Zur Abwechslung mal etwas zu den Finanzkennzahlen von Tesla, insbesondere im ersten Quartal 2020.
Im ersten Quartal 2020 hat Tesla genau 14.176 mehr Fahrzeuge produziert als verkauft. Das heißt, dass der Bestand an Fahrzeuge um diese Anzahl gestiegen sein muss.
Im ersten Quartal 2019 war die Entwicklung sogar ähnlich, da hatten wir einen Produktionsüberschuss von 14.119 Fahrzeugen.
So weit, so gut. Wie haben sich diese demnach vergleichbaren Entwicklungen bei den Beständen auf die Vorräte zum jeweils 31.3. ausgewirkt?
In 2019 haben sich die Bestände zum 31.3.2019 um USD 724 Mio. erhöht. Was macht das pro Fahrzeug aus (unter der vereinfachten Annahme, dass sich keine größeren Bestandsveränderungen aus den Bereichen PV und Service ergeben; da dieses Geschäft bezüglich Wareneinsatz relativ stabil ist, kann man sicherlich davon ausgehen, dass die Auswirkungen hier ziemlich gering sind)?
Pro Fahrzeug macht das eine Erhöhung von rd. TUSD 51 aus.
Wenn man bedenkt, dass der Durchschnittserlös pro Fahrzeug im ersten Quartal 2019 TUSD 57 betragen hat und die Rohgewinnspanne rd. 20 % (übrigens alle Angaben aus den Tesla-Quartalsberichten), müssten die Produktionskosten pro Fahrzeug bei rd. TUSD 46 liegen. Darauf komme ich auch, wenn ich die Produktionskosten der verkauften Fahrzeuge im ersten Quartal 2019 (USD 2.856 Mio.) durch die verkauften Fahrzeuge (61.656) teile.
Und nun der interessante Teil: wir spielen das ganze mal für das erste Quartal 2020 durch…
In 2020 haben sich die Bestände zum 31.3.2020 um USD 942 Mio. erhöht. Was macht das nun in Q1/2020 pro Fahrzeug aus (vereinfachte Annahme w. o.)?
Pro Fahrzeug macht das eine Erhöhung von rd. TUSD 66 aus. Wenn man bedenkt, dass der Durchschnittserlös pro Fahrzeug im ersten Quartal 2020 TUSD 59 betragen hat und die Rohgewinnspanne rd. 25 %, müssten die Produktionskosten pro Fahrzeug bei rd. TUSD 44 liegen. Darauf komme ich auch in etwa, wenn ich die Produktionskosten der verkauften Fahrzeuge im ersten Quartal 2020 (USD 3.699 Mio.) durch die verkauften Fahrzeuge (82.392) teile.
Nun sollte es eigentlich so sein, dass Vorräte auch bei Tesla mit den Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten zu bewerten sind. Die mehr produzierten Fahrzeuge dürften somit lediglich zu einer Bestandserhöhung von etwa USD 600-650 Mio. führen.
Die große Frage ist also, wo kommen die rd. USD 300 Mio. zusätzlichen Vorräte her?
Und noch einmal zu den Forderungen aus L+L:
In Q4 2019 hatten wir einen Rekordabsatz von 112.095 Fahrzeugen. Die offenen Forderungen zu diesem Zeitpunkt betrugen USD 1.324 Mio.
In Q1 2020 wurden 23.600 Fahrzeuge weniger ausgeliefert. Trotzdem gingen die Forderungen nur um USD 50 Mio. zurück (der Wert entspricht etwa 1.000 Fahrzeugen).
Gerne auch andersrum:
Zum 31.12.2019 stand ein Wert von etwa 24.000 Fahrzeugen als Forderung in der Bilanz.
Zum 31.3.2020 hatten wir eine Größenordnung von rd. 23.000 Fahrzeugen als Forderungen aus Lieferungen und Leistungen in der Bilanz stehen, und das trotz erheblich geringerer Verkäufe im ersten Quartal 2020...
Dass die Zahlen zum 31.12. realistischer scheinen als die Zahlen zum Ende des ersten Quartals liegt vielleicht auch daran, dass die Ansätze zum 31.12. durch den Abschlussprüfer in der Regel intensiv geprüft werden dürften…
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