Teure Tickets, miese Bewertungen
aktualisiert am 05. August 2008 | Sebastian Wieschowski
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Für t-online.de von:
Allerdings gilt auch daselbe hier wie für Aktien und Sprit!
Die Nachfrage bestimmt den Preis!!!
Und wenn jemand so dämlich ist, denn man hat ja gewußt das es eine Million Tickets geben wird, 191€ zu bieten, der muß sich eigentlich hinterher nicht beschweren!!
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http://reisen.t-online.de/c/15/80/04/94/15800494.htmlGünstige Tickets bei eBay: So wollte die Deutsche Bahn neue Kunden gewinnen. Doch nach drastischen Preissenkungen fühlen sich Erstkäufer abgezockt. Eigentlich müsste das Online-Auktionshaus die Bahn für Negativ-Bewertungen bestrafen - doch offenbar gelten für das Unternehmen Sonderregeln.
Der Preis ging hoch
Die Deutsche Bahn bietet seit dem 1. August auch Fahrkarten im Auktionshaus eBay an. Rund eine Million Tickets sind verfügbar, ein Teil davon konnte mit Geboten von einem Euro aufwärts ersteigert werden, weitere werden zum Sofortkauf angeboten. Nun sind viele Käufer sauer. Begonnen hatte die Verkaufsaktion am 1. August mit knapp 3000 Doppelfahrkarten, Startgebote ab einem Euro - und die eBay-Gemeinde bot kräftig mit. Für 191 Euro ging die erste Karte weg, nach einigen Stunden pendelten sich die Preise bei rund hundert Euro ein. Einen Tag später offerierte die Bahn dieselben Tickets erneut - diesmal zum Festpreis von 66 Euro. Wer zu Beginn der Bahnauktionen mitgesteigert hatte, bezahlte im Vergleich zum Festpreisangebot dreimal so viel.
Bevorzugte Bahn?
Negative Bewertungen bei eBay sind schmerzhaft - seit Februar 2008 bestraft eBay Verkäufer sogar noch härter. Wer einen bestimmten Anteil an neutralen oder negativen (beides wird nachteilig gewertet) Bewertungen erreicht, muss damit rechnen, dass seine Artikel bei der Anzeige der Suchergebnisse zurückgestuft werden, sein Handelsvolumen beschränkt und zuletzt sogar das Konto gesperrt wird. Für die Sonderangebote des Nutzers "db_bahn" wirbt eBay aber weiterhin auf der Startseite - obwohl das Bewertungsprofil des Mitglieds nach nur zwei Monaten mit negativen und neutralen Bewertungen zugepflastert ist. Der Stand am Montagnachmittag: 120 positive, 47 negative oder neutrale Bewertungen - macht eine miese Quote von 72,9 Prozent positiver Bewertungen.
Nutzer beschweren sich
Einige Nutzer-Kommentare: "Tolle Abzocke, cool, schöne Volksverdummung, und eBay spielt mit", schimpft Benutzer "hey_meins!", der Tickets für 106,66 Euro gekauft hat. "So clever reingelegt zu werden, ist eine lustige Sache. Weiter so, Deutsche Bahn", schreibt "dilo3" der Bahn ins Bewertungsprofil. "Warum nicht gleich im Sofortkauf?", fragt "modellbahner09". "Das ist Abzocke und kein ehrliches Geschäft." Unzählige Bahnkunden sind empört: "Die Karten habe ich gekauft, um meine Schwester in München zu besuchen. Dafür habe ich drei mal zwei Tickets ersteigert, jeweils für um die 110 Euro", sagt Daniela Bode. "Am Anfang fand ich das Angebot okay, da die Angebote der Bahn für 29, 39 oder 49 Euro sowieso immer weg sind", ergänzt die alleinerziehende Mutter aus Dresden. Als sie kurz nach ihrem Gebot erneut bei eBay vorbeischaute und dasselbe Angebot zum Festpreis von 66 Euro sah, war Bode die Reiselaune vergangen: "Ich bin schockiert, wütend und unbeschreiblich sauer auf die Deutsche Bahn." Sie kontaktiert die Bahn via eBay, will den Kauf rückgängig machen. Doch die Antwort der Bahn ist so kurz wie klar: "Sie können Ihr DB-eBay-Ticket nicht umtauschen oder erstatten lassen. Bitte haben Sie aufgrund der besonderen Konditionen des Angebots Verständnis dafür", heißt es in der Rückmeldung.
