Ich versuche mal über den Rohertrag auf den Break Even-Umsatz zu kommen, denn in den letzten Tagen ist hier eigentlich niemand so richtig auf Zahlen eingegangen.
Positiv ist, dass Centrosolar ihre Rohertragsmarge in etwa gleich halten konnte zu Q1 2011 und das zeigt, dass Centrosolar ihre Kostenstruktur durchaus noch im Griff hat, aber bei einem Jahresumsatzniveau von um die 250 Mio. € im Jahr ist die Kostenstruktur einfach zu teuer. Auch zeigt die stabile Rohertragsmarge, dass Centrosolar eigentlich keine größeren Probleme mit dem Modulpreisrückgang hatte. Einzig und allein die Umsatzgenerierung ist meiner Einschätzung nach das Problem gewesen in Q1 und auch im letzten Jahr.
Die Rohertragsmarge liegt bei 31,8% (Q1 2011:33,1%). Hat also nur leicht nachgegeben was darauf zurückzuführen ist, dass Centrosolar "nur" ein reinrassiger Modulbauer und damit im Gegensatz zu den vertikal integrierten PV-Unternehmen bei den Kosten wesentlich flexibler ist, da man ja günstige Zellen in China oder Taiwan kaufen kann und sich nicht mit irgendwelchen teuren, langfristigen Lieferverträgen rumschlagen muss wie z.B. Solarworld mit ihren teuren Polysiliziumverträgen mit Wacker und OCI.
Durch den Umsatzrückgang von 14,5 Mio. € hat Centrosolar beim Rohertrag 4,6 Mio. € weniger eingenommen wie in Q1 2011 und das entspricht auch fast genau dem ausgewiesenen Nettoverlust von 5,3 Mio. €. Damit ist auch zahlenmäßig belegt, dass das Kernproblem von Centrosolar das Generieren von Umsatz ist und sonst gar nichts.
Jetzt aber mal kurz zu einer kleiner Break Even-Rechnung für Q2 um mal sehen zu können wie es ganz objektiv bei Centrosolar zahlentechnisch aussieht. Die Personalkosten betrugen in Q1 11 Mio. € und die betriebliche Aufwendungen 9,5 Mio. €. Somit müsste Centrosolar einen Rohertrag von 20,5 Mio. € erreichen um zumindest beim EBITA auf Break Even zu kommen. In Q1 lag der Rohertrag bei 18 Mio. €. Zieht man jetzt mal so 1 Mio. € ab, die in etwa an Sondereffekte in Q1 an Kosten angefallen sind und noch rd. 0,5 Mio., die in Q2 weniger an Personalkosten anfallen sollten, dann würde ich auf operative Kosten in Q2 von 19 Mio. € kommen. Damit müsste Centrosolar auf einen Q2-Umsatz von 60 Mio. € kommen um zumindest beim EBITA auf Break Even zu kommen. Beim EBIT wären es dann schon 64 Mio. € (Abschreibungen von 2,2 Mio. € in Q1) und um beim Vorsteuerergebnis den Break Even zu erreichen müsste man schon einen Umsatz von knapp 70 Mio. € schaffen (negatives Finanzergebnis von 1,9 Mio. € in Q1).
Diese kleine Daumrechnung zeigt, dass Centrosolar schon mehr als zwei Schippen zulegen muss um zumindest cashseitig Break Even erreichen zu können, der dann bei um die 68 Mio. € liegen müsste. Also einen um 20% höheren Umsatz wie in Q1.
Man kann jetzt für Centrosolar nur hoffen, dass man in Q2 wenigstens von Nachfrageboom in Q2 in Italien profitieren kann, denn da gibt es nach meinen Informationen vor den Subventionskürzungen und großen bürokratischen Hindernissen zu Anfang Juli gerade einen ähnlichen Nachfrageboom wie in Deutschland im März. Jedoch wird die Nachfrage in Q2 in Deutschland deutlich niedriger liegen wie in Q1. Gilt für Kleinanlagen. Bei den Freiflächenanlagen sieht es da schon wesentlich besser aus, aber da ist ja Centrosolar nicht unterwegs.
Kommt Centrosolar in Q2 nicht auf Break Even beim operativen Gewinn, also muss ein Umsatz von rd. 64 Mio. € erzielt werden, dann kann es ganz schnell sehr problematisch werden für Centrosolar, denn die kurzfristigen Finanzschulden sind in Q1 wegen des sehr schwachen Ergebnisses, der zu einem deutlich negativen Cash Flow führte, um satte 11 Mio. € auf 22 Mio. € angestiegen. Auch die Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung sind in Q1 mit knapp 9 Mio. € auf 19,5 Mio. € nach oben geschossen. Allzu großen finanziellen Spielraum hat Centrosolar keinen um noch mal so ein schwaches Q2-Ergebnis hinzulegen.
