Von satten Gewinnen zu sprechen dürfte ja wohl etwas verfrüht sein, aber dass Solarworld im 2. Halbjahr ein EBIT > 12 Mio. € generieren wird (1. Hj. EBIT Minus 12,2 Mio. €) dürfte ja wohl so gut wie klar sein, denn sonst hätte sich Asbeck zu den Q2-Zahlen nicht so weit aus dem Fenster gehängt mit "positiven EBIT für 2015". Aufgrund des Auftragsbestandes mit etwas über 300 MW (im 1. Hj. wurden 440 MW ausgeliefert) dürfte Asbeck auch eine hohe Visibilität haben, dass das Solarworld erreichen wird. Alles andere wäre ja ohnehin eine Enttäuschung, denn die aktuellen Bedingungen für Solarworld sind ja fast optimal, da die Strafzölle für die Chinesen in den USA im Sommer kaum nach unten revidiert wurden (damit Strafzoll nach wie vor bei um die 30% für die Chinesen), der schwache Euro ist mal mit Sicherheit kein Nachteil, die Modulpreise sind seit Juni sehr stabil und die globale Nachfrage ist gut bis sehr gut. Dazu kommt ja noch, dass Solarworld schon in Q2 auf EBIT-Basis fast in die schwarzen Zahlen gekommen wäre, wenn man die Ramp Up-Kosten der Arnstädter ignot/Waferproduktion mit 3,4 Mio. € abziehen würde.
Um satte Gewinne erzielen zu können muss aber Solarworld noch einige Schippen drauf legen beim Umsatz und bei der Profitabilität. In Q3 gehe ich mal davon aus, dass auf EBIT-Basis ein Gewinn von um die 8 Mio. € raus kommen wird. Jedoch dürfte dann wohl immer noch ein kleiner Nettoverlust dabei heraus kommen und in Q4 gehe ich von einem kleinen Nettogewinn aus in der Größenordnung von um die 4 Mio. €, was einem EBIT von um die 15 Mio. € entsprechen würde.
Ein großer Lichtblick bei den Q2-Zahlen war für mich die Materialaufwandsquote, denn die war die letzten Quartale eigentlich immer konstant bei recht hohen 69% und die konnte man in Q2 sehr deutlich verbessern auf 62,5%. Im Ergebnis kann man wohl diese erfreuliche Entwicklung aber erst so richtig erkennen, wenn der Quartalsumsatz > 240/250 Mio. € liegen würde (2. Halbjahr 2016 ?).
Die Analysten mit Kurszielen von 17 bis 20 € erwarten für 2016 gerade mal ein EBIT von 44 Mio. € (EBIT-Marge: 5%), einen Nettogewinn von 10 Mio. € bzw. 0,54 € Gewinn je Aktie. Satte Gewinne sind das mal mit Sicherheit auch nicht. Ich halte diese Schätzungen/Prognosen dann aber schon für zu niedrig.
Solarworld wird bekanntermaßen vor allem in den USA wachsen und ich gehe mal davon aus, dass Solarworld in diesem Jahr rd. 50% seiner Absatzmenge, also so um die 520 MW (Marktanteil in den USA dann bei etwa 7%) dort verkaufen wird. Da Solarworld in den USA ihre Fertigungskapazitäten von 380 auf 550 MW ausbauen wird ist man für das weitere Wachstum in den USA gut gerüstet. Sollte der Euro weiterhin schwach bleiben, dann wird man in den USA auch weiterhin mit dem 72-Zellenmodul, das ja nur in Arnstadt produziert wird, gute Geschäfte bei großen Aufdachanlagen wie auch bei mittelgroßen Solarkraftwerke machen. In diesem Jahr dürfte Solarworld in den USA so um die 150 MW der 72 Zellenmodule verkaufen, also fast 2/3 der deutschen Jahresproduktion der 72 Zellenmodule.
Mit dem USA-Geschäft steht und fällt Solarworld. Das Wachstum in den USA ist gut und wird mindestens bis Ende 2016 sehr gut sein und das wird Solarworld schon mehr als hilfreich sein. Zumal ja die Strafzölle für die Chinesen unerwartet so gut wie nicht gesenkt wurden. Vorteil von Solarworld ist mit Sicherheit, dass man mittlerweile rd. 65% der Zellproduktion auf PERC umgestellt hat und damit die Kosten deutlich nach unten gebracht hat bzw. noch runter kriegen wird. Nach Q-Cells dürfte Solarworld derzeit die Nr. 2 auf der Welt sein nach PERC-Zellfertigungkapazitäten (800 MW) und hier sind die Chinesen alles andere als führend, denn die sind ja jetzt erst gerade dabei signifikante PERC-Zellfertigungskapazitäten aufzubauen.
ich würde mal sagen so schlecht sieht es rund um Solarworld gar nicht aus, aber dieser Turn Around ist schon sehr zäh. Jedoch erwarte ich im kommenden Jahr dann schon bessere Zahlen als die Herren Analysten es aktuell erwarten, denn die Voraussetzungen für Solarworld sind nach wie vor gut mit einer hohen globalen Nachfrage, US-Strafzölle gegen die Chinesen weiter hoch mit 30%, schwacher Euro, frühzeitige Produktionsumstellung auf PERC und mit den neuen bifazialen Modulen (Gewinnung von Solarstrom auf der Modulrückseite durch reflektierendem Licht - Mehrertrag bis zu 25%) kann man sicher neue Märkte finden mit Nordafrika, dem Mittleren und Nahen Osten.
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