Verbraucherschützer wollen Bahn abmahnen
Wegen dieser "besonderen Konditionen" droht der Bahn jetzt Ungemach: Die Verbraucherzentrale Berlin bereitet nach Informationen von Spiegel Online eine Abmahnung gegen das Bahn-Angebot vor. Zwar zählt das Bürgerliche Gesetzbuch einige Verträge auf, die gerade nicht unter die Fernabsatzregelungen fallen - unter anderem, wenn es um die Erbringung von Dienstleistungen in den Bereichen Unterbringung oder Beförderung geht - und sich der Unternehmer verpflichtet, die Dienstleistungen zu einem bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb eines genau angegebenen Zeitraums zu erbringen. "Nach meiner Überzeugung kann sich die Bahn hierauf aber nicht berufen, da es sich bei den Tickets praktisch um Gutscheine handelt, die keine konkrete Fahrt zum Gegenstand haben", erklärt Ronny Jahn von der Verbraucherzentrale. "Die Bahn verweigert das Widerrufsrecht hier also zu unrecht. Wir werden die Bahn daher abmahnen", kündigt der Internet-Experte an. Und damit nicht genug: "Auch die Tatsache, dass die Karten nach dem 31.10.2008 erstattungslos verfallen sollen, halte ich rechtlich für unzulässig. Auch deswegen werden wir die Bahn abmahnen."
Kooperation Bahn und eBay
Doch nicht nur an der Preisgestaltung haben die eBay-Nutzer etwas auszusetzen, auch die Rahmenbedingungen der Kooperation zwischen eBay und der Bahn stoßen manchen Mitgliedern übel auf: "Es gibt unzählige eBay-Mitglieder, welche bei weit geringeren Verstößen sofort des Feldes verwiesen wurden", schimpft Nutzer "6erpackbrause". Offenbar legt eBay seine eigenen Nutzergrundsätze für die Bahn anders aus als für normale Verkäufer: Mit einem Bewertungsstand, wie ihn der Nutzer "db_bahn" derzeit hat, müssten eigentlich Handelsbeschränkungen greifen. Der Widerrufsausschluss, den die Bahn für ihre Festpreisgebote auf eBay voraussetzt, dürfte normalerweise bei eBay nicht gern gesehen sein. Immerhin haben Kunden bei Online-Käufen von gewerblichen Händlern nach § 312d Absatz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuches das Recht, den gekauften Artikel innerhalb einer bestimmten Frist ohne Angabe von Gründen zurückzugeben. Ebenfalls nicht gern gesehen sind bei eBay massenhaft eingestellte identische Artikel: "Zurzeit ist es bei eBay nur möglich, zehn identische Artikel gleichzeitig einzustellen", heißt es in der Hilfefunktion von eBay. Für die Bahn gilt die "Zehn-Artikel-pro-Tag"-Regel nicht - allein am ersten Tag der Bahn-Aktion gingen genau 2994 einzelne Auktionen mit dem identischen Inhalt an den Start.
Anderes Recht für die Bahn?
Auch bei eBay ist inzwischen angekommen, dass nicht jeder Nutzer die Aktion "bahntastisch" findet: "Wir können feststellen, dass mancher Unmut zu negativen Bewertungen führte", sagt eBay-Sprecherin Leonie Bechtoldt Spiegel Online. Konsequenzen wegen zu vieler negativer Bewertungen müssten zudem "im Einzelfall" geprüft werden. "Teilweise konnte man aber auch feststellen, dass Bewertungen getätigt wurden, die keinen Bezug zum eigentlichen Kauf haben", sagt Bechtoldt. Deshalb denkt man bei eBay "momentan" nicht über weitere Konsequenzen nach. Warum der Auktionsriese der Bahn trotzdem gestattet, die Versandkosten mit 2,50 Euro zu berechnen, das Widerrufsrecht auszuschließen und massenhaft dieselbe Auktion einzustellen - dazu bezieht eBay dagegen keine Stellung und verweist lieber direkt an die Pressestelle der Bahn.
Größtmögliche Transparenz
Man nehme das Kunden-Feedback ernst, heißt es von dort: "Im Rahmen der aktuellen eBay-Kooperation haben allerdings von Anfang an größtmögliche Transparenz bei der Kommunikation der Angebotsbedingungen hergestellt", erklärt Bahnsprecher Jürgen Kornmann. Weil der große Andrang der Bieter auf die Auktion am 1. August jedoch sogar die Bahn überrascht habe, sollen nun die Erlöse aus den vier Charity-Auktionen für den Deutschen Behinderten-Sportverband um einen "substantiellen" Betrag erhöht werden. Kornmann teilt aber auch mit: "Wir können nachvollziehen, dass sich ein Bieter ärgert, wenn er das gleiche Ticket später günstiger erhält."
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Bahnfahrn macht Spaß!!