Bei den ganzen Zahlenspielereien geht aber nur um Break Even bei einer Rohertragsmarge von 32% und da hätte Centrosolar noch keinen einzigen Cent verdient !!
Ich habe im Prinzip drei Probleme mit dem Q1-Ergebnis:
1. Centrosolar konnte von dem Nachfrageboom in Deutschland wie man am bescheidenen Absatzwachstum von 6% bzw. 1,5 MW sehr gut sehen kann, eigentlich gar nicht profitieren.
2. Ich bezweifle mal ganz stark, dass die ausgegebene Strategie mit der Sicherung der Liquidität aufgehen kann, denn das Q1-Ergebnis zeigt, dass für eine solche Strategie die Kostenstruktur von Centrosolar zu hoch ist. Zumal es doch so aussieht, dass der Vertrieb von Centrosolar nicht gerade sehr stark bzw. allzu gut aufgestellt ist. Das haben die Q1-Zahlen beim Modulabsatz gezeigt und die 2011er Zahlen auch schon, als es zu gar keinem Absatzwachstum kam.
3. Die Aussagen des Management (Modulpreisverfall, Änderung der Förderungen in Deutschland und Italien) als Begründung für die quasi Prognosesenkung sind für mich absolut nicht nachvollziehbar.
Jedoch muss muss aber schon aufpassen um das Q1-Ergebnis nicht zu sehr überzubewerten druch die schwachen Zahlen. In den anderen zwei Hauptmärkten von Centrosolar Italien und Frankreich ist in Q1 nicht allzu viel gelaufen (in Italien gab es in Q1 gerade mal ein Zubau von 180 MW) und in Q1 gab es aus dem Projektgeschäft keinen Umsatz. Das könnte dann einen schon etwas optimistisch stimmen.
Ich glaube, dass Centrosolar ganz alleine, also ohne einen finanzkräftigen Partner an seiner Seite, als kleines Unternehmen es extrem schwierig haben wird die nächsten 2 Jahre unbeschadet überstehen zu können gegen eine übermächtige Konkurrenz. Zumal die riesigen Überkapazitäten sich nicht in Luft auflösen werden, der Preisdruck sicher weiter gehen wird und muss aufgrund der Subventionskürzungen und den vorhandenen Überkapazitäten und weil die chinesische Konkurrenz Module über ihre weltweit sehr guten Vertriebskanäle (z.B. Wirsol mit Suntech/Yingli oder EON mit Trina Solar) in den Markt drücken. Dazu kommt noch, dass der finanzielle Spielraum von Centrosolar mit eine Nettoverschukldung von 80 Mio. € mittlerweile schon sehr eingeengt ist. Gerade bei der Verschuldung, die sich ja seit Ende 2010 verdoppelt hat, merkt man wie schweirg die letzten 15 Monate für Centrosolar waren.
Wer an stabile Modulpreise in den nächsten zwei Jahre glaubt, der glaubt auch noch an den Weihnachtsmann. Der nächste Schub wird durch die Volumeneinführung von Module mit der Quasi-Mono Material kommen. Wird so Mitte des Jahres wohl so weit sein. Damit werden alleine schon etwa 0,05 bis 0,07 $/W an Produktionskosten gespart. Wir werden meiner Schätzung nach Ende des Jahres bei durchschnittlichen Modulpreisen von locker unter 0,70 $/W liegen. Aktuell sind es um die 0,80 $/W. So 15 bis 20% wird es schon noch runter gehen bis Ende des Jahres. Vor einem Jahr lagen die durchschnittlichen Modulverkaufspreise noch bei über 1,50 $/W. Wobei aber die Waferpreise (von 0,68 auf 0,33 $/W z.B. bei Renesola) wie auch die Zellpreise (0,88 auf 0,48 $/W z.B. bei JA Solar) natürlich auch stark rückläufig waren. Letztendlich ist es aber für Centrososlar nur wichtig, dass man billige Zellen einkauft und man bei den Modulprozesskosten mithalten kann.
Wer sich mal über Produktions- und Polysiliziumkosten der großen China-Solaris schnell und einigermaßen detailliert informieren möchte, hier ein guter aktueller Artikel darüber von Digitimes inkl. Grafiken:
http://www.digitimes.com/Reports/...12/04/09&pages=VL&seq=208 ("China solar module makers see major reshuffle in 4Q11 rankings") |