Rißes Wochenkehraus 22.11., 09:08 Stefan Riße Parallelen zu 1987?
Wer bereits als aktiver Börsianer den 19. Oktober 1987 miterlebt und überlebt hat, wird dieses Datum nie vergessen. Um 22,3 Prozent fiel der Dow Jones an nur einem einzigen Tag. Ich war damals noch sehr junger Börsianer, 19 Jahre alt und erst seit zwei Jahren am Aktienmarkt aktiv. Dieser Crash war ein Schock, der um die Welt ging. Einen so großen Tagesverlust hatte der Dow auch im Krach von 1929 nicht erlebt. Ein Händler wurde mit den Worten zitiert: „Das ist das Ende der Welt!“ Es sei dran erinnert, dass es damals das Internet nicht gab und in den öffentlich-rechtlichen Sendern das Thema Börse überhaupt keine Rolle spielte. Nur Sat 1 hatte mit Frontmann Friedhelm Busch in der Telebörse einmal am Mittag ein für die damalige Zeit sehr innovatives Format geschaffen. Doch an diesem Abend kam der damals noch viel beachtete und im Dienst der Deutschen Bank in New York stehende Heiko Thieme sogar in den Tagesthemen oder dem Heute Journal zu Wort. An dieses Detail kann ich mich nicht mehr erinnern.
Auslöser Handelsstreit
Ausgelöst hatte den Crash der damalige US-Finanzminister James Baker, der drohte, den Dollar noch weiter fallen zu lassen, wenn Deutschland nicht bereit sei, die Binnenkonjunktur anzukurbeln. Der Dollar war damals bereits von seinem Extremhoch von 3,47 im Jahr 1987 auf nur noch gut zwei Mark gefallen. Die USA hatten ein enormes Handelsbilanzdefizit und Deutschland einen riesigen Überschuss. Die Aussage Bakers war der Höhepunkt in einem seit Monaten schwelenden Handelsstreit. Hier gibt es eindeutige Parallelen zu heute, denn nichts anderes als damals wird heute von Deutschland verlangt. Der Einfluss auf die Aktienmärkte durch diese Verbalscharmützel sollte jedoch nicht überbewertet werden. Es war damals der berühmte Nadelstich in den aufgeblasenen Ballon, der so oder so und sonst aus einem anderen Grund geplatzt wäre.
Crash 2014?
1982 hatte die große Jahrhunderthausse begonnen und rund sechs Jahre waren die Kurse abgesehen von kleinen Unterbrechungen nach oben geklettert. Die aktuelle Hausse begann 2009. 2014 würde sie daher ebenfalls sechs Jahre alt werden. Bedeutet dies, dass der Markt im kommenden Jahr einen ähnlichen Crash erlebt? Davon ist keinesfalls sicher auszugehen. Fraglos lässt sich aber feststellen, dass historisch betrachtet, der aktuelle Haussezyklus schon sehr reif ist. Gewisse Parallelen sind auch hier nicht zu verleugnen.
Gefahr Zinsanstieg
Der eigentliche Auslöser des 87er Crash dürfte vielmehr die Entwicklung der langfristigen Zinsen gewesen sein. Diese waren um mehr als zwei Prozentpunkte gestiegen und damals bestand eine noch sehr enge Verbindung zwischen Aktienmarkttendenz und langfristigem Zinsfuß. Ganz ohne Einfluss ist dieser Faktor aber auch heute nicht. Und so lässt sich die nächste Vergleichbarkeit mit 1987 finden. Denn die Zinsen der 30jährigen Treasury-Bonds befinden sich mittlerweile knapp anderthalb Prozentpunkte über ihren Ständen vom Herbst 2012. Für mich ist dies der entscheidende Faktor, bereits seit gewisser Zeit vorsichtiger am Aktienmarkt zu sein.
Unterschied Geldpolitik
Es gibt jedoch auch gravierende Unterschiede zur Situation vor nunmehr 26 Jahren. Der 30jährige Zins lag im Gegensatz zu heute mehr als doppelt so hoch bei gut neun Prozent nach dem Anstieg. Die Geldpolitik war damals restriktiv und die Leitzinsen sogar angehoben worden, um die Wirtschaft zu bremsen. Davon kann heute bei Leitzinsen von 0 bis 0,25 Prozent und Anleihekäufen im Volumen von 85 Milliarden US-Dollar monatlich keine Rede sein. Auch die Bewertung der Aktien ist im Vergleich zu Festzinsanlagen aktuell bedeutend attraktiver. Dennoch lässt sich sagen, dass bisher jedem stärkeren Anstieg der langfristigen Zinsen eine Schwächephase am Aktienmarkt gefolgt ist. Vorsicht ist deshalb angebracht.
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bezogen auf mein forumsbeitrag Nr.13593 kann natürl. auch heftig ausfallen, was ich nicht glaube, auf jeden fall wird die usa D. unter druck setzen. als ergänzung: 2 banken von 35 haben auf fallende kurse gesetzt, alle anderen weiter steigend, im umkehrschluss, das die banken antizyklisch handeln, sprich auf fallende kurse setzen. mfg. |