Wed May 18 18:26:45 2005 --><!-- Tabelle 3831-->Was kostet die Schweiz ? Gebühren der größten deutschen Bank und des schweizerischen Marktführers im Vergleich* | Deutsche Bank | | UBS |
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47,88 Euro2 | Girokonto | 19,59 Euro3,4 | -- | Nummernkonto | ca. 650 Euro4 | kostenlos5 | Festgeldkonto | 0,06 Prozent der Anlagesumme6 | 0,1 Prozent der Depotsumme7 | Wertpapierdepot | 0,2 Prozent der Depotsumme | 1,39 - 2,32 Prozent des Anlagevolumens8 | Vermögensverwaltung mit Fonds | 1,1 - 1,6 Prozent des Anlagevolumens9 |
| | | | | *Angaben pro Jahr; 2) db AktivKonto; 3) ab 10.000 Franken Vermögen bei der UBS, inkl. Maestrokarte, Kontoauszüge; 4) berechnet mit Wechselkurs vom 2.3.05; 5) Verzinsung: 2,65% p. a., Anlagesumme: mind. 5000 Euro, 5 Jahre Laufzeit; 6) Verzinsung: 1,375% p. a., Anlagesumme: mind. 5000 Franken, 5 Jahre Laufzeit; 7) db PrivatDepotComfort, Anlagesumme: über 100.000 Euro; 8) ab 25.000 Euro, dbPrivatMandat Plus, unter Umständen zzgl. Ausgabeaufschläge für hausfremde Fonds; 9) variiert mit Aktienanteil, Anlagesumme: 100.000 Franken. | | |
| <!-- /Tabelle 3831 --> "Das ist das endgültige Aus für das deutsche Bankgeheimnis", urteilt Hermann Burbaum, Vorstandschef der Volksbank im münsterländischen Raesfeld. Er hatte vor dem Bundesverfassungsgericht gegen Eichels Gesetz geklagt; in einem Eilverfahren hatten die Richter aber noch kurz vor Inkrafttreten der Neuregelung die Klage abgewiesen. Burbaum glaubt, dass der Staat bald auch Kontoumsätze kontrollieren und selbst vor Rasterfahndungen nicht zurückschrecken wird.
Seine Besorgnisse teilt er mit vielen Anlegern hier zu Lande. Es geht zudem die Angst um, die Bundesregierung könnte in ihrer Finanznot nicht bloß die Erträge abschöpfen, sondern vielleicht schon bald wieder eine Vermögensteuer einführen - eine Forderung, die einzelne SPD-Politiker bisweilen gern erheben.
"Da erscheinen die Verhältnisse in der Schweiz vielen Bundesbürgern als geradezu paradiesisch. Dort sind die Banken heute noch gesetzlich zur Diskretion verpflichtet. Kein Wunder, dass noch mehr Deutsche darüber nachdenken, Vermögen ins Nachbarland zu verlagern. Früher vornehmlich Schwarzgeld - seit der deutsche Zoll den Bargeldschmuggel wirkungsvoller unterbindet, geht der Trend zum "weißen" Konto. Die Schweizer nehmen, was kommt, und bereiten Neuankömmlingen aus Deutschland einen herzlichen Empfang.
Wer etwa die gediegene Marmorhalle der UBS-Filiale in der Zürcher Bahnhofstraße betritt, einen kunstvoll gestalteten Lichthof durchschreitet und sich bei einer freundlichen Dame als solventer deutscher Kunde vorstellt, wird schon nach wenigen Minuten von einem persönlichen Berater in ein Besprechungszimmer im ersten Stock geleitet.
| | | Tresor der Welt: Am Finanzplatz Zürich liegen Milliardenvermögen |
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Der Mann zerstreut zunächst jedwede Sorge, der Finanztransfer in die Schweiz könne aufwändig oder gar riskant sein. Zur Eröffnung eines Schweizer Kontos, beruhigt er, brauche die Bank lediglich Ausweispapiere und einen Nachweis über die Herkunft des Geldes. Dann nur noch überweisen - und fertig.
