Für mich ist es immer von bedeutung, wenn ein großinvestor seine anteile reduziert, auch wenn es nur ~5% sind.
Natürlich sollte man immer hellhörig werden wenn ein Großinvestor seine Anteile verringert. Das steht außer Frage. Warum reduziert ein Unternehmen welches auf gewinnorientiertes Fondsmanagement ausgelegt ist auf einmal seinen Anteil um knapp 5 Prozent?
Einordnen muss man diese Information aber trotzdem noch. Eine fünfprozentige Herabsetzung der gehaltenen Anteile ist kein Misstrauensvotum. Es ist ein Risikoabschlag der in der gegenwärtigen Situation vernünftig ist, da nicht absehbar ist ob es nicht doch noch ne "Etage" tiefer geht. Was wiederum solche Fondsmanager auch wieder dazu bewegen könnte die Quote zu erhöhen, das muss man natürlich auch bedenken.
Wichtig wird jetzt halt sein, was "die anderen" angesichts der momentanen Lage von Osram tun werden. Wird Black Rock nachziehen und ebenfalls verringern? Oder die Norges Bank oder so? Das sollte man in der Tat sehr genau beobachten, aber momentan, heute abend, ist wirklich noch keine Panik angebracht.
Ich finde im großen und ganzen, dass der Markt wirklich überreagiert hat bei Osram. Klar, ein unangekündigter Strategieschwenk hinterlässt Fragezeichen, besonders wenn auf einmal Milliardeninvestitionen angekündigt werden die Jahre brauchen um sich zu amortisieren. Aber der Markt, und insbesondere Adressen wie Union Investment, tun im Moment beinahe so als würden bei Osram in der Chefetage nur Affen mit Schreibmaschinen sitzen.
Dass man bei Osram aber sehr wohl zu vernünftigen Entscheidungen fähig ist, zeigt die Überlegung, die konventionelle Licht-Sparte "in gute Hände" abzugeben und nicht nur nach dem maximalen Verkaufserlös zu gehen. Das ist sehr weise aus Marketing-Sicht, denn ein Käufer der für einen hohen Preis kauft wird mit Sicherheit versuchen einen Teil der hohen Anschaffungskosten zurückzuholen durch Einsparungen in der Produktion von Osram-Artikeln. Das könnte auch heißen jede Menge neue Restrukturierungen und Entlassungen inklusive schlechter Presse, und nicht zuletzt auch Einsparungen in Fertigung und Fertigungsqualität. Da der Markenname mit Sicherheit beibehalten würde, allein schon um Kosten für ein Rebranding zu sparen und die, ähem, Strahlkraft einer lange etablierten Marke zu nutzen, könnte dies zu einem negativen Image-Transfer führen, der auch die beim Mutter-Unternehmen verbliebenen Osram-Sparten belasten könnte. Gibt man die Sparte aber in "gute Hände" ab die den Laden nicht "verramschen" würden, dann kann es sich auch für Osram auszahlen dass man den Fokus nicht allein auf einem kurzfristigen Veräußerungsgewinn hatte.
Leider denken die Märkte heute oft nur noch von zwölf bis mittags. Man spielt lieber weiter Bullshit Bingo mit Begriffen wie "Nischen" und "hochspezialisiert" und "Wachstumsmarkt", anstatt sich darauf einzulassen dass eine Unternehmensstrategie auch mal ein paar Jahre lang benötigen kann um Früchte zu tragen.
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