von China-Strafzöllen
15:21 15.12.11
PEKING/MÜNCHEN/STUTTGART (dpa-AFX) - Im Handelsstreit zwischen China und den Vereinigten Staaten werden die deutschen Autobauer BMW (BMW St Aktie) und Daimler (Daimler Aktie) nach eigener Einschätzung glimpflich davonkommen. Peking will Autos, die in den USA vom Band rollen und nach China geliefert werden, mit gestaffelten Strafzöllen belegen. Bei BMW und Daimler - beide mit Werken in den USA - betreffen die Zölle hauptsächlich teure Geländewagen, für die aber nur geringe Strafzölle um die zwei Prozent gelten sollen. Entsprechend gelassen fielen die Reaktionen der Hersteller aus. VW (Volkswagen Vz Aktie) produziert in den USA nur für den US-Markt und ist daher nach Angaben eines Sprechers überhaupt nicht betroffen.
Peking verteidigte seine Entscheidung. Sie basiere "auf Gesetzen und Tatsachen", teilte das Handelsministerium am Donnerstag in Peking nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua mit. Die schon seit zwei Jahren laufende Untersuchung sei "objektiv, gerecht und verantwortlich" vorgenommen worden. Auslöser seien Klagen chinesischer Autohersteller über unfaire Praktiken und Dumpingpreise der US-Konkurrenz gewesen. Beobachter vermuten eine Retourkutsche unter anderem wegen der US-Strafzölle auf chinesische Reifenimporte.
Kongressabgeordnete in Washington kündigten am Donnerstag Widerstand gegen die Strafzölle an: "Chinas Aktion ist ungerechtfertigt und unglücklich", kritisierten vier Abgeordnete in einer parteiübergreifenden Erklärung. "Wir haben es hier offensichtlich mit einem weiteren Fall von unzulässiger Vergeltung gegen die USA und ihre Handelspartner zu tun." Präsident Barack Obama solle die Maßnahmen anfechten, forderten die Politiker. Mit der Erhebung der Zölle verstoße China gegen seine Verpflichtungen gegenüber dem Welthandelsabkommen (WTO).
China plant, abgestuft nach Produzent jeweils Zölle bis zu 21,5 Prozent wegen Dumpings sowie bis zu 12,9 Prozent wegen Subventionen auf importierte Limousinen und Geländewagen mit Motoren über 2,5 Liter Hubraum aus den USA zu erheben. Die zwei Jahre geltenden Strafabgaben waren bereits im Mai angedroht worden.
BMW produziert in den USA die meisten seiner Geländewagen und liefert sie auch nach China. "Es sind kaum Auswirkungen zu erwarten", sagte ein Unternehmenssprecher zu den Strafzöllen. "In China werden viele hochpreisige Autos nachgefragt", erklärte der BMW-Sprecher. Seit Jahresbeginn seien rund 15.000 X5, knapp 6.000 der kleineren X3 sowie etwa 7.700 der größeren X6 Geländewagen, die aus dem US-Werk Spartanburg stammen, in China verkauft worden.
Der chinesische Markt ist für BMW in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden und nach den USA bereits der größte Auslandsmarkt in Übersee. Branchenkennern zufolge steuert BMW dort in diesem Jahr auf einen Rekordabsatz von etwa 230.000 Autos zu, insgesamt sollen es weltweit mehr als 1,6 Millionen Autos werden. Derzeit wird ein zweites Werk in der Region Shenyang errichtet, die Produktion soll nach Angaben von BMW 2012 beginnen.
Auch Daimler reagierte auf die Ankündigung aus Peking gelassen. Eine Daimler-Sprecherin sagte in Stuttgart, es würden keine nennenswerten Auswirkungen erwartet. Daimler baut in den USA im Mercedes-Werk in Tuscaloosa die M-,R- und GL-Klasse. Die SUVs (Geländewagen beziehungsweise Großraumlimousinen) werden auch nach China exportiert. Die genaue Zahl der exportierten Fahrzeuge nannte die Sprecherin auf Nachfrage nicht. Im Jahr 2010 waren es früheren Angaben zufolge 15.000 Fahrzeuge.
BMW ist in China nach der VW-Tochter Audi der zweitgrößte Anbieter von Autos im Premiumsegment. Ein VW-Sprecher sagte, der Wolfsburger Autobauer sei von dem Thema nicht betroffen, weil die Zölle nur auf Autos erhoben würden, die aus den USA eingeführt würden. VW produziert in den USA nur für den US-Markt.
Selbst der US-Autoriese General Motors (General Motors Aktie) (GM) zeigte sich betont gelassen, obwohl das Unternehmen die schwerste Bürde zu tragen hat. GM muss künftig 8,9 Prozent wegen Dumpings sowie 12,9 Prozent wegen Subventionen an Zöllen für seine Importe in China bezahlen. Bei Chrysler sind es 8,8 sowie 6,2 Prozent. Der japanische Hersteller Honda muss für seine in den USA produzierten Wagen 4,1 Prozent allein wegen Dumpings zahlen.
China und die USA liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Platz des weltgrößten Automarktes. Zuletzt hatte sich das Wachstum allerdings deutlich verlangsamt. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) erwartet für den chinesischen Automarkt 2012 aber immer noch ein Wachstum von 8 Prozent auf gut 13,2 Millionen Pkw./bbi/lw/DP/jha/ |