Auch vom deutschen Fiskus habe der Kunde nichts zu befürchten - wenn er, was ja für ehrliche Anleger kein Problem sei, die Erträge korrekt beim Finanzamt angebe. Und die Kontoführung? Fast so einfach, als liege das Geld in der Heimat.
Für den in Aussicht gestellten sechsstelligen Euro-Betrag legt der UBS-Berater dem potenziellen Neukunden eine Vermögensverwaltung auf Basis hauseigener Fonds ans Herz. Näheres zu dessen persönlichen Verhältnissen erfragt der diskrete Berater im Erstgespräch ebenso wenig wie Adresse oder Visitenkarte. "Ich hoffe, bald von Ihnen zu hören", sagt er nur leise zum Abschied.
Ähnlich wie bei der größten Schweizer Bank ergeht es deutschen Anlegern auch bei Konkurrenten: Die Eidgenossen geben sich stets diskret und zuvorkommend. Ihr Produktangebot für Privatkunden aber unterscheidet sich kaum von dem deutscher Häuser.
Ruf und Wirklichkeit des legendären Swiss Banking scheinen ohnehin oft auseinander zu klaffen. Das Anlagefachblatt "Fuchsbriefe" testete unlängst die Beratungsqualität für reiche Kunden bei 97 Bankfilialen in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein und Luxemburg. Ergebnis: Das beste Schweizer Haus, Pictet & Cie in Genf, schaffte es nur auf Rang 15.
"Das Bankgeheimnis macht uns fett, aber impotent", polterte Hans Bär, Ex-Chef der Privatbank Julius Bär. Auf Grund der Standortvorteile hätten es die Geldhäuser früher nicht nötig gehabt, ihre Kunden mit guter Leistung zu angemessenen Preisen zu überzeugen.
Tatsächlich ist das Niedrigzinsland Schweiz - risikolose Franken-Anlagen bringen wenig mehr als 1 Prozent - für viele Bankdienstleistungen auch noch ein teures Pflaster. Bei Standardprodukten für Normalkunden ist der Unterschied zur deutschen Konkurrenz zwar nicht groß.
| | | Auf der sicheren Seite: Wer sein Vermögen beim Finanzamt ordentlich deklariert, kann sich gegen schlechte Beratung wehren |
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Doch schon das legendäre Nummernkonto ist mit etwa 1000 Franken Gebühren im Jahr richtig teuer. Und in der Vermögensverwaltung für Reiche, heißt es in der Zunft, nähmen die Schweizer für ihre Dienste bis zu 1,5 Prozent des Anlagebetrags pro Jahr - mehr als im hart umkämpften deutschen Markt üblich ist.
Für ihre stattlichen Gebühren arbeiten Schweizer Institute mitunter erstaunlich schlampig. Das musste eine Managerin aus Bayern erfahren. Sie vertraute der Zürcher Vermögensverwaltung Infidar, einer Julius-Bär-Tochter, insgesamt gut 470.000 Euro an.
Obwohl sie konservative Investments wünschte, standen nach einigen Jahren herbe Verluste zu Buche - nach ihrer eigenen Rechnung knapp 100.000 Euro. Die Gebühren summierten sich indes auf rund 24.000 Euro. Die Infidar-Kundin klagte. Das Geldhaus lenkte schließlich ein und erstattete ihr einen Teil der Verluste.
Dass die Frau überhaupt etwas bekam, verdankt sie wohl vor allem zwei Umständen. Zum einen hatte sie nur korrekt versteuertes Kapital angelegt und ihr Zürcher Depot beim Finanzamt deklariert. Sie brauchte daher nicht zu befürchten, dass vor Gericht Steuersünden aufgedeckt würden.
