Über/Unterbewertung sind eigentlich ziemlich seltsame Begrifflichkeiten. Dahinter steckt die Frage: "Was ist der Wert eines Guts?" Ich neige dazu, das etwas vereinfachend so zu beantworten: "Der Wert hat mit dem Gut nicht viel zu tun. Er ist einfach das, was jemand bereit ist, dafür zu bezahlen. Ein einziger Käufer genügt."
So gesehen, gibt es keine Überbewertung (oder Unterbewertung). Wenn jemand bereit ist, $250 für eine Tesla-Aktie zu bezahlen, dann ist sie $250 wert. Basta. Ganz egal, was mit Verkaufszahlen, Gigafactory, Lithium, Gewinnen, etc. ist. Wenn umgekehrt niemand bereit ist, mehr als $107 für eine AAPL zu bezahlen, dann ist sie eben nur $107 wert.
Machen wir ein anderes Beispiel. Mir persönlich wäre ein echter Picasso vielleicht 2.000 wert, um ihn mir ins Wohnzimmer zu hängen und gelegentlich zu betrachten. Wäre ich ein echter Kunstliebhaber, vielleicht auch 50.000. Wäre ich aber reich und der Meinung, dass es jemanden auf der Welt gibt, der für das Bild 120Mio bezahlt, dann würde ich es sofort für 100Mio kaufen. In der Sekunde wäre es dann exakt 100Mio wert. Wenn ich es dann jenem anderen für 120Mio verkaufe, dann ist es 120Mio wert. Wenn der es dann nach ein paar Monaten oder Jahren nur noch für 10Mio los kriegt, dann ist es nur noch 10Mio wert.
Ich denke dieses Beispiel, wo es wirklich keinen konkreten "Wert" gibt außer dem Verkaufspreis, passt gut auf all die dubios bewerteten Aktien wie Tesla, Netflix, Facebook, etc. Im Fall Apple oder IBM ist die Lage leicht anders. Man kann halbwegs vernünftige Wertberechnungen auf Grund der Gewinn- oder Immobilien-, Patentsituation und dergleichen anstellen. Sehr viel hilft einem das aber auch nicht, wenn niemand bereit ist, diesen errechneten Wert zu bezahlen. |