Es ist unfassbar, wenn ich an die Zeiten zurückdenke, wie groß Heute das Jammern über diverse Herausforderungen ist, während die Herausforderungen vor 20 Jahren noch wesentlich größer waren.
Die Realität ist, dass die Straßen voll sind und das sind beileibe nicht nur LKWs die u.a. ja nicht grundlos quer durch Europa Waren transportieren, sondern dies tun, weil die Nachfrage / Konsum entsprechend groß ist.
Die Realität ist, dass trotz der Krise ich noch Niemanden in meiner Umgebung habe erlebt, der sein Auto verkaufen oder anderweitig "abspecken" musste. Im Gegenteil, es wird stattdessen über lange Wartezeiten bei Neuwagenkäufen diskutiert.
Die Realität ist, dass die Leute trotz der angeblichen Probleme nicht einmal, sondern zwei oder dreimal in den Urlaub fahren, nicht selten in andere Länder verreisen.
Ich kenne die Zeichen einer echten Krise aus den 90er und 2000er Jahren, ich kenne hohe Arbeitslosigkeit von mehr als 10%, Jugendarbeitslosigkeit mehr als 20%. Das hat man gesehen, das hat man vor allem auf den Straßen und im Straßenverkehr u.a. daran gesehen, dass die Straßen von Gebrauchtwagen befahren wurden, viele Leute alte Autos fuhren, viele Familien sich nur ein PKW leisten konnten.
Heute 20 Jahre später sehe ich Nichts davon. Im Gegenteil, egal was man unternimmt, es wimmelt nur so von Massen, so dass der Wochenendausflug oftmals keinen Spaß mehr macht.
D.h. zu behaupten, dass es den Leuten im Osten schlecht ginge, ist an sich eigentlich schon Populismus, weil es keine Anzeichen dafür gibt. Und was die hohen Energiepreise angeht, auch diese sind vor allem selbstverschuldet, weil man gerade im Osten eben nicht in eine Energiewende investiert, sondern sich lieber der scheinbar günstigen fossilen Energieträger verlassen hat, welche zudem auch noch den Klimawandel befeuern und Krisen wie im Ahrtal provozieren bzw. verstärken.
Dass die Leute in den Regionen wegen ausbleibender Hilfen unzufrieden sind, ist eben auch wieder bezeichnend für eine Gesellschaft, die glaubt, dass sie die Risiken auf die Allgemeinheit kann einfach abwälzen und genauso weitermachen wie bisher. Ein Unding, dass die öffentliche Hand das volle Risiko trägt, welches keine private Versicherung mehr bereit ist zu tragen und für den Wiederaufbau von Häusern in Überschwemmungsgebieten zahlt, mit der Aussicht, dass bei einem erneuten ähnlichen Vorfall der Ruin vorprogrammiert ist.
Mein Vorschlag ist daher die Leute an die Zeiten vor 20 Jahren zu erinnern, als die Herausforderungen sehr viel größer waren, man dennoch nicht verzweifelt ist und manchmal auch ein paar Einschränkungen zum Leben dazu gehören, es eben nicht immer nur aufwärts gehen kann.
Auch an die Eigenverantwortung sollte man appellieren. Wer sein Haus im Ahrtal wieder neu aufbaut, der sollte sich der Risiken bewusst sein und nicht darauf hoffen, dass im Falle einer erneuten Flut der Staat erneut das bewusst eigegangene Risiko der Leute kompensiert. Auch Jene die eine Gasheizung neu installieren sollten mit den Preisschwankungen klarkommen und eben keine Hilfen erhalten. Denn auch hier kann es nicht sein, dass nur weil die Gasheizung etwas günstiger in der Anschaffung ist, der Staat dann das Risiko trägt, wenn die Gaspreise mal wieder steigen.
Nur so wird man mündige Bürger erreichen, welche nicht Jammern, sondern sich Durchbeißen. |