Um das nicht erkennen zu können muss man meines Erachtens gar nicht allzu viel wissen das dem so ist bzw. man muss einfach sehr verbohrt sein bzw. null Ahnung von der ganzen Materie haben. Man sieht es doch schon alleine daran, dass Solarworld im hart umkämpften türkischen Solarmarkt Aufträge von 15 MW eingeheimst hat (alleine diese Aufträge bedeutet einen Marktanteil von rd. 8% in diesem Jahr in der Türkei).
In meiner vorletzten Post habe ich ja ausführlich beschrieben warum Solarworld mittlerweile bei den Gesamtkosten eigentlich gg. den Chinesen deutlich aufgeholt hat. Sieht man schon alleine daran, dass die Materialaufwandsquote deutlich von 70% auf 62,5% gesenkt werden konnte. Wenn Solarworld die um weitere 2% senken könnte, dann sind sie bezüglich Bruttomarge nach GAAP-Version zwar nicht ganz an Jinko oder Trina dran, aber beim Rest der Chinesen durchaus. Dazu hat ja Solarworld durch die geringeren Transport-, Lager- und Währungshedgingkosten gg. den Chinesen auf Sicht der operativen Kosten deutlich Vorteile und der schwache Euro hilft sicher auch noch zusätzlich. Eigentlich fehlen nur noch die Umsatz/Absatz-Skaleneffekte und dann wird man diese erfreulich positive Kostenentwicklung von Solarworld in den letzten Quartalen auch beim Ergebnis gut erkennen können.
Bei allem gerechtfertigten Optimismus sollte man jedoch schon bedenken wir reden bei Solarworld von einem möglichen Turn Arounder. Schon alleine das bedeutet, dass wir hier durchaus ein höheres Risiko haben, aber dafür auch exzellente Kurschancen und als Bonbon gibt es noch den geringen Free Float der Solarworldaktien.
Dass der Turn Around geschafft werden kann steht für mich mittlerweile außer Frage: die Kostenentwicklung wie auch die Absatz/Umsatzentwicklung laufen absolut in die richtige Richtung (der US-Solarmarkt soll laut Schätzungen im kommenden Jahr um 50% auf 12 GW wachsen und hier hat Solarworld einen guten Marktanteil von 7 bis 8% und dürfte damit die Nr. 5 in den USA sein), die Produktpalette mit den 280 W Standardmodulen, den 320 MW 72 Zellenmodulen, den Glas/Glas-Modulen wie auch die neuen bifazialen Modulen, mit denen man eine komplett neue Käuferschicht in Wüstenregionen erschließen kann, ist richtig gut bzw. man ist damit breit aufgestellt (alles was mit Batterienspeicher zu tun hat dürfte wohl erst ab 2017 so richtig interessant werden und hier ist Solarworld auch sehr ordentlich aufgestellt) und nicht zuletzt hilft natürlich der schwächere Euro den Turn Around zu beschleunigen.
Eigentlich gibt es für mich aktuell nur zwei Risiken. Das ist zum einen der Gesamtmarkt, der ist so fragil, dass wirklich keiner einschätzen kann wo es auf Sicht von 4 bis 6 Wochen hinlaufen wird, und das macht den richtigen Einstiegspunkt zu erwischen recht schwer und zum anderen ist es die Hemlockgeschichte, die bringt dann doch viel Unsicherheit in die Aktie rein. Bin aber dann doch großer Hoffnung, dass diese Geschichte eventuell ganz flott aus dem Weg geräumt werden kann sollte es denn wirklich in den nächsten Wochen zu einem Agreement im US Solarhandelsstreit mit den Chinesen kommen. Jedenfalls sitzt Solarworld ganz klar am längeren Hebel bei einem möglichen Agreement zwischen den USA und China, denn erst vor 2 Monaten wurde bei der Überprüfung der Strafzölle neue hohe Dumping- und Subventionszölle von den US-Kontrollbehörden festgelegt. Derjenige der das nicht erkennt der sollte mal ganz schleunigst zum Arzt gehen.
So sehen übrigens die neuen Strafzölle für die Chinesen aus:
Yingli 21,7% BYD 25,1% Trina Solar 30,6% Jinko Solar 30,6% Canadian Solar 30,6% Suntech 54% |