Bossmen, du hast mein volles Mitgefühl, und das sage ich ganz ohne Häme.
Es ist verdammt schwer, sich von einer Aktie zu trennen die nur noch nach unten geht. Denn man denkt ja, nur realisierte Verluste sind echte Verluste. Was auch ein ganzes Stück weit stimmt, denn viele Aktien haben es an sich, auf lange Sicht eher zu steigen als zu fallen, und wer nur genug Geduld hat, wird mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit am Ende doch mit nem Plus wieder verkaufen können.
Naja, und dann gibt es Aktien wie Bayer. Die seit acht Jahren, mit wiederholten längeren Verschnaufpausen, nur eine Richtung kennt, und zwar nach unten. Seit dem ATH Anfang April 2015 ist die Aktie um 76% gefallen, während der DAX in der gleichen Zeit 28 Prozent gestiegen ist.
Ich hab mich tierisch geärgert, als ich bei 46 Euro ausgestiegen bin, da mein break-even ex dividende immerhin bei knapp über 58 Euro lag. Das waren gut 20 Prozent realisierter Verlust. Aber manchmal ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende. Bayer hat einfach zu gravierende fundamentale Probleme. Gut, die traten Anfang des Jahres ein wenig in den Hintergrund durch den Optimismus, der mit der bekannt gewordenen Neubesetzung des CEO-Postens aufkam. Und das war dann auch die Zeit, wo ich auf den Zug aufgesprungen bin. Aber es hat halt einfach nicht ausgereicht, um die nachhaltige Trendwende bei Bayer einzuleiten.
Ich schätze, die Lehre aus dem Bayer-Debakel muss sein, dass man als Anleger seine Hausaufgaben macht, und wirklich schaut, ob ein Unternehmen gravierende fundamentale und strukturelle Risiken aufweist, die gegen ein Investment sprechen. Und seien wir ehrlich, die gab es auch Anfang des Jahres noch zuhauf bei Bayer. Aber viele, mich eingeschlossen, haben sich blenden lassen, weil man dachte, neue Besen kehren gut, und Anderson würde frischen Wind rein bringen. Am Ende kocht er auch nur mit Wasser. Zu seiner Ehrenrettung muss man sagen, er hat vom Vorgänger einen völlig gegen den Wand gefahrenen Konzern übernommen. Aber ein wenig Zaghaftigkeit beim Angehen der wirklichen Probleme von Bayer muss man ihm schon attestieren.
Lange Rede, kurzer Sinn: nach vorne gucken, das ganze abhaken, und beim nächsten Mal klüger sein. Das ist das einzige, was man machen kann.
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