Dann war da natürlich noch Stuttgart: monatelang Demonstrationen, Wutbürger, Wasserwerfer, Verletzte. Für Andreas Feß hat sich der Job in einen Albtraum verwandelt. Er ist der Leiter des Stuttgarter Polizeireviers 2, in seinem Gebiet liegt der Bahnhof, über den so erbittert gestritten wird. Feß, 38, sitzt in seinem Büro mit Blick über die Stadt, Uniform, zwei Sterne auf der Schulter, er seufzt. »2010 war das schlimmste Jahr meines Berufslebens. Die Grenze des Erträglichen ist überschritten.« Das größte Problem war für ihn und seine Leute, dass sie bei den Demonstrationen auf einmal die Menschen vor sich hatten, von denen sie eigentlich immer glaubten, sie seien auf Seiten der Polizei. Da stand kein autonomer Block, keine alternative Welt – da standen Akademiker, Lehrer, Ärzte, CDU-Wähler. »Man hatte plötzlich gut situiertes Bürgertum vor sich, von denen manche leider nicht wussten, wo die Grenzen des Protests verlaufen«, sagt Feß. »Und dann muss man so einen festnehmen, weil er nun mal gegen geltendes Recht verstößt.« Das ist eine neue Dimension:
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/35651
Ja, auch für den Bürger eine neue Dimension. Anstatt deeskalierend zu agieren wird ohne genaue Kenntnis der Gesetze reagiert, auch gegen geltendes Recht verstoßen. Bestes Beispiel zeigt der derzeit stattfindende WaWe-Prozess auf.
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