Klöckner-Chef kauft mitten im „Klein-Crash“ eigene Aktien
von Cindy Bach
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Duisburger Stahlhandelskonzern Klöckner & Co. musste vergangene Woche seinen Anteilseigner erneut einen Quartalsverlust präsentieren. Wegen eines schwachen Europa-Geschäfts zu Jahresbeginn stand im ersten Quartal unter dem Strich ein Verlust von 10 Mio. Euro in den Büchern. Analysten hatten zumindest einen kleinen Gewinn erwartet. Doch gute Geschäfte in Nordamerika konnten die enttäuschende Entwicklung in Europa nicht kompensieren. Operativ (EBITDA) verdiente der Konzern zu Jahresbeginn 45 Mio. Euro. Das ist ein Einbruch um mehr als die Hälfte im Vergleich zum noch sehr starken Vorjahreszeitraum, aber dreimal so viel wie im Schlussquartal 2011, als der Stahlhandel in Europa angesichts der unsicheren Wirtschaftsaussichten praktisch am Boden lag.
Der Umsatz stieg im ersten Quartal dank des MacSteel-Beitrags um 22,6% auf rund 1,9 Mrd. Euro. Vor einem Jahr hatte KlöCo den amerikanischen Konkurrenten MacSteel übernommen und waren so in die Top drei der US-Stahlhandelsunternehmen aufgestiegen. Bereinigt um die Übernahme wäre der Erlös ebenso wie der Absatz leicht gesunken.
Trotz der Schwierigkeiten will Klöckner & Co schon in der zweiten Jahreshälfte die langfristige Wachstumsstrategie wieder aufnehmen. Dann sollen die Restrukturierung in Europa und die Integration von MacSteel in den USA abgeschlossen sein. Bis 2020 will das Unternehmen zum global führenden Stahlhändler heranwachsen. Dabei setzt KlöCo vor allem auf Zukäufe. Besonders in den Schwellenländern, aber auch in den USA sah das Unternehmen zuletzt Chancen. In der Kasse hat der Konzern nach eigenen Angaben knapp eine Milliarde Euro für Zukäufe. Seit 2006 hat Klöckner 24 Übernahmen unter Dach und Fach gebracht.
Der MDAX-Wert ging auf Talfahrt. Das Papier rauschte binnen weniger Tage von Kursen um 9,80 Euro bis auf aktuell 7,75 Euro nach unten. Auch wenn es bei den vorgelegten Q1-Zahlen keine wirkliche Überraschung gab, so zeigten sich die Börsenakteure von dem vagen Ausblick enttäuscht. Zu viele "Wenn und Aber". Mehrere Analysten stuften die Aktie nach eingehender Analyse der Q1-Zahlen und Prognosen heftig ab. So sprachen die Analysten der NordLB, die bisher für den Titel eine Halteempfehlung mit einem Kursziel von 11,00 Euro gaben, gestern eine Verkaufsempfehlung aus. Das Kursziel senkten Sie deutlich auf 6,50 Euro.
Gisbert Rühl beweist "antizyklische Stärke"
Von all dem nicht beeindrucken ließ sich Vorstandsschef Gisbert Rühl. Mitten hinein in das Kursdebakel kaufte er am 10. Mai 10.000 Klöckner-Aktien zu 8,34 Euro je Anteil.
Sicher: mit 83.374 Euro investiert der CEO damit keine Unsummen. Gleichwohl setzt er aber ein Zeichen: Der langfristige Kurs bei Klöckner stimmt. Die fundamentale Bewertung ist mit Kursen unter 8 Euro Lichtjahre vom Buchwert des Unternehmens entfernt (aktuell: 18,90 Euro je Aktie, KBV von 0,41) und der aktuelle Börsenwert macht gerade einmal ein Zehntel eines Jahresumsatzes aus. Und so kann es durchaus sein, dass der "Klöckner-Insider" mit seinem antizyklisches Handeln erfolgreich ist. Er steigt ein, wenn alle flüchten und wird deshalb zu deutlich günstigeren Kursen zum Zuge kommen, als all jene, die ein Klöckner-Investment in Erwägung zogen, als die Finanzwelt voll des Lobes für den MDAX-Wert war.
Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Feiertag. |