Zum anderen konnte die Deutsche in München prozessieren, weil sie den Vertrag mit dem Vermögensverwalter zu Hause und nicht in der Schweiz unterschrieben hatte. "Schweizer Gerichte erscheinen als bankenfreundlich", erklärt der oberbayerische Anwalt Dieter Hagen, der etliche Anleger vertritt, die sich von Schweizer Banken falsch beraten fühlen. Bislang, so Hagen, hätten Geschädigte daher meist außergerichtliche Lösungen gesucht. Die Geldhäuser wissen um den Vorteil und weisen Forderungen oft zurück.
Hohe Preise, bescheidener Service - für viele Anleger kein Problem, wenn ihr Geld in der Schweiz vor der Schnüffelei des deutschen Steuerstaats sicher ist. Doch auch das ist fraglich.
Wer etwa glaubt, dass sein Vermögen mit der Überweisung in die Schweiz vom Radar des heimischen Finanzamts verschwindet, täuscht sich. Deklariert er seine ausländischen Erträge korrekt, fällt es den Beamten leicht, daraus Rückschlüsse auf die Höhe des Schweizer Guthabens zu ziehen.
| [M] DPA; manager-magazin.de |
| | Geld hinterlässt Spuren: Auch in der Schweiz ist das Vermögen nicht vor deutschen Behörden sicher |
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Zudem drohen auch ehrlichen Steuerzahlern Schikanen. Tauchen Konten aus Zürich oder Genf in den Unterlagen auf, leben Eichels Geldeintreiber ihr Misstrauen voll aus. Denn bei so genannten Auslandssachverhalten obliegt dem Bürger eine "erhöhte Mitwirkungspflicht", wie es im Amtsdeutsch heißt. Im Klartext: Sämtliche Einnahmen müssen exakt dokumentiert sein, sonst wird geschätzt. Es herrscht das Prinzip: im Zweifelsfall für die Staatskasse.
Wer hingegen sein neues Schweizer Konto verheimlichen will, dem könnte der Fiskus schon bald auf die Schliche kommen. "Geld hinterlässt immer Spuren", warnt der Kölner Steuerrechtler Herbert Olgemöller von der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm. Stellt der Sachbearbeiter vom Amt etwa fest, dass die Zinseinnahmen in Deutschland von einem Jahr auf das andere stark zurückgegangen sind, fasst er nach. Gibt es das Geld noch? Und wenn ja, wo ist es?
Selbst auf das viel gerühmte Bankgeheimnis der Eidgenossen können sich Deutsche nicht mehr blind verlassen.
Zwar leisten die Schweizer in der Regel keine Amtshilfe bei Steuerhinterziehung, weil diese nach ihrem Recht keine Straftat ist. Den Banken ist es zudem gesetzlich verboten, Auskünfte über ihre Kunden zu geben, solange es keine Hinweise auf kriminelle Handlungen gibt.
Doch das lange als unumstößlich geltende Bankgeheimnis wankt. Im vergangenen Jahr einigte sich die Schweiz mit der Europäischen Union, künftig in Fällen hinterzogener Mehrwertsteuer zu kooperieren. Was harmlos klingt, könnte zumindest für Freiberufler gewaltige Auswirkungen haben, glauben Experten wie der Genfer Professor für Steuerrecht Xavier Oberson.
Denn nach der Übereinkunft mit der EU könnten künftig Selbstständige, die unversteuerte Tantiemen in der Zürcher Bahnhofstraße deponiert haben, mit Hilfe der Schweizer Behörden und Geldhäuser auffliegen. Das heißt: Für Anwälte, Ingenieure oder Unternehmensberater, die Mehrwertsteuern hinterzogen haben, ist das eidgenössische Bankgeheimnis schon ausgehebelt.
