Iran
Ton aus Washington wird schärfer

Washington ist nicht nur wegen der iranischen Nuklearpläne tief beunruhigt: Rumsfeld warf Teheran jetzt auch vor, die Lieferung von Sprengsätzen an irakische Aufständische zuzulassen.





US-Präsident George W. Bush äußerte am Dienstag (Ortszeit) sein „tiefes Misstrauen“ über die nuklearen Wünsche Teherans. „Wir verurteilen scharf die iranischen Bemühungen ... für ein Programm, das ihnen erlauben würde, Uran anzureichern und eine (nukleare) Waffe zu entwickeln", sagte Bush.
Bush sagte in seinem Heimatort Crawford (Texas), er habe gehört, dass der neue iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad an den Verhandlungstisch zurückzukehren wolle. Der US-Präsident rief die europäische Verhandlungsgruppe der EU-3 – Deutschland, Frankreich und Großbritannien – dazu auf, alles zu tun, um Iran auf diplomatischem Weg davon abzubringen, Nuklearwaffen zu entwickeln.
Über weitere Schritte nachgedachtEr gratuliere den Europäern „zu ihrer bisherigen Stärke und dazu, dass sie mit einer Stimme sprechen“. Auch wenn Teheran weiterhin „störrisch“ bleibe, werde Washington eng mit den EU-3 zusammenarbeiten. „Sie führen die Verhandlungen im Namen der freien Welt.“ Über weitere Schritte gegen den Iran müsse gemeinsam beraten werden. Der Gang zum UN-Sicherheitsrat und Sanktionen seien sicher Optionen, wenn Teheran die Forderungen der Welt ignoriere.
Iran will Atomanlage vollständig öffnenTeheran hat unterdessen angekündigt, die umstrittene Atomanlage in Isfahan in Zentral-Iran am Mittwoch wieder vollständig zu öffnen. Die Fabrik, in der Uran zu dem Anreicherungsgas Uranhexafluorid umgewandelt wird, war seit Dezember 2004 von der Wiener UN-Atombehörde versiegelt. Bereits am Montag hatten iranische Techniker in einem unversiegelten Teil der Anlage die Arbeit wieder aufgenommen und damit eine Krise in den Verhandlungen mit der EU ausgelöst. Inspekteure der Wiener Atombehörde IAEO haben inzwischen Überwachungskameras in den Räumen der Fabrik installiert und getestet, wie eine Sprecherin der IAEO bestätigte.
Duldet Teheran Waffenlieferungen?Teheran erlaubt nach den Worten von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld die Lieferung moderner Sprengsätze aus Iran an die Aufständischen im Irak. Er bestätigte damit in Washington einen Bericht der „New York Times“ vom Samstag, demzufolge die Sprengsätze, mit denen amerikanische und irakische Streitkräfte im Irak angegriffen werden, aus Iran stammen. Die im Irak gefundenen Waffen stammten „eindeutig“ aus Iran, betonte Rumsfeld. Dies sei „sehr wenig hilfreich“.
Die Verbreitung der Bomben signalisiere eine neue, ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen iranischen Schiiten und irakischen Sunniten im Kampf gegen die US-Truppen, hatte die „New York Times“ berichtet. Die tödlichen neuen Waffen seien so konstruiert, dass sie auch gepanzerte Fahrzeuge zerstören könnten. „Dies sind die technisch ausgefeiltesten und tödlichsten Gerätschaften, die wir je gesehen haben", wurde ein hoher US-Offizier zitiert.
In der vergangenen Woche waren an einem einzigen Tag 14 US- Marineinfanteristen in ihrem gepanzerten Fahrzeug von einer Bombe getötet worden. In den vergangenen zwei Wochen starben insgesamt mehr als 30 US-Soldaten im Irak, die meisten durch an Straßen versteckte Bomben.