Auch für andere Klienten zeichnen sich Widrigkeiten ab. Denn auf die Forderung, die Schweizer sollten ihr Privileg sofort vollends aufgeben, verzichteten die EU-Finanzminister nur, weil die Eidgenossen vom 1. Juli an auf Zinserträge aller EU-Bürger eine Quellensteuer erheben, die zu drei Vierteln in die Heimat der Konteninhaber fließt. Die Zinsmaut wird sukzessive von anfangs 15 auf 35 Prozent im Jahr 2011 steigen.
Konrad Hummler, Ex-Verwaltungsratsmitglied der Schweizerischen Bankiervereinigung, glaubt jedoch nicht, dass sich Eichel & Co. durch die Quellensteuer lange besänftigen lassen. Der Grund: Die Einnahmen dürften gering ausfallen. Die Institute in Genf oder Zürich raten ihren Kunden bereits zur Umschichtung von steuerpflichtigen Konten und Anleihedepots in steuerfreie Trusts und Fonds.
Eine weitere Lockerung des Schweizer Bankgeheimnisses scheint Vertretern der Zunft deshalb nur eine Frage der Zeit. Doch einstweilen ist das Geld bei den Eidgenossen deutlich blicksicherer untergebracht als in Deutschland. Die Anziehungskraft des Nachbarlandes ist daher ungebrochen. Der Mythos Schweiz, das steht fest, lebt.
Das zeigt auch die flaue Reaktion der Deutschen auf die Ende März ausgelaufene Steueramnestie. Von Hans Eichels Offerte, Schwarzgeld kostengünstig zu legalisieren, haben nur rund 15.000 Steuerflüchtlinge Gebrauch gemacht. Zusätzliche Steuereinnahmen durch die "Brücke zur Steuerehrlichkeit": Gut 1,2 Milliarden Euro.
Gerade einmal rund fünf Milliarden Euro aus der Schweiz dürften offen gelegt worden sein. Und nur ein Zehntel davon ist wohl nach Deutschland zurückgeflossen. "Das Misstrauen vieler Mandanten gegenüber dem Fiskus", berichtet Steueranwalt Schauf, "ist einfach zu groß. Die lassen ihr Geld lieber in der Schweiz."
Was der deutsche Fiskus von Geldhäusern über deren Kunden erfährt
| | | Grenzfall: Finanzminister Hans Eichel hat die Jagd auf Steuersünder drastisch verschärft |
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Meldepflicht: Um an Informationen über die Vermögenslage der Bürger zu gelangen, spannt der deutsche Fiskus zunehmend die Banken ein. Diese erstellen den Kunden neuerdings eine detaillierte Jahresliste aller Kapitalerträge und Börsengeschäfte; jedes Finanzamt kann diese Aufstellung vom Steuerpflichtigen verlangen.
Schon seit 1993 melden die Banken direkt an das Bundesamt für Finanzen, wer ihnen Freistellungsaufträge vom Zinsabschlag erteilt hat und in welcher Höhe. Der Fiskus erfährt außerdem, in welchem Ausmaß Kunden ihre Freistellungen in Anspruch genommen haben, sprich: wie viel Kapitalerträge ihnen gutgeschrieben wurden.
Datenaustausch: Im Dienste der Kriminalitätsbekämpfung müssen die Institute seit 2003 die "Kontenevidenzzentrale" bei der Finanzaufsicht Bafin mit Kundeninformationen beliefern. Fahnder erhalten dort alle Bankverbindungen eines Verdächtigen auf einen Blick. Seit dem 1. April haben die Zugriffsmöglichkeiten eine neue Qualität erreicht: Jetzt sind die Kontodaten auch für Finanzämter und andere Behörden zugänglich.
Systemrisiko: Noch geben die Banken nur so genannte Stammdaten wie Namen und Geburtstag des Inhabers, Eröffnungsdatum oder Kontonummer preis; sie sollen nur im begründeten Einzelfall abgefragt werden. Der Fiskus könnte indes versucht sein, auch Kontenguthaben und -umsätze zu erfassen und das System routinemäßig zu nutzen. Das ohnehin löchrige Bankgeheimnis wäre dann endgültig